So findest du zurück zu dir selbst
Ein Moment in Stille, der dich verändert
Der Regen war nicht laut, aber stetig. Ein flüchtiges, silbriges Rieseln, das wie ein feines Netz aus Tropfen auf die moosbedeckten Steine fiel. Du standest mitten im Nebelwald von Monteverde, in einem weiten, leinenen Mantel, der dir bis zu den Knien reichte. Deine Stiefel – aus abgenutztem Leder, von unzähligen Wegen gezeichnet – sanken leicht in den weichen Boden. Es roch nach Erde, nach altem Holz und nach Freiheit. Du konntest deinen eigenen Atem hören. Und spüren. Endlich wieder spüren.
Finde dich dort, wo du verloren gingst
Du erinnerst dich: an das Büro, das Brummen der Neonröhren, die flachen Gespräche, das Leuchten der Bildschirme, das Leuchten deiner Augen, das langsam verschwand. Der Spiegel hatte dich schon lange nicht mehr erkannt. Dort verlorst du dich. Nicht auf einmal, sondern Stück für Stück, wie das leise Rinnsal, das sich in den Felsen gräbt.
Es war kein Zufall, dass du gegangen bist. Du hattest nur vergessen, dass du es wolltest. Du warst müde. Nicht nur körperlich. Es war, als hätte sich etwas in dir aufgelöst. Die Gedanken kreisten. Fragen kamen hoch: Wer bist du – jenseits von Aufgaben, Erwartungen und Plänen?
Folge dem Ruf deiner inneren Stimme
Der Pfad war schmal, von Farnen umrahmt. Ein kleiner Kolibri flatterte an deiner Schulter vorbei. Du bliebst stehen, dein Blick verlor sich im Grün. Dein Herz erinnerte sich. Du hörtest sie wieder: diese leise Stimme, die du früher oft verjagt hattest, wenn sie zu weich, zu wild, zu unbequem war. Sie sprach nicht in Worten, sondern in Bildern, Empfindungen, Erinnerungen an Tage, an denen du noch lachtest, ohne Grund, einfach weil du warst.
In diesem Moment wusstest du: Du bist nicht verloren. Du bist nur auf Umwegen.
Erkenne, wer du wirklich bist
Du saßt später am Feuer. Eine kleine Hütte aus Eukalyptusholz. Der alte Mann, der sie dir für die Nacht überließ, sagte nichts. Er reichte dir eine Decke und einen Blick, der mehr wusste, als Worte je sagen konnten. Du rochst das Harz, das knisternde Feuer, hörtest das Zirpen der Insekten und das Grollen in der Ferne.
Du dachtest an deine Kindheit. An die Zeit, in der du Held deiner eigenen Welt warst. An den Mut, den du hattest, zu träumen. Deine Hände umschlossen die Tasse – heißer, kräftiger Yirgacheffe. Kein Flat White, kein Schnickschnack. Nur bitter, stark, echt.
In deinem Inneren begann sich etwas zu rühren. Eine Ahnung. Eine Wahrheit. Ein Satz:
Du warst nie jemand anders. Du warst nur leise geworden.
Lerne, dich wieder zu erinnern
Du begannst, dir Fragen zu stellen. Nicht die üblichen. Sondern echte Fragen:
- Was bringt meine Augen zum Leuchten?
- Wann vergesse ich Zeit?
- Wo war ich, als ich mich lebendig fühlte?
Die Antworten kamen nicht wie aus einem Ratgeber. Sie kamen wie alte Freunde – scheu, vorsichtig, liebevoll. Manchmal als Bild. Manchmal als Gefühl. Du schriebst sie nieder – in ein kleines Notizbuch mit Ledereinband. Deine Handschrift war zitternd. Aber sie war deine.
Die Welt braucht dein echtes Gesicht
Du bist nicht hier, um zu funktionieren. Du bist hier, um zu sein. So wie du bist. Ohne Maske. Ohne Rolle. Mit deinem zerzausten Haar, deinen Narben, deinen Hoffnungen. Die Welt braucht dich – nicht perfekt, sondern echt. Wenn du das erkennst, veränderst du alles.
Der Morgen kam wie ein Versprechen. Du tratst aus der Hütte, barfuß, die Füße feucht vom Tau. Die Sonne brach durch die Nebelschleier. Und du – du standst da, mit aufrechter Haltung. Deine Kleidung war einfach: ein lockeres Hemd, Leinenhose, ein altes Stirnband. Deine Augen blickten geradeaus – nicht mehr suchend, sondern wissend.
Nutze den Zauber der Langsamkeit
Du dachtest früher, du musst schnell sein. Schneller als der Tag, schneller als die anderen. Doch die Langsamkeit hat einen Zauber, den du vergessen hattest. Du aßest eine Mango – langsam, Stück für Stück, mit allen Sinnen. Du gingst durch die Berge von Chiapas, Schritt für Schritt, mit offenen Augen.
Langsamkeit ist kein Rückschritt. Sie ist Erinnerung. An das, was zählt.
Sei mutig und geh ins Unbekannte
Du wusstest nicht, was kommt. Doch das war okay. Du stiegst in das Boot – ein alter Einbaum, der auf dem Amazonas trieb. Der Ruderer war schweigsam, aber sein Blick sagte: „Du bist bereit.“ Du ließest die Ufer hinter dir. Die Zweifel. Die alten Geschichten.
Du trugst sie nicht mehr – die alten Klamotten deiner Vergangenheit. Stattdessen war da Leichtigkeit. Nicht in Worten, sondern im Gang. Deine Bewegungen waren wie eine Geschichte von Jack London, wild und frei, wie eine Fahrt mit Joseph Conrad, ins Herz der Dinge.
Finde Orte, die dich neu erschaffen
Da war das Kloster in Bhutan – hoch oben, über den Wolken, mit Gebetsfahnen im Wind. Da war der Lavasee in Äthiopien, heiß und pulsierend wie dein neuer Lebenswille. Da war der stille Waldsee in Schweden, an dem du mit Kai, dem alten Geologen, am Lagerfeuer saßt.
Und immer wieder: du. Nicht perfekt. Aber lebendig. Und ganz.
Du darfst neu beginnen – jederzeit
Du musst nicht alles wissen. Du musst nur fühlen, dass du wieder auf deinem Weg bist. Du darfst Fehler machen. Du darfst umkehren. Aber vor allem: Du darfst dich finden – mitten in dieser verrückten Welt.
Denn in Wahrheit bist du nie verloren gegangen. Du hast dich nur vergessen. Jetzt erinnerst du dich. Und das genügt.
Tipp des Tages: Nimm dir heute 20 Minuten Zeit. Geh allein spazieren. Kein Handy, kein Ziel. Nur du. Höre, was in dir spricht – und schreibe es nieder. Nicht perfekt, sondern echt.
Zitat zum Schluss: „Du kannst dich nicht verlieren – du kannst dich nur vergessen. Und das Schöne ist: Erinnerung ist immer möglich.“
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