Wenn Träume an der Realität zerbrechen

Wenn träume an der realität zerbrechen
Lesedauer 11 Minuten

Wenn Träume an der Realität zerbrechen

Die Morgensonne taucht die engen Gassen von Lissabon in goldenes Licht. Leonora, Grafikdesignerin aus München, sitzt in einem kleinen tasca im Stadtteil Alfama und nippt an ihrem Galão. Ihre Finger umschließen die warme Keramiktasse, während sie durch das angelaufene Fenster auf die bunten Azulejos der gegenüberliegenden Hausfassade starrt. Vor drei Jahren hatte sie ihren sicheren Job gekündigt, um ihre eigene Kreativagentur aufzubauen. Heute, nach einem weiteren schlaflosen Nacht, in der die Zahlen einfach nicht aufgehen wollten, spürt sie die Last der Entscheidung schwer auf ihren Schultern.

Neben ihr sitzt ein älterer Mann mit wettergegerbtem Gesicht, der an seinem Bica schlürft und die Zeitung liest. Das Licht fällt durch die schmalen Fenster und zeichnet Muster auf den abgewetzten Holzboden. Irgendwo in der Ferne hört man die Straßenbahn quietschen, die sich die steilen Hügel hinaufkämpft. Leonora denkt an all die anderen, die wie sie den Sprung gewagt haben – und daran, wie viele von ihnen bereits wieder verschwunden sind.

Die Statistik ist brutal ehrlich: Etwa 80 Prozent aller kleinen Unternehmen überleben die ersten fünf Jahre nicht. Doch warum? Was unterscheidet diejenigen, die durchhalten, von jenen, die scheitern?

Die unsichtbare Kluft zwischen Vision und Wirklichkeit

In einem Co-Working-Space in Hamburg-Altona tippt Felix auf seiner Tastatur. Der 34-jährige Softwareentwickler trägt einen dunkelgrauen Hoodie und hat seine Kopfhörer abgenommen, um mit einem potenziellen Kunden zu telefonieren. Durch die großen Fenster sieht man die Elbe glitzern, Containerschiffe ziehen majestätisch vorbei. Sein Startup für nachhaltige Logistiklösungen steht kurz vor dem Durchbruch – oder dem Zusammenbruch. Er kann es noch nicht genau sagen.

Der erste und vielleicht verheerendste Grund, warum Unternehmen scheitern, liegt in der fehlenden Marktforschung. Viele Gründerinnen und Gründer verlieben sich so sehr in ihre Idee, dass sie vergessen zu fragen: Braucht das überhaupt jemand? Leonora hatte das am eigenen Leib erfahren. Ihre erste Produktlinie – minimalistische Logos für Startups – war brilliant ausgeführt, doch die Zielgruppe, die sie sich vorgestellt hatte, existierte nicht in der Form, wie sie es sich erhofft hatte.

Eine aktuelle Beobachtung aus der Praxis zeigt: Unternehmen, die mindestens drei Monate intensive Marktrecherche betreiben, bevor sie investieren, haben eine um 60 Prozent höhere Überlebensrate. Das bedeutet nicht nur, Statistiken zu wälzen. Es bedeutet, mit echten Menschen zu sprechen. In Cafés, auf Messen, in Foren. Es bedeutet, zuzuhören, wenn die eigene Stimme am lautesten nach Bestätigung schreit.

Reflexionsfrage: Kennst du die drei größten Probleme deiner Zielgruppe wirklich – oder projizierst du nur deine eigenen Annahmen auf sie?

Praktische Übung: Führe in den nächsten zwei Wochen zehn Gespräche mit Menschen aus deiner Zielgruppe. Stelle offene Fragen und höre mehr zu, als du sprichst. Notiere dir ihre exakten Formulierungen.

Mini-Challenge: Erstelle eine Liste mit zehn Annahmen über deine Kunden. Überprüfe jede einzelne durch direkte Nachfrage oder Beobachtung.

Visualisierungsaufgabe: Schließe die Augen und stelle dir deinen idealen Kunden vor. Wo lebt diese Person? Was macht sie morgens als Erstes? Welche Ängste hält sie nachts wach? Male ein detailliertes Bild.

Das Gift der mangelnden Liquidität

In einem kleinen Atelier in Graz sitzt Johanna vor ihren Rechnungen. Die 41-jährige Keramikerin hat sich vor zwei Jahren selbstständig gemacht. Ihre Werkstatt riecht nach nassem Ton und Holzfeuer aus dem Brennofen. Draußen liegt frischer Schnee auf den Dächern der Altstadt, die Sturmglocke des Grazer Doms läutet in der Ferne. Sie hat einen großen Auftrag an Land gezogen – doch das Geld kommt erst in drei Monaten. Ihre Miete ist in zwei Wochen fällig.

Das ist der zweite Killer: Cashflow-Probleme. Nicht Profitabilität, sondern Liquidität. Du kannst auf dem Papier profitabel sein und trotzdem pleite gehen, wenn das Geld nicht fließt. Johanna hatte das unterschätzt. Ihre handgefertigten Keramikstücke waren begehrt, die Gewinnmarge gut – aber die Zahlungsziele ihrer Großkunden waren unmenschlich lang.

Eine Beobachtung aus der Finanzwelt zeigt, dass etwa 60 Prozent der gescheiterten Unternehmen nicht an fehlender Profitabilität scheitern, sondern an Liquiditätsengpässen. Das Geld ist irgendwo draußen, in Form von offenen Rechnungen, während die eigenen Verbindlichkeiten gnadenlos ticken.

Die Lösung? Unbequem, aber wirksam: Baue einen Liquiditätspuffer von mindestens drei Monaten auf, bevor du expandierst. Verhandle kürzere Zahlungsziele. Biete Skonto an. Und vor allem: Habe den Mut, Kunden abzulehnen, deren Zahlungsmoral zweifelhaft ist.

Reflexionsfrage: Weißt du genau, wie viel Geld in vier Wochen auf deinem Konto sein wird? Wenn nein, warum nicht?

Praktische Übung: Erstelle eine Liquiditätsplanung für die nächsten zwölf Wochen. Trage jeden erwarteten Zu- und Abfluss ein. Aktualisiere sie wöchentlich.

Mini-Challenge: Kontaktiere heute noch deine drei größten Schuldner und vereinbare konkrete Zahlungstermine.

Visualisierungsaufgabe: Stell dir vor, wie es sich anfühlt, wenn dein Konto immer mindestens drei Monatsgehälter aufweist. Welche Entscheidungen würdest du anders treffen?

Die Illusion, alles selbst machen zu müssen

Mitten in der Nacht brennt noch Licht in einem Büro in Zürich-Oerlikon. Damian, ein 38-jähriger Projektmanager, der sich als Unternehmensberater selbstständig gemacht hat, sitzt vor drei Bildschirmen. Sein dunkelblauer Pullover ist an den Ärmeln hochgekrempelt, eine Tasse Cold Brew steht halb leer neben ihm. Die Stadt unter ihm schläft bereits, nur vereinzelte Lichter funkeln in der Ferne, dahinter die dunklen Silhouetten der Voralpen.

Der dritte Grund für das Scheitern: fehlende Delegation. Damian macht alles selbst. Buchhaltung, Marketing, Kundenakquise, Projektdurchführung, sogar die IT. Er sagt sich, niemand könne es so gut wie er. In Wahrheit hat er Angst, loszulassen. Angst vor Kontrollverlust. Angst vor zusätzlichen Kosten.

Doch diese Einstellung ist toxisch. Neue Erkenntnisse aus der Organisationspsychologie zeigen, dass Unternehmerinnen und Unternehmer, die frühzeitig delegieren, nicht nur gesünder bleiben, sondern auch schneller wachsen. Warum? Weil sie sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können. Weil sie Raum schaffen für strategisches Denken statt operatives Hamsterrad.

Damian lernte das auf die harte Tour. Nach einem Burnout und drei verlorenen Großkunden musste er erkennen: Seine größte Stärke lag in der Strategieberatung, nicht im Erstellen von Rechnungen. Er engagierte eine virtuelle Assistentin aus Österreich und einen Freelance-Designer. Die Kosten waren überschaubar, der Gewinn an Lebensqualität und Geschäftserfolg immens.

Reflexionsfrage: Welche drei Tätigkeiten rauben dir die meiste Energie, ohne dass sie deinem Unternehmen wirklich dienen?

Praktische Übung: Führe eine Woche lang ein Zeitprotokoll. Notiere jede Tätigkeit und wie lange sie dauert. Markiere alles, was auch jemand anders machen könnte.

Mini-Challenge: Suche dir in den nächsten sieben Tagen einen Menschen oder einen Dienst, dem du eine einzige Aufgabe dauerhaft übergeben kannst.

Visualisierungsaufgabe: Stell dir deinen perfekten Arbeitstag vor. Mit welchen Aufgaben füllst du ihn? Was taucht in dieser Vision nicht auf?

Der stille Tod durch Marketing-Ignoranz

Ein windiger Nachmittag in Rostock. Die Ostsee schlägt graue Wellen gegen die Mole, Möwen kreisen schreiend über dem Hafen. In einem umgebauten Speicher hat Emilia, eine 29-jährige Fotografin, ihr Studio eröffnet. Die hohen Decken mit den sichtbaren Holzbalken geben dem Raum etwas Rohes, Authentisches. An den Wänden hängen ihre Arbeiten – kraftvolle Porträts, die Geschichten erzählen. Doch niemand kommt.

Der vierte Grund: Unsichtbarkeit. Das beste Produkt, der beste Service – nichts davon zählt, wenn niemand davon weiß. Emilia hatte gedacht, gute Arbeit spreche für sich. In einer idealen Welt täte sie das vielleicht. In unserer nicht.

Marketing ist kein notwendiges Übel, es ist Kommunikation. Es ist die Brücke zwischen deinem Angebot und den Menschen, die es brauchen. Aktuelle Trends zeigen, dass besonders Content-Marketing und authentisches Storytelling für kleine Unternehmen wirksam sind. Nicht die größten Werbebudgets gewinnen, sondern die echtesten Geschichten.

Emilia begann, auf sozialen Plattformen nicht nur Fotos zu zeigen, sondern die Geschichten dahinter zu erzählen. Sie schrieb über ihre Kunden, über deren Träume, über den Moment, in dem jemand sich zum ersten Mal im Bild wiedererkennt. Die Resonanz war überwältigend. Nicht weil sie plötzlich besser fotografierte, sondern weil sie sichtbar wurde.

Reflexionsfrage: Wenn ein potenzieller Kunde heute nach deiner Dienstleistung suchen würde – würde er dich finden?

Praktische Übung: Wähle einen Kanal (Website, Social Media, Newsletter) und verpflichte dich, dort sechs Monate lang jede Woche einen wertvollen Beitrag zu veröffentlichen.

Mini-Challenge: Erzähle heute jemandem außerhalb deines engsten Kreises von deinem Unternehmen. Beobachte die Reaktion.

Visualisierungsaufgabe: Stell dir vor, ein Artikel über dein Unternehmen erscheint in deiner Lieblingszeitschrift. Was steht darin? Was macht dein Angebot besonders?

Wenn Preise zu Selbstaufgabe werden

In einem Café in der Münchner Maxvorstadt sitzt Tobias, ein 33-jähriger Elektriker, der sich auf Smart-Home-Installationen spezialisiert hat. Vor ihm steht ein Espresso Macchiato, den er kaum beachtet. Er rechnet. Wieder und wieder. Sein neuester Kunde hat nach einem Rabatt gefragt. Und noch einem. Tobias hat nachgegeben. Wie immer.

Der fünfte Todesgrund: Unterbewertung der eigenen Leistung. Zu niedrige Preise aus Angst, Kunden zu verlieren. Tobias verdient inzwischen weniger pro Stunde als zu seiner Zeit als Angestellter – und arbeitet doppelt so viel.

Die Wahrheit ist unbequem: Dein Preis kommuniziert deine Wertschätzung für deine eigene Arbeit. Wenn du dich unter Wert verkaufst, zieht das nicht mehr Kunden an – es zieht die falschen Kunden an. Jene, die nur auf den Preis schauen, nie auf die Qualität. Die immer mehr verlangen werden und nie zufrieden sein werden.

Erkenntnisse aus der Preispsychologie zeigen: Höhere Preise signalisieren oft höhere Qualität. Menschen sind bereit, für Expertise zu zahlen – wenn man sie selbstbewusst vermittelt. Tobias musste lernen, seinen Wert zu kennen und zu kommunizieren. Er begann, Pakete statt Stundensätze anzubieten. Er fokussierte sich auf den Nutzen für den Kunden, nicht auf seine Zeit.

Das Ergebnis? Weniger Kunden, aber profitablere Projekte. Mehr Respekt. Mehr Freude an der Arbeit.

Reflexionsfrage: Spiegelt dein aktueller Preis die Qualität und den Wert wider, den du bietest – oder deine Angst vor Ablehnung?

Praktische Übung: Recherchiere, was drei Mitbewerber für vergleichbare Leistungen verlangen. Analysiere nicht nur den Preis, sondern auch die Positionierung.

Mini-Challenge: Erhöhe bei deinem nächsten Angebot den Preis um 20 Prozent. Beobachte, was passiert.

Visualisierungsaufgabe: Stell dir vor, du hättest nie Geldsorgen. Welchen Preis würdest du dann verlangen? Was hindert dich, das jetzt zu tun?

Die Tyrannei des fehlenden Systems

Spätabend in einem Coworking-Space in Linz. Die Donau fließt träge unter der Brücke hindurch, in der Ferne leuchtet das Ars Electronica Center in blauen und grünen Farben. Sophia, eine 36-jährige Ernährungsberaterin, sitzt zwischen Stapeln von Papieren. Irgendwo hier müsste die Rechnung für Frau Müller sein. Oder war das Herr Schmidt? Sie seufzt.

Der sechste Grund: fehlende Systeme und Prozesse. Chaos mag kreativ erscheinen, aber es ist tödlich für ein Unternehmen. Sophia verliert jede Woche mehrere Stunden, weil sie Informationen sucht, Termine doppelt vergibt oder Aufgaben vergisst.

Der Unterschied zwischen einem chaotischen Einzelkämpfer und einem erfolgreichen Unternehmer liegt nicht in der Kreativität, sondern in der Systematik. Erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer erschaffen Strukturen, die ihnen dienen. Checklisten, Templates, digitale Tools. Nicht um sich einzuengen, sondern um sich zu befreien.

Sophia begann klein. Sie führte ein CRM-System für ihre Kunden ein. Sie erstellte Standard-Antworten für häufige Fragen. Sie blockierte feste Zeiten für bestimmte Tätigkeiten. Plötzlich hatte sie Zeit. Zeit für strategisches Denken. Zeit für neue Angebote. Zeit zum Atmen.

Reflexionsfrage: Welche Aufgabe erledigst du jede Woche auf die gleiche Weise – ohne dass du dafür ein System hättest?

Praktische Übung: Wähle einen wiederkehrenden Prozess in deinem Unternehmen und dokumentiere jeden einzelnen Schritt. Erstelle eine Checkliste daraus.

Mini-Challenge: Implementiere in dieser Woche ein einziges digitales Tool, das eine deiner Aufgaben automatisiert oder vereinfacht.

Visualisierungsaufgabe: Stell dir vor, jemand müsste dein Unternehmen für eine Woche übernehmen. Würde diese Person zurechtkommen, oder wäre es das totale Chaos?

Wenn Leidenschaft zur Scheuklappen wird

Die Sonne steht tief über den Reisterrassen von Bali. Jana, eine 31-jährige Yogalehrerin aus Berlin, sitzt auf ihrer Terrasse und blickt auf das satte Grün. Sie hatte alles hinter sich gelassen, um hier ihre Traum-Retreat aufzubauen. Die warme Luft trägt den Duft von Frangipani und frisch gemähtem Gras. In der Ferne hört man die Gamelan-Musik eines Tempelfestes.

Der siebte Grund für das Scheitern: mangelnde Anpassungsfähigkeit. Jana hatte eine klare Vision – Yoga-Retreats für gestresste Großstädter. Doch dann kam eine globale Pandemie. Dann änderten sich Reisegewohnheiten. Dann bevorzugten Menschen plötzlich kürzere Auszeiten statt zweiwöchiger Retreats.

Jana klammerte sich an ihre ursprüngliche Idee. Sie ignorierte die Signale. Bis es fast zu spät war. Die Fähigkeit, sich anzupassen, ohne die Kernvision zu verlieren, ist eine der wichtigsten unternehmerischen Fähigkeiten. Es geht nicht darum, mit jedem Trend mitzugehen. Es geht darum, die Realität anzuerkennen und intelligent zu reagieren.

Jana pivotierte schließlich. Sie bot Online-Kurse an, Wochenend-Intensives, Hybrid-Modelle. Sie behielt ihre Werte, aber änderte ihre Methoden. Und überlebte.

Aktuelle Entwicklungen zeigen, dass flexible Geschäftsmodelle – solche, die sich schnell anpassen können – eine deutlich höhere Überlebensrate haben. Die Frage ist nicht, ob sich deine Branche verändern wird, sondern wann und wie schnell du reagieren kannst.

Reflexionsfrage: An welcher Überzeugung über dein Geschäft hältst du fest, obwohl die Realität dir etwas anderes zeigt?

Praktische Übung: Identifiziere drei Veränderungen in deiner Branche oder bei deinen Kunden in den letzten zwei Jahren. Wie hast du darauf reagiert?

Mini-Challenge: Teste in den nächsten zwei Wochen eine kleine Variation deines Angebots. Etwas, das du bisher nie probiert hast.

Visualisierungsaufgabe: Stell dir vor, deine Branche verändert sich radikal in den nächsten fünf Jahren. Wie sieht dein Unternehmen dann aus, wenn du erfolgreich bist?

Die Einsamkeit des Alleingangs

Herbstnebel liegt über Freiburg im Breisgau. Durch die schmalen Gassen der Altstadt fließen die Bächle, kleine Wasserläufe, die das Stadtbild prägen. In einem Büro über einer Buchhandlung sitzt Matthias, ein 42-jähriger Versicherungsmakler, der sich selbstständig gemacht hat. Draußen verfärben sich die Blätter am Schlossberg golden und rot.

Der achte Grund: Isolation. Matthias vermisst die Kollegen. Die Kaffeepausen. Die spontanen Brainstormings. Als Selbstständiger arbeitet er allein. Keine Feedbackschleife. Niemand, der ihn herausfordert oder ermutigt. Die Einsamkeit nagt an ihm, und mit ihr schwindet die Motivation.

Unternehmer scheitern oft nicht an fehlenden Fähigkeiten, sondern an fehlender Gemeinschaft. Menschen brauchen Menschen. Wir brauchen Sparringspartner, Mentoren, Gleichgesinnte, die uns verstehen. Die Herausforderung kennen. Die mitfühlen können, wenn wieder ein Deal geplatzt ist.

Matthias trat einem Unternehmer-Netzwerk bei. Einmal wöchentlich traf er sich mit anderen Selbstständigen zum Austausch. Er fand einen Mentor, einen erfahrenen Versicherungsmakler, der ihn beriet. Die Veränderung war spürbar. Nicht nur geschäftlich, auch emotional.

Neue Ansätze aus der Gemeinschaftspsychologie zeigen, dass soziale Unterstützung einer der stärksten Prädiktoren für unternehmerischen Erfolg ist. Nicht das größte Netzwerk, sondern das richtige.

Reflexionsfrage: Wann hast du das letzte Mal ehrlich mit jemandem über deine Herausforderungen als Unternehmerin oder Unternehmer gesprochen?

Praktische Übung: Suche dir eine Mastermind-Gruppe oder gründe selbst eine. Drei bis fünf Menschen, die sich regelmäßig treffen und gegenseitig unterstützen.

Mini-Challenge: Kontaktiere heute noch eine Person aus deiner Branche, die du bewunderst. Lade sie zu einem Kaffee ein.

Visualisierungsaufgabe: Stell dir dein ideales Support-Netzwerk vor. Wer gehört dazu? Welche Rollen spielen diese Menschen? Was hindert dich, das aufzubauen?

Wenn die eigene Psyche zum Saboteur wird

Regen prasselt gegen die Fenster eines Apartments in Wien-Neubau. Lena, eine 27-jährige Content-Creatorin, starrt auf ihren Bildschirm. Der Cursor blinkt. Seit einer Stunde. Sie sollte einen Pitch für einen großen Kunden schreiben, aber die Stimme in ihrem Kopf ist lauter: „Das wird sowieso nichts. Du bist nicht gut genug. Warum sollten sie gerade dich wählen?“

Der neunte Grund: mentale Blockaden und Selbstsabotage. Das Imposter-Syndrom. Die Angst vor Erfolg. Die Angst vor Misserfolg. Die inneren Stimmen, die flüstern, dass man nicht gut genug, nicht smart genug, nicht würdig genug sei.

Lena ist nicht allein. Aktuelle Beobachtungen aus der Neuropsychologie zeigen, dass bis zu 70 Prozent aller Menschen irgendwann in ihrem Leben mit Imposter-Gefühlen kämpfen. Bei Selbstständigen ist die Quote noch höher. Warum? Weil es keine externe Validierung gibt. Keinen Chef, der sagt: „Gut gemacht.“ Keine Beförderung, die Kompetenz bestätigt.

Der Weg durch diese mentalen Barrieren führt nicht über Ignorieren, sondern über Bewusstsein. Lena begann, ihre Gedanken zu beobachten, ohne sie zu bewerten. Sie führte ein Erfolgsjournal, in dem sie jeden Tag drei Dinge notierte, die gut gelaufen waren. Sie suchte sich therapeutische Unterstützung, um alte Glaubenssätze aufzulösen.

Erfolg ist zu 80 Prozent Psychologie und zu 20 Prozent Strategie. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber sie wird oft unterschätzt. Dein Mindset bestimmt deine Realität.

Reflexionsfrage: Welcher negative Glaubenssatz über dich selbst hindert dich am meisten, dein volles Potenzial zu entfalten?

Praktische Übung: Beginne ein Erfolgsjournal. Schreibe jeden Abend drei Dinge auf, die du heute gut gemacht hast, egal wie klein sie erscheinen.

Mini-Challenge: Sprich mit dir selbst für eine Woche so, wie du mit deinem besten Freund sprechen würdest. Beobachte, was sich verändert.

Visualisierungsaufgabe: Stell dir dein erfolgreiches Ich in fünf Jahren vor. Was sagt diese Version von dir zu deinen heutigen Ängsten?

Die langsame Erosion durch fehlende Work-Life-Balance

Mitternacht in einem Vorort von Köln. Durch die Fenster sieht man die Lichter der Innenstadt in der Ferne. Sebastian, ein 39-jähriger App-Entwickler, sitzt noch immer am Schreibtisch. Seine Partnerin schläft schon lange. Das Abendessen hat er vergessen. Wieder. Sein Rücken schmerzt, seine Augen brennen.

Der zehnte und vielleicht heimtückischste Grund: Selbstausbeutung. Die Unfähigkeit, Grenzen zu setzen. Der Glaube, mehr arbeiten bedeute mehr Erfolg. Sebastian hatte sich selbstständig gemacht, um freier zu sein. Stattdessen ist er zum Sklaven seines Unternehmens geworden.

Die Ironie ist bitter: Viele Menschen verlassen das Angestelltenverhältnis, um mehr Kontrolle über ihr Leben zu haben. Am Ende arbeiten sie mehr Stunden zu einem niedrigeren Stundenlohn unter schlechteren Bedingungen. Sie sind ihr eigener schlechtester Chef.

Neuere Erkenntnisse aus der Arbeitspsychologie zeigen eindeutig: Produktivität korreliert nicht linear mit Arbeitszeit. Nach einer bestimmten Schwelle sinkt die Qualität drastisch. Kreativität verkümmert. Gesundheit leidet. Beziehungen zerbrechen.

Sebastian musste das Krankenhaus besuchen, bevor er verstand. Burnout. Der Körper hatte die Grenze gesetzt, die er selbst nicht setzen wollte. In der Reha lernte er, anders zu arbeiten. Er führte feste Arbeitszeiten ein. Er nahm sich einen Tag pro Woche komplett frei. Er begann wieder Sport zu machen, Freunde zu treffen, zu leben.

Und sein Geschäft? Es lief besser. Nicht trotz, sondern wegen der Grenzen.

Reflexionsfrage: Wann hast du das letzte Mal einen ganzen Tag nichts für dein Unternehmen getan, ohne dich schuldig zu fühlen?

Praktische Übung: Definiere klare Arbeitszeiten und kommuniziere sie an deine Kunden. Halte dich eine Woche lang strikt daran.

Mini-Challenge: Plane heute noch eine Aktivität für nächste Woche, die nichts mit deinem Unternehmen zu tun hat und die dir Freude bereitet.

Visualisierungsaufgabe: Stell dir vor, wie ein erfolgreicher Tag für dich aussieht, der nicht nur Arbeit beinhaltet. Was ist anders als heute?

Der Weg durch das Feuer

Zurück in Lissabon. Leonora hat ihren Galão ausgetrunken. Die Sonne steht jetzt höher, das Licht ist klarer. Sie hat eine Entscheidung getroffen. Nicht aufzugeben, aber anders weiterzumachen. Sie wird ihre Preise erhöhen. Sie wird sich auf ihre Kernkompetenz konzentrieren. Sie wird um Hilfe bitten.

Die portugiesische Hauptstadt mit ihrer melancholischen Schönheit, dem Duft nach Bacalhau aus den kleinen Restaurants und dem Sound der Fado-Musik aus offenen Fenstern hat ihr etwas gelehrt: Auch nach jahrhundertelangem Auf und Ab stehen die Gebäude noch. Wer überleben will, muss flexibel sein wie die Korkeichen im Alentejo, die nach jedem Brand neu austreiben.

Die zehn Gründe, warum Unternehmen scheitern, sind keine unveränderlichen Schicksale. Sie sind Warnzeichen. Leuchttürme im Nebel. Wenn du sie erkennst, kannst du ihnen ausweichen.

Der Unterschied zwischen jenen, die scheitern, und jenen, die durchhalten, liegt nicht in der Abwesenheit von Problemen. Er liegt in der Art, wie sie damit umgehen. In ihrer Bereitschaft, zu lernen, sich anzupassen, um Hilfe zu bitten, Grenzen zu setzen und vor allem: an sich selbst zu glauben, auch wenn die Zahlen noch nicht stimmen.

Dein Tipp des Tages: Wähle heute einen der zehn Bereiche aus und setze eine konkrete Maßnahme um. Nur eine. Morgen die nächste. Erfolg ist nicht ein großer Sprung, sondern viele kleine Schritte in die richtige Richtung.

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