Warum kannst du keine Gefälligkeiten ablehnen?

Warum Kannst Du Keine Gefälligkeiten Ablehnen?
Lesedauer 4 Minuten
Warum kannst du keine Gefälligkeiten ablehnen?

Ah, du bist also wieder hier, auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage: “Warum zur Hölle fällt es mir so verdammt schwer, Gefälligkeiten abzulehnen?” Ehrlich gesagt, ich hab auch keine Ahnung. Aber ich werde es trotzdem versuchen, dir zu erklären, warum du wahrscheinlich mehr ein “Ja-Sager” bist, als dir lieb ist. Setz dich bequem hin, schnapp dir deinen Kaffee (oder was auch immer du als Getränk der Wahl verwendest, wenn du versuchst, in die Welt der Erwachsenen zu entkommen), und lass uns über diese unglaublich wichtige, absolut existenziell bedeutende Frage reden.

Stell dir vor, du gehst gerade aus dem Supermarkt, die Sonne scheint dir direkt ins Gesicht, es gibt nicht die geringste Wolke am Himmel, und alles ist perfekt. Du hast ein breites Grinsen auf dem Gesicht, als plötzlich diese eine Person auf dich zukommt – nennen wir sie mal der “Gefälligkeits-Retter”. Sie lächelt dich an, mit diesem fast schon unangenehm aufdringlichen Lächeln, und bittet dich um einen winzigen Gefallen. Ein Gefallen, der dir keinen Finger krümmen wird. „Kannst du bitte kurz meine Katze füttern, während ich im Urlaub bin?“

In deinem Kopf schreit es: „Nein, nein, nein! Aber du willst diese Person doch nicht enttäuschen, oder? Wer wäre so grausam, jemanden in Not so hängen zu lassen? Du bist ein guter Mensch!“. Und da ist es. Das „Ja“ rutscht aus deinem Mund, obwohl du innerlich schon verzweifelst. Du bist jetzt die Person, die mit einer Katze und einer Woche langem Stress gesegnet wurde. Oh, und übrigens, diese Katze hasst dich.

Und das passiert ständig, oder? Warum zur Hölle ist es so schwer, einfach „Nein“ zu sagen? Vielleicht liegt es daran, dass du denkst, dass du irgendwie moralisch versagst, wenn du die Bitte eines anderen ablehnst. Wie eine kleine Moral-Maschine in deinem Kopf, die dir ständig sagt: „WIR SIND GUTE MENSCHEN, ABER DU KANNST SIE NICHT ENTTÄUSCHEN.“

Es gibt einen psychologischen Begriff dafür, den du sicher noch nie gehört hast: „Soziale Erwünschtheit“. Ja, ich weiß, du hättest jetzt lieber einen coolen Namen wie „Superhero-Ich“ oder „Der-Nicht-Ablehner“, aber du bist eben ein Mensch, und Menschen sind dazu verdammt, in sozialen Interaktionen gut dazustehen. Deshalb hast du keine Wahl, als zuzustimmen, auch wenn du innerlich eine riesige Party von „NEIN“ feierst.

Aber es gibt noch eine andere, tiefere Sache, die du verstehen solltest. Wir sind von Natur aus „Herdentiere“, die sich unbewusst anpassen, um Konflikte zu vermeiden. Du weißt schon, die alten Urinstinkte – sich in der Gruppe einfügen, nicht auffallen, keine Steine ins Rollen bringen. Wir wollen gemocht werden, und das wird uns in der modernen Welt extrem zum Verhängnis. Da hilft auch kein cooles Outfit oder der neueste Sneaker. Du wirst immer der Typ sein, der „Ja“ sagt, weil du diese unangenehme Stille nicht ertragen kannst, die zwischen euch entsteht, wenn du es ablehnst.

Aber warte, es wird noch besser. Hast du dich jemals gefragt, warum du dich noch nicht gewehrt hast, als dir jemand diesen Gefallen aufgebrummt hat? Ich meine, du hättest „Nein“ sagen können, aber du hast einfach weiter genickt. Warum? Weil du dir Sorgen machst, dass dein „Nein“ wie ein „Du bist mir scheißegal“ rüberkommt. Wenn du es so genau nimmst, machst du es nicht für die andere Person, sondern für dich selbst. Du willst nicht, dass sie dich für einen egoistischen Bastard halten. Also nimmst du das Übel auf dich, als ob du es mit einem Lächeln wegwischen könntest. Spoiler: Du kannst es nicht.

Und hey, wusstest du, dass das sogenannte “Tugend-Dilemma” auch eine Rolle spielt? Dein Gehirn verdrahtet dich so, dass du automatisch an das Gute im Menschen glaubst – in diesem Fall an das Gute in dir selbst. Das ist auch der Grund, warum du denkst, dass du moralisch besser bist, wenn du Gefälligkeiten machst. Du fühlst dich großartig, weil du jetzt den Eindruck erweckst, ein Superheld zu sein, der Katzen füttert und nachts zur Rettung eilt. Aber in Wahrheit bist du einfach ein armer Trottel, der den Kopf schüttelt und sich fragt, warum er sich in so eine Situation gebracht hat.

Aber genug der Theorie. Du bist immer noch da, oder? Jetzt wirst du vielleicht noch ein bisschen neugierig, warum das überhaupt funktioniert. Also, was passiert wirklich in deinem Gehirn, wenn du jemandem einen Gefallen tust? Hormonell gesehen? Oh, das wird dir gefallen. Dein Gehirn schüttet gerade Endorphine aus – diese „Glückshormone“, die dir dieses „Ich habe das Richtige getan“-Gefühl vermitteln. Und jetzt, ganz ehrlich: Wer will nicht von diesen kleinen Glücksboostern überflutet werden? Du bekommst also einen kleinen Dopamin-Kick, und plötzlich fühlt sich alles großartig an – bis du realisierst, dass du nächsten Mittwoch um 5 Uhr in der Früh mit der Katze der Person den Gehweg fegen musst. Genial.

Aber hier ist der Knackpunkt: Du bist ein Mensch. Du kannst nicht immer ein „Ja-Sager“ sein. Irgendwann wird der Moment kommen, in dem du dich fragen wirst: „Warum zum Teufel tue ich das?“. Und dann, ja, dann wirst du anfangen, „Nein“ zu sagen. Nein zu der Katze, nein zu dem verfluchten Büro-Kaffee, nein zu den Leuten, die dich zu Partys zwingen, die du eigentlich nicht besuchen willst. Und hey, vielleicht wirst du es sogar gut finden. Vielleicht wird es sogar erfrischend sein.

Denn am Ende des Tages geht es nicht darum, wie gut du anderen gefällst. Es geht darum, wie du mit dir selbst klarkommst. Und wenn du es schaffst, öfter „Nein“ zu sagen, wirst du feststellen, dass du viel weniger die Katze füttern musst – im wahrsten Sinne des Wortes.

Und wenn dir das zu radikal erscheint, dann geh einfach nach Hause, zieh deine weichen Socken an und nimm dir vor, den nächsten Gefallen einfach auszusitzen. Schließlich sind wir alle hier, um uns zu entwickeln, und manchmal beginnt Entwicklung mit einem simplen „Nein“.

“Wenn du das Gefühl hast, du hast alles gesagt, dann hast du wahrscheinlich gerade erst angefangen.”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert