Spielend zum Ziel – ohne Kampf siegen
Die Salzluft Neuseelands vermischte sich mit dem Duft frisch gerösteter Kaffeebohnen, als Miriam Schönfelder, Turbinenwarterin bei einem Offshore-Windkraftbetreiber, vor dem Fenster ihres Gästehauses in Wellington stand. Draußen wälzten sich graue Wolken über die Cook Strait, während drinnen die Wärme eines Flat White ihre kalten Finger umschmeichelte. Sie war wegen einer dreimonatigen Fortbildung hier – eine Chance, die sie sich erkämpfen wollte. Doch je mehr sie kämpfte, desto weiter schien das Ziel zu rücken.
Ihr Kollege Fabian Lindström, ein finnischer Netzwerktechniker mit eisblauem Blick und einer Ruhe, die sie nervös machte, hatte ihr gestern eine Frage gestellt, die sie nicht loslassen wollte: „Warum kämpfst du gegen das System, wenn du es spielen könntest?“ Er hatte es beiläufig gesagt, während er an seinem Ristretto nippte und auf die Wellen starrte, die gegen die Kaimauer schlugen. Doch diese Worte hallten in Miriam nach, als wären sie in Bronze gegossen.
Warum der Kampf uns erschöpft und das Spiel uns beflügelt
Kämpfen bedeutet Widerstand. Es ist das Stemmen gegen eine Kraft, die größer erscheint als wir selbst. Miriam hatte ihr ganzes Leben gekämpft: gegen Vorurteile in einer männerdominierten Branche, gegen Selbstzweifel, gegen Chefs, die ihre Ideen überhörten. Doch jeder Kampf kostete Energie – und am Ende des Tages fühlte sie sich leer, ausgebrannt, als hätte sie gegen Windmühlen gekämpft. Ironisch, dachte sie, für jemanden, der Windturbinen wartet.
Spielen hingegen ist etwas anderes. Es ist das Verstehen von Regeln, das Erkennen von Mustern, das geschickte Nutzen von Möglichkeiten. Sieger spielen das Spiel des Lebens mit Strategie, Intelligenz und einer Leichtigkeit, die aussieht wie Magie – aber tatsächlich das Ergebnis tiefen Verstehens ist.
In einem kleinen Café in der Cuba Street, wo sich Künstler, Studenten und Geschäftsleute mischten, traf Miriam auf Yara Al-Mansour, eine palästinensisch-britische Verhaltensökonomin, die an der Victoria University forschte. Yara trug einen anthrazitfarbenen Wollmantel über einem cremefarbenen Rollkragenpullover und hatte die Angewohnheit, beim Sprechen mit ihren Silberringen zu spielen. „Kämpfer verschwenden 70 Prozent ihrer Energie auf Widerstand“, erklärte sie, während sie ihren Café au Lait umrührte. „Spieler investieren dieselbe Energie in das Verstehen des Systems – und gewinnen mit minimalem Aufwand.“
Die Anatomie des klugen Spiels
Was unterscheidet einen Kämpfer von einem Spieler? Die Antwort liegt nicht in der Anstrengung, sondern in der Ausrichtung.
- Kämpfer reagieren emotional – sie lassen sich von Frustration, Wut oder Verzweiflung treiben und verlieren dabei den Überblick.
- Spieler analysieren strategisch – sie beobachten, lernen und handeln erst, wenn sie die beste Bewegung kennen.
- Kämpfer sehen Gegner – überall Bedrohungen, Konkurrenz, Hindernisse.
- Spieler sehen Muster – Chancen, Verbindungen, unsichtbare Türen.
Miriam erinnerte sich an eine Situation vor drei Monaten. Ihr Vorgesetzter in Hamburg, Herr Koslowski, hatte ihre Idee für ein neues Wartungsprotokoll abgelehnt. Sie hatte dagegen argumentiert, hatte E-Mails geschrieben, war wütend geworden. Am Ende: nichts. Jetzt, in Neuseeland, beobachtete sie Fabian. Er hatte einen ähnlichen Vorschlag gemacht – aber auf andere Weise. Er hatte den Vorgesetzten gefragt, welche Prioritäten dieser hatte, hatte seine Idee dann so präsentiert, dass sie genau diese Prioritäten bediente. Resultat: Zustimmung innerhalb von 24 Stunden.
Schottland – Highland-Abenteuer der Seele
Drei Wochen später fand sich Miriam auf einer Wanderung durch die schottischen Highlands wieder – ein spontaner Zwischenstopp auf dem Rückweg nach Hamburg. Fabian hatte sie überzeugt: „Wenn du verstehen willst, wie man spielt statt kämpft, musst du die Natur beobachten. Sie kämpft nicht – sie passt sich an, sie fließt, sie findet immer einen Weg.“
Sie durchquerten nebelverhangene Täler, wo Heidekraut in violetten und rosa Tönen die Hügel überzog. Das Wasser des Loch Ness lag dunkel und geheimnisvoll vor ihnen, und die Luft schmeckte nach Moor und wildem Thymian. In einer rustikalen Bothy, einer einfachen Schutzhütte aus Stein, verbrachten sie die Nacht. Fabian entzündete ein Feuer, während Miriam heißen schottischen Whisky mit Honig und Zitrone zubereitete – ein traditionelles Getränk, das die Einheimischen „Hot Toddy“ nennen.
„Die Highlands haben nie gegen die Stürme gekämpft“, sagte Fabian leise, während die Flammen tanzten. „Sie haben sich geformt. Sie haben sich angepasst. Und deshalb stehen sie heute noch.“
Miriam verstand. Die Berge waren nicht stark, weil sie Widerstand leisteten – sondern weil sie verstanden hatten, wie man mit den Kräften der Natur tanzt.
Die Psychologie des Spielers: Vier Prinzipien
In den folgenden Wochen, zurück in Hamburg, begann Miriam ihr Leben nach neuen Regeln zu gestalten. Sie nannte sie ihre „Spieler-Prinzipien“:
| Prinzip | Kämpfer-Mentalität | Spieler-Mentalität |
|---|---|---|
| Zielorientierung | Ich will das durchsetzen! | Wie komme ich elegant dorthin? |
| Energieeinsatz | Maximale Kraft bei jedem Schritt | Minimaler Aufwand, maximale Wirkung |
| Emotionale Kontrolle | Reaktiv, getrieben von Gefühlen | Proaktiv, gesteuert von Strategie |
| Konfliktlösung | Konfrontation | Kooperation oder Umgehung |
Praktische Übung: Die 3-Schritte-Spieler-Transformation
Du kannst sofort beginnen, vom Kämpfer zum Spieler zu werden. Hier ist, wie:
Schritt 1: Beobachte das Spielfeld Bevor du handelst, nimm dir 48 Stunden Zeit, um die Situation zu analysieren. Wer sind die Spieler? Welche Regeln gelten – geschriebene und ungeschriebene? Was wollen die anderen wirklich?
Schritt 2: Identifiziere die Hebel Wo sind die Druckpunkte im System? In Miriams Fall war es das Bedürfnis ihres Vorgesetzten nach Effizienz und messbaren Ergebnissen. Als sie ihre Vorschläge neu formulierte und sie in diese Sprache übersetzte, öffneten sich Türen.
Schritt 3: Spiele mit Leichtigkeit Handele nicht aus Verzweiflung oder Druck, sondern aus Klarheit und Ruhe. Das ist die Kunst des klugen Spiels.
Die dunkle Seite des Kämpfens
Luisa Menendez, eine spanische Notfallsanitäterin aus Sevilla, die Miriam bei einem Erste-Hilfe-Kurs in Hamburg kennenlernte, erzählte eine Geschichte, die alles veränderte. Sie trug eine olivgrüne Leinenjacke und hatte Augen, die von zu vielen Nachtschichten erzählten. „Ich habe jahrelang gegen das System gekämpft“, sagte sie, während sie ihren Café con Leche austrank. „Gegen Überstunden, gegen schlechte Arbeitsbedingungen, gegen alles. Und weißt du, was passiert ist? Ich habe mich selbst verbrannt. Burnout. Sechs Monate Auszeit. Erst dann habe ich gelernt: Wenn du gegen einen Fluss kämpfst, ertrinkst du. Wenn du mit ihm schwimmst, kommst du ans Ziel.“
Neue Forschungsansätze in der Neuropsychologie zeigen, dass chronischer Widerstand – das permanente Gefühl, gegen etwas ankämpfen zu müssen – dieselben Stresshormone freisetzt wie körperliche Bedrohungen. Unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen einem Säbelzahntiger und einem schwierigen Chef. Das Ergebnis: Cortisol-Überflutung, Erschöpfung, gesundheitliche Probleme.
Mini-Challenge: Die 7-Tage-Beobachtungsphase
Nimm dir eine Woche Zeit und beobachte, wann du kämpfst und wann du spielst. Führe ein kleines Tagebuch:
- Wann fühlst du Widerstand in deinem Körper?
- Wann handelst du aus Emotion, wann aus Strategie?
- Wo könntest du statt frontal zu kämpfen einen eleganten Umweg nehmen?
Von Wellington nach Hamburg: Die Transformation
Zurück in Hamburg, an einem regnerischen Novembertag, saß Miriam in ihrem Stammcafé in der Sternschanze. Der Duft von frisch gebackenen Franzbrötchen mischte sich mit dem Aroma eines Americano. Vor ihr lag ein neuer Projektvorschlag – diesmal formuliert nicht als Forderung, sondern als Angebot. Sie hatte die Sprache ihres Chefs gelernt, seine Prioritäten verstanden, die unsichtbaren Regeln des Spiels erkannt.
Drei Tage später: Zustimmung. Das Projekt startete im Januar.
Was hatte sich verändert? Nicht ihre Ideen. Nicht ihre Kompetenz. Nur ihre Herangehensweise. Sie hatte aufgehört zu kämpfen und begonnen zu spielen.
Visualisierungsaufgabe: Dein innerer Schachspieler
Schließe für einen Moment die Augen. Stell dir vor, dein Leben ist ein Schachbrett. Du bist nicht der Bauer, der nur geradeaus stampfen kann. Du bist die Königin – beweglich, strategisch, mächtig. Wie würdest du deine nächsten drei Züge setzen, wenn du das gesamte Spielfeld überblicken könntest?
Reflexionsfragen für dein neues Spiel
- Wo kämpfe ich aktuell gegen Windmühlen?
- Welche Regeln des Spiels habe ich noch nicht vollständig verstanden?
- Wer in meinem Umfeld spielt bereits klug – und was kann ich von dieser Person lernen?
- Welcher meiner aktuellen „Kämpfe“ würde verschwinden, wenn ich einfach den Blickwinkel ändere?
Aktuelle Trends: Die Renaissance des strategischen Denkens
In den letzten Jahren beobachten Experten für Verhaltensökonomie einen bemerkenswerten Trend: Menschen, die in ihrer Karriere die größten Sprünge machen, sind nicht die härtesten Arbeiter – sondern die cleversten Strategen. Eine aktuelle Untersuchung in einer Fachzeitschrift für Organisationspsychologie zeigt, dass Führungskräfte, die „spielerisch“ an Probleme herangehen, 43 Prozent erfolgreicher in Verhandlungen sind als ihre kämpferischen Kollegen.
Die Gaming-Generation – Menschen, die mit Videospielen aufgewachsen sind – bringt genau diese Mentalität in die Arbeitswelt: Systeme verstehen, Muster erkennen, Strategien entwickeln. Sie fragen nicht: „Wie schlage ich mich durch?“ Sondern: „Wie funktioniert dieses Level?“
Das Geheimnis der Mühelosigkeit
Caspar Frey, ein österreichischer Restaurator aus Salzburg, den Miriam bei einer Konferenz in München traf, erklärte es mit einer Metapher, die ihr nie mehr aus dem Kopf ging. Er trug eine dunkelgraue Wollweste über einem weißen Hemd und hatte die ruhige Art eines Mannes, der sein Handwerk perfekt beherrscht. „Wenn ich ein altes Fresko restauriere“, sagte er, während er seinen Melange-Kaffee trank, „kämpfe ich nicht gegen die Zeit oder gegen den Verfall. Ich verstehe die Chemie, die Struktur, die Geschichte. Dann weiß ich genau, wo ich ansetzen muss. Ein falscher Pinselstrich aus Verzweiflung kann Jahrhunderte zerstören. Ein präziser Strich aus Verständnis kann sie bewahren.“
Die Kunst des Nicht-Tuns
Manchmal ist der klügste Spielzug: gar nicht zu spielen. Daoistische Philosophie nennt es „Wu Wei“ – das Handeln durch Nicht-Handeln. Es bedeutet nicht Passivität, sondern das Warten auf den perfekten Moment, in dem eine minimale Aktion maximale Wirkung entfaltet.
Miriam lernte das auf die harte Tour. Bei einem Projektmeeting wollte sie unbedingt ihre Meinung durchsetzen. Doch dann erinnerte sie sich an die Highlands, an die Stille der Bothy, an Fabians Worte über die Berge. Sie schwieg. Sie beobachtete. Und zwei Stunden später, als die Diskussion festgefahren war, sagte sie einen einzigen Satz – zur richtigen Zeit, im richtigen Ton. Das Meeting kippte. Ihr Vorschlag wurde angenommen.
Tipp des Tages: Beobachte heute eine Situation, in der du normalerweise kämpfen würdest. Halte inne. Atme dreimal tief durch. Frage dich dann: „Wie würde ein Schachmeister diesen Zug machen?“ Oft liegt die Lösung nicht in mehr Kraft, sondern in besserer Strategie.
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Über mich – Andreas Schulze
Ich bin Andreas Schulze, Schriftsteller und Autor zahlreicher Bücher über persönliche Entwicklung, Motivation und Bewusstsein. Seit mehr als vier Jahrzehnten beschäftige ich mich mit den Fragen, was Menschen antreibt, wie Veränderung entsteht und welche inneren Haltungen persönliches Wachstum ermöglichen.
Meine Arbeit basiert auf praktischer Erfahrung, ergänzt durch kontinuierliche Weiterbildung und den offenen Austausch mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebensbereichen – von Unternehmern und Führungskräften über Künstler bis hin zu Handwerkern und Angestellten. Diese Gespräche und Beobachtungen prägen mein Verständnis von Erfolg und Selbstwirksamkeit weit mehr als theoretische Modelle es könnten.
Seit über 20 Jahren führe ich Interviews und Dialoge mit Menschen weltweit. Heute geschieht das meist digital – über Plattformen wie Zoom oder Microsoft Teams – unterstützt durch moderne Übersetzungs- und Transkriptionstechnologien. So entstehen Begegnungen über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg, in denen Erfahrungen, Einsichten und Lebenswege geteilt werden.
Das Wissen aus dieser langjährigen Arbeit fließt in meine Bücher, Blogbeiträge und Coachings auf Erfolgsebook.com ein. Dabei geht es nicht um abstrakte Theorien, sondern um praktische Ansätze, die helfen, das eigene Denken zu reflektieren, Entscheidungen bewusster zu treffen und den eigenen Weg klarer zu gestalten.
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