Selbstwert beginnt tief im Innern

Selbstwert beginnt tief im innern
Lesedauer 3 Minuten

Selbstwert beginnt tief im Innern

Wie Neuro-Embodiment dein Ich stärkt

Als Finnja eines Morgens im Bus saß, ihre Thermosflasche mit grünem Tee in den Händen hielt und durch das leicht beschlagene Fenster blickte, wusste sie: So kann es nicht weitergehen. Seit Monaten fühlte sich die gelernte Schornsteinfegerin aus Bochum innerlich leer, obwohl sie äußerlich alles im Griff zu haben schien. Ihre Freunde beschrieben sie als stark, zielstrebig und hilfsbereit – doch in ihr tobte ein Sturm aus Selbstzweifeln. Was war los mit ihr?

Selbstwert: Unsichtbar und doch allgegenwärtig

Das Gefühl, nicht genug zu sein, nagt oft leise, aber kontinuierlich an uns. Es zeigt sich in Momenten, in denen wir Komplimente abwehren, in denen wir unsere Ideen zurückhalten oder Entscheidungen vor uns herschieben. Selbstwert ist nicht sichtbar wie ein Muskel – aber er bestimmt, wie wir auftreten, sprechen und leben. Und genau hier setzt ein faszinierender neuer Ansatz an: Neuro-Embodiment.

Was bedeutet Neuro-Embodiment genau?

Neuro-Embodiment verbindet Erkenntnisse der Neurowissenschaft mit körperzentrierten Methoden. Kurz gesagt: Es geht darum, wie dein Körper dein Denken beeinflusst – und umgekehrt. Studien wie die von Damasio (1994) und neuere Arbeiten von Candace Pert (2002) zeigen, dass unser Körper nicht nur ausführendes Organ des Geistes ist, sondern mitentscheidet, was und wie wir fühlen. Unsere Haltung, unser Atem, unsere Bewegungen senden Signale ans Gehirn – und formen unser Selbstbild.

Lennart und die vergessene Kraft des Körpers

Ein anderes Beispiel ist Lennart, ein 35-jähriger Verwaltungsfachangestellter aus Kiel. Nach einem Burnout vor zwei Jahren hatte er alles ausprobiert: Therapie, Coaching, Mediation. Nichts schien langfristig zu helfen – bis er bei einem Workshop zum Thema Neuro-Embodiment landete. Dort lernte er, seine Körperhaltung zu analysieren und gezielt zu verändern. „Ich wusste nicht, wie sehr ich mich innerlich klein gemacht habe – bis ich begann, mich wieder aufzurichten“, erzählt er. Heute steht Lennart nicht nur wörtlich, sondern auch sinnbildlich aufrechter im Leben.

Die Macht der Körpersprache auf das Ich-Gefühl

Amy Cuddy, Psychologin an der Harvard Business School, zeigte in ihrer berühmten Studie von 2012, dass sogenannte Power-Posen – also expansive Körperhaltungen – innerhalb von zwei Minuten das Selbstwertgefühl steigern können. Der Körper ist ein Resonanzraum für Identität. Wer bewusst atmet, Schultern hebt, den Blick hebt, aktiviert neuronale Netzwerke, die mit Selbstwirksamkeit verbunden sind.

Alltagstaugliche Übungen für mehr Selbstwert

Hier sind drei effektive Neuro-Embodiment-Techniken, die du sofort anwenden kannst:

  1. Die Morgenkraft-Übung: Stelle dich morgens vor den Spiegel. Hebe deine Arme wie ein Sieger, atme tief ein und sage laut: „Ich bin bereit!“ – Wiederhole das drei Mal. So aktivierst du dein dopaminerges System und stärkst deinen Tageseinstieg.
  2. Der Mut-Schritt: Mache im Alltag immer wieder bewusste, große Schritte. Laufe für zwei Minuten aufgerichtet mit offenen Schultern und bewusstem Atem. Das verändert deine Haltungsreflexe – und dein Mindset.
  3. Die innere Anker-Geste: Lege die Hand aufs Herz, wenn du Selbstzweifel verspürst, und sage innerlich: „Ich bin sicher in mir.“ Wiederholungen stärken neuronale Verbindungen – dieser Satz wirkt wie ein mentaler Anker.

Warum du deinen Körper nicht ignorieren darfst

Viele Menschen fokussieren sich bei der Arbeit an sich selbst ausschließlich auf mentale Aspekte: Affirmationen, Visualisierungen, Ziele. Doch der Körper ist das Eingangstor zu tiefer Transformation. Studien der Universität Freiburg (2020) zeigten, dass körperfokussierte Interventionen bei Angstsymptomen und Selbstwertproblemen signifikant wirksamer waren als rein kognitive Techniken. Der Grund: Emotionen entstehen im limbischen System – einem Bereich, der eng mit Körperempfindungen verbunden ist.

Was bedeutet das für deinen Alltag?

Wenn du dich bei Präsentationen klein machst, wenn du in Meetings deine Meinung nicht äußerst, obwohl du gute Ideen hast, dann könnte das nicht mangelndes Wissen sein – sondern ein unterdrückter Selbstwert. Nutze deinen Körper als Feedback-Tool: Wie sitzt du? Wie atmest du? Wie bewegst du dich?

Der Wendepunkt in Finnjas Geschichte

Für Finnja begann der Wandel an einem Samstagmorgen in einem stillgelegten Atelier in Dortmund, in dem ein Neuro-Embodiment-Retreat stattfand. Dort lernte sie, ihr „Körper-Ich“ zu befragen. Bei einer Übung, in der sie sich langsam und mit geschlossenen Augen bewegte, erinnerte sie sich plötzlich an ein Kindheitserlebnis: Wie sie als kleines Mädchen im Schornstein ihres Vaters stand und voller Stolz rief: „Ich bin wie Papa!“ Dieser Moment war für sie der Schlüssel. Ihr Selbstwert war nie weg – nur überdeckt von Alltag, Erwartungen und Druck.

Selbstwert ist Erinnerung an das Eigene

Neuro-Embodiment führt uns nicht nur zu mehr Selbstvertrauen – es erinnert uns an unser ursprüngliches Selbst. An das Gefühl, als Kind mutig auf Bäume zu klettern, laut zu lachen oder einfach nur zu sein. Diese Körpererinnerungen sind in dir gespeichert. Es ist nie zu spät, sie wieder zu aktivieren.

Warum jetzt der richtige Moment ist

Unsere Zeit ist geprägt von Reizüberflutung, Selbstoptimierung und digitalen Identitäten. Umso wichtiger ist es, wieder bei sich selbst anzukommen – im eigenen Körper. Neuro-Embodiment bietet dir eine Einladung, dein Selbstwertgefühl nicht nur zu denken, sondern zu spüren.

Und was ist mit dir?

Wann hast du das letzte Mal deinen Körper wirklich gespürt – ohne Bewertung, ohne Ziel? Was würde passieren, wenn du dich nicht länger mit anderen vergleichst, sondern beginnst, deinen ganz eigenen Raum einzunehmen?

Tipp des Tages

Probiere heute bewusst die Morgenkraft-Übung. Beobachte, wie sich dein Energielevel und deine Stimmung innerhalb weniger Minuten verändern. Wiederhole die Übung sieben Tage lang. Du wirst überrascht sein, wie stark dein Körper dein Selbstbild formt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert