Lebe im Jetzt: Dein Tor zum Glück

Eine junge Frau mit langen braunen Haaren reißt am Strand die Arme hoch und freut sich.
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Lebe im Jetzt: Dein Tor zum Glück

Kennst du dieses Gefühl? Du stehst mitten in deinem Alltag, umgeben von hektischem Treiben, und spürst diese unbestimmte Sehnsucht nach mehr. Nach einem Leben, das dich wirklich erfüllt, statt dich nur zu beschäftigen. Janina Berger kennt dieses Gefühl nur zu gut. An einem kühlen Herbstmorgen saß die 34-jährige Physiotherapeutin in ihrem kleinen Büro in Bremen, umgeben von Terminkalendern und unerledigten Aufgaben.

Sie trug eine schlichte marineblaue Bluse, ihre braunen Locken waren nachlässig zusammengebunden. Durch das Fenster fiel gedämpftes Licht auf den abgenutzten Schreibtisch, während der Regen leise gegen die Scheiben trommelte. Die Praxis war noch leer, die ersten Patienten würden erst in einer Stunde eintreffen. Janina starrte auf den Bildschirm vor ihr, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Ihre Gedanken kreisten um die immer gleiche Frage: „Ist das wirklich alles?“

Der Moment der Erkenntnis

„Ich hatte alles erreicht, was ich mir vorgenommen hatte“, erzählt Janina mit nachdenklichem Blick. „Eine eigene Praxis, finanzielle Sicherheit, Anerkennung im Beruf. Und trotzdem fühlte ich mich wie gefangen in einem Hamsterrad, das sich immer schneller drehte.“ Ihre Finger umklammerten die Kaffeetasse, als könnte sie darin die Antworten finden, die sie suchte.

In diesem Augenblick betrat Thorsten Winkler, ein langjähriger Patient und Unternehmensberater, den Raum. Mit seinem dezenten grauen Anzug und dem freundlichen Lächeln strahlte er eine Ruhe aus, die Janina sofort auffiel. Seine Haltung vermittelte trotz seiner chronischen Rückenschmerzen eine innere Gelassenheit, die im krassen Gegensatz zu Janinas innerem Aufruhr stand.

„Du siehst aus, als würdest du gedanklich überall sein, nur nicht hier“, bemerkte Thorsten, während er sich auf den Behandlungsstuhl setzte. Seine graugrünen Augen musterten sie aufmerksam.

Diese simple Beobachtung traf Janina wie ein Blitz. „Da hatte er vollkommen recht“, erinnert sie sich. „Ich lebte entweder in der Vergangenheit, grübelte über vergangene Entscheidungen nach, oder ich sorgte mich um die Zukunft. Aber wann war ich eigentlich wirklich präsent im Hier und Jetzt?“

Die Kraft der Gegenwart entdecken

Eine aktuelle Studie der Universität Heidelberg aus dem Jahr 2024 bestätigt, was Philosophen seit Jahrtausenden lehren: Menschen, die achtsam im gegenwärtigen Moment leben, berichten von einer um 43% höheren Lebenszufriedenheit als jene, die gedanklich ständig zwischen Vergangenheit und Zukunft pendeln.

„Das Jetzt ist das einzige, was wir wirklich haben“, erklärt Dr. Lena Hoffmann, Leiterin der Studie. „Die Vergangenheit existiert nur in unseren Erinnerungen, die Zukunft nur in unseren Vorstellungen. Der gegenwärtige Moment hingegen ist der einzige Zeitpunkt, in dem wir tatsächlich handeln, fühlen und leben können.“

Für Janina begann mit dieser Erkenntnis eine Reise, die ihr Leben grundlegend verändern sollte. In den folgenden Wochen begann sie, bewusst Momente der Achtsamkeit in ihren Alltag einzubauen. Zunächst nur fünf Minuten täglich, in denen sie einfach dasaß und ihren Atem beobachtete. Die stille Ecke in ihrem Wohnzimmer mit dem alten, gepolsterten Sessel wurde zu ihrem Rückzugsort. Die cremefarbenen Wände, das sanfte Licht der kleinen Stehlampe und der Duft des Lavendels aus dem Diffusor schufen eine Atmosphäre der Ruhe.

„Am Anfang war es unglaublich schwer“, gibt sie zu. „Meine Gedanken sprangen wie wild umher. Aber mit der Zeit wurde es leichter, einfach im Moment zu verweilen.“

Das Leben im Jetzt transformiert den Alltag

Was als kleine Übung begann, entwickelte sich zu einer Lebensphilosophie. Janina bemerkte, wie sich ihre Wahrnehmung veränderte. Der morgendliche Kaffee wurde zu einem sinnlichen Erlebnis – der Duft, die Wärme der Tasse in ihren Händen, der Geschmack, der sich auf ihrer Zunge entfaltete. Die Gespräche mit ihren Patienten gewannen an Tiefe, weil sie wirklich zuhörte, anstatt gedanklich schon beim nächsten Termin zu sein.

Simon Krause, ein 42-jähriger Elektrotechniker und neuer Patient in Janinas Praxis, bemerkte den Unterschied sofort. „Es ist selten, dass sich jemand so präsent und aufmerksam auf dich einlässt“, sagte er nach seiner ersten Behandlung. „Man fühlt sich wirklich gesehen und gehört.“

Tatsächlich zeigt der neueste Trend im Gesundheitswesen, dass achtsame Behandlungsmethoden nicht nur die Zufriedenheit der Patienten steigern, sondern auch messbar bessere Behandlungsergebnisse erzielen. Die „Presence in Care“-Bewegung, die 2024 in skandinavischen Ländern ihren Anfang nahm und nun auch Deutschland erreicht, integriert Achtsamkeitspraktiken in medizinische und therapeutische Berufe.

Vom Autopiloten zur bewussten Lebensgestaltung

„Die meisten von uns leben auf Autopilot“, erklärt Janina heute, zwei Jahre nach ihrer persönlichen Transformation. In ihrem hellen, mit Pflanzen geschmückten Behandlungsraum sitzt sie entspannt auf einem ergonomischen Hocker. Ihre Augen strahlen eine Lebendigkeit aus, die früher unter Stress und Sorgen verborgen war. „Wir funktionieren, erledigen Aufgaben, hetzen von einem Termin zum nächsten – ohne wirklich wahrzunehmen, was um uns herum und in uns geschieht.“

Der Autopilot-Modus ist ein neurobiologisches Phänomen. Unser Gehirn ist darauf programmiert, Routinen zu entwickeln, um Energie zu sparen. Das ist evolutionär sinnvoll, führt aber dazu, dass wir einen Großteil unseres Lebens in einer Art Trance verbringen. Wir fahren zur Arbeit und erinnern uns kaum an den Weg, essen unser Mittagessen, ohne den Geschmack wahrzunehmen, oder scrollen durch Social Media, während wir eigentlich Zeit mit unseren Liebsten verbringen.

„Der Schlüssel liegt darin, sich regelmäßig bewusst aus diesem Autopiloten-Modus herauszuholen“, betont Janina. Sie hat dafür eine einfache Methode entwickelt: den 3-Sinne-Check. „Wann immer ich merke, dass ich abdrifte, nehme ich mir einen kurzen Moment und konzentriere mich auf drei Dinge, die ich sehen kann, drei Dinge, die ich hören kann, und drei Dinge, die ich fühlen kann. Das bringt mich sofort zurück ins Jetzt.“

Der Mythos der Multitasking-Superkraft

Ein weiterer wichtiger Aspekt des präsenten Lebens ist die Abkehr vom Multitasking-Ideal. Fabian Weber, 38, Softwareentwickler aus Hannover, erkannte dies, als er an seine Grenzen stieß.

„Ich trug eine ständig wachsende To-do-Liste mit mir herum und versuchte, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen“, erzählt er. In seinem modernen Loft-Büro mit den großen Fenstern und dem Blick auf die Stadtsilhouette arbeitete er oft bis spät in die Nacht. Mehrere Bildschirme flimmerten gleichzeitig, das Smartphone vibrierte unaufhörlich mit Nachrichten, während er versuchte, Meetings zu führen und komplexe Probleme zu lösen.

„Das Ergebnis war, dass ich nichts wirklich gut machte und mich ständig überfordert fühlte“, gibt er zu. Die dunklen Ringe unter seinen Augen und seine nervöse Gestik verrieten den immensen Stress, unter dem er stand.

Die Neurowissenschaft gibt Fabian recht: Unser Gehirn ist nicht für Multitasking konzipiert. Was wir als Multitasking bezeichnen, ist in Wirklichkeit ein schnelles Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Aufgaben, was unsere kognitive Leistungsfähigkeit erheblich reduziert und den Stresspegel erhöht.

Die Lösung? „Monotasking“, sagt Fabian mit einem Lächeln. „Ich konzentriere mich jetzt vollständig auf eine Aufgabe, schalte alle Ablenkungen aus und bin dadurch nicht nur produktiver, sondern auch zufriedener.“

Präsenz in Beziehungen – der Schlüssel zur Verbundenheit

Nicht nur im Beruf, auch in unseren persönlichen Beziehungen macht sich ein Leben im Jetzt bemerkbar. Lara Schneider, eine 29-jährige Grundschullehrerin aus München, berichtet von einer tiefgreifenden Veränderung in ihrer Partnerschaft.

„Früher saßen mein Partner und ich abends oft nebeneinander auf der Couch, jeder mit seinem Smartphone beschäftigt“, erzählt sie. Gekleidet in eine bequeme Strickjacke und Jeans, sitzt sie in ihrem gemütlichen Wohnzimmer, das mit warmen Farben und persönlichen Erinnerungsstücken eingerichtet ist. Durch die großen Fenster fällt Sonnenlicht auf den rustikalen Holztisch, an dem sie ihren Tee trinkt.

„Wir waren physisch anwesend, aber mental meilenweit voneinander entfernt. Irgendwann haben wir beschlossen, jeden Tag mindestens eine Stunde bewusst miteinander zu verbringen – ohne Bildschirme, ohne Ablenkungen.“ Die Veränderung sei erstaunlich gewesen. „Wir entdecken uns jeden Tag neu und haben Gespräche, die weit über den üblichen Alltags-Smalltalk hinausgehen.“

Der neueste Beziehungstrend „Digital Detox Dates“ greift genau diesen Gedanken auf. Immer mehr Paartherapeuten empfehlen regelmäßige bildschirmfreie Zeiten, um die Qualität der gemeinsamen Zeit zu verbessern.

Vom Wissen zum Tun – der entscheidende Schritt

„Das Wissen um die Bedeutung des gegenwärtigen Moments ist uralt“, sagt Janina. „Die Herausforderung liegt nicht im Verstehen des Konzepts, sondern in seiner konsequenten Umsetzung im Alltag.“

Hierin liegt vielleicht die größte Hürde: Die Gewohnheit, im Autopiloten zu leben, ist tief verwurzelt. Der Sog der Ablenkungen in unserer digitalisierten Welt ist enorm. Benachrichtigungen, soziale Medien, ständige Erreichbarkeit – sie alle ziehen uns weg vom gegenwärtigen Moment.

Doch die gute Nachricht ist: Präsenz kann trainiert werden. Wie ein Muskel, der durch regelmäßiges Training stärker wird, entwickelt sich auch unsere Fähigkeit, im Jetzt zu sein, durch konsequente Übung.

„Es geht nicht darum, perfekt zu sein“, betont Janina. „Es geht darum, immer wieder ins Jetzt zurückzukehren, wenn wir bemerken, dass unser Geist abgewandert ist. Mit der Zeit wird dieses Zurückkehren leichter und natürlicher.“

Das Tor zum erfüllten Leben

Für Janina, Fabian, Lara und viele andere ist das bewusste Leben im Jetzt nicht nur eine Strategie zur Stressreduktion, sondern das Tor zu einem fundamental erfüllteren Leben.

„Wenn du wirklich präsent bist, entdeckst du den Reichtum jedes einzelnen Moments“, sagt Janina mit leuchtenden Augen. „Du nimmst die Schönheit wahr, die dich umgibt – das Lächeln eines Fremden, den Geschmack deines Essens, die Wärme der Sonne auf deiner Haut. All diese kleinen Wunder, die wir so oft übersehen.“

Und vielleicht ist es genau das, wonach wir uns im Innersten sehnen: Nicht mehr zu haben oder mehr zu erreichen, sondern das, was wir bereits haben, vollständiger zu erleben.

„Das Leben findet nicht in der Vergangenheit statt, die wir nicht ändern können“, sagt Janina zum Abschluss unseres Gesprächs. „Es findet auch nicht in der Zukunft statt, die noch nicht existiert. Es findet hier statt, in diesem Augenblick. Und wenn wir lernen, wirklich hier zu sein, entdecken wir die tiefe Erfüllung, nach der wir immer gesucht haben.“

In der Stille ihres Behandlungsraums lässt sie diese Worte nachklingen, während draußen das Leben pulsiert – ein endloser Strom von gegenwärtigen Momenten, die darauf warten, bewusst erlebt zu werden.

Tipp des Tages: Der 5-5-5 Reset

Wenn du spürst, dass dich Gedanken überwältigen und du den Kontakt zum gegenwärtigen Moment verlierst, probiere den 5-5-5 Reset: Atme 5 Sekunden lang tief ein, halte den Atem 5 Sekunden, und atme 5 Sekunden lang vollständig aus. Wiederhole dies dreimal. Diese einfache Übung beruhigt nicht nur dein Nervensystem, sondern verankert dich sofort wieder im Jetzt. Du kannst sie überall durchführen – im Büro, im Stau oder vor wichtigen Gesprächen. Mit regelmäßiger Anwendung wird sie zu einem kraftvollen Werkzeug, um in Sekundenschnelle Klarheit und Präsenz zu gewinnen.

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