Fühle deine Antwort tief in dir
Die Luft roch nach frischem Lavendel, vermischt mit einem Hauch Sandelholz. Es war die Stunde kurz vor Sonnenaufgang, und du standest allein in einem Marmorhof am Rande der Zeit. Dein Atem ging ruhig, doch innen tobte etwas. Eine Frage, brennender als jedes Feuer: Warum fühle ich diese Leere?
Die Antwort darauf liegt nicht in der Welt da draußen. Sie liegt in dir. Tief. Wartend.
Du trägst einen langen, nachtschwarzen Mantel, darunter ein grauer Leinenanzug, zerknittert von zu vielen Tagen, an denen du dich selbst vergessen hast. Deine Schuhe sind staubig von Wegen, die dich nirgendwohin führten.
Dein Gesicht ist von der Zeit gezeichnet, die Stirn von Gedanken, die du nie zu Ende gedacht hast. Deine Augen, ein seltsames Grau, spiegeln all die Tage, an denen du mehr von anderen warst als von dir selbst.
Dein Innerstes schreit nach einem Aufbruch.
Du wanderst durch ein stilles Tal in Norwegen. Der Wind singt durch Fichten, die sich wie alte Freunde über dich beugen. Jeder Schritt auf dem moosbedeckten Boden hallt in dir wider. Erinnerungen kommen: eine Kindheit am Meer, die Stille eines Waldes in Kanada, das Licht über den Dächern von Marrakesch.
Und mit jeder Szene spürst du: Nicht die Orte fehlten dir. Du fehltest dir selbst.
Deine Leere ist ein Echo deiner vergessensten Träume.
Du findest dich in einem Raum aus geschliffenem Kristall wieder. Die Wände leuchten von innen, als hätten sie deine Gedanken eingefangen. Um dich: Menschen mit Gesichtern wie Skulpturen aus alten Zeiten. Eine Frau in einer saphirblauen Tunika, ein alter Mann mit zitternder Hand und goldenen Augen, ein Kind mit einer Feder im Haar.
Sie sehen dich an, als wärst du der, der alles verändern kann. Und du begreifst: Das bist du.
Dein Körper steht ruhig, doch dein Herz klopft wie Trommeln am Rande eines Festes. Du erinnerst dich an den Traum, den du mit sechzehn hattest: Ein Haus im Dschungel von Laos, Bücher bis zur Decke, Musik vom alten Grammophon, eine Liebe, die dich nicht verliert.
Warum hast du ihn vergessen?
Weil du geglaubt hast, Träume müssten nützlich sein. Doch jetzt weißt du: Sie müssen nur wahr sein.
Du sitzt in einem Tempel aus Rosenquarz in der Wüste von Atacama. Die Hitze flimmert, dein Hemd klebt am Rücken. Und plötzlich flüstert dir eine Stimme, aus dir selbst heraus: „Du hast nach Antworten gefragt. Aber du bist die Antwort.“
Es ist ein Satz, der dich durch Mark und Seele trifft.
Du warst nie verloren. Du warst nur nicht bei dir.
Du ziehst den Mantel aus. Lässt ihn im Sand zurück. Unter deinem Hemd spürst du dein Herz. Noch schlägt es. Noch lebst du. Noch hast du Zeit.
Du gehst barfuß weiter. Durch Ruinen aus Licht und Schatten. Hinter dir lösen sich die Zweifel auf wie Nebel. Vor dir öffnet sich ein Garten. Grüne Kuppeln, weiche Pfade, Wasser, das singt.
Du fühlst: Deine Reise beginnt nicht in der Welt. Sie beginnt in dir.
Du stehst in einem Glashaus auf einer Klippe über dem Ozean. Der Wind reißt an deinen Haaren, dein Blick verliert sich im Blau. Neben dir sitzt ein Mann in einem grauen Pullover, ein alter Philosoph mit ruhigem Blick.
Er sagt nichts. Und doch verstehst du: Deine Leere war die Einladung. Die Einladung, dich selbst zu finden.
Du trittst hinaus in die Welt. Andere bemerken die Veränderung. Du trägst einfache Kleidung: ein sandfarbenes Hemd, weiche Stoffhosen, barfuß. Du lächelst, nicht für andere. Für dich.
Du sprichst nicht mehr mit leeren Worten. Du liebst nicht mehr mit halbem Herzen. Du arbeitest, nicht für Geld, sondern für Bedeutung.
Du siehst sie jetzt, die, die du früher nicht sehen konntest: Den Spiegel in jeder Begegnung. Das Licht hinter jeder Angst. Die Hoffnung im Staub.
Du triffst Menschen, die dich an Teile erinnern, die du verloren glaubtest. Ein Straßenkünstler in Neapel. Eine weise Frau in Tiflis. Ein Kind mit Tätowierungen aus Sternenstaub in Neu-Kaledonien.
Und du weißt: Sie alle waren du. Splitter deiner Seele.
Deine Leere war ein Geschenk. Ein Ruf. Ein Weckruf.
Sie hat dich zu dir geführt. Nicht in Cafés. Nicht in Gesprächen. Sondern in den Zwischenräumen deiner selbst.
Jetzt bist du hier. Jetzt atmest du dich.
Und das ist genug.
Zitat zum Abschluss: „Und als ich mich selbst fand, war da kein Loch mehr, nur Licht.“
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Über mich – Andreas Schulze
Ich bin Andreas Schulze, Schriftsteller und Autor zu persönlicher Entwicklung, Motivation und Bewusstsein. Seit über vier Jahrzehnten untersuche ich, was Menschen antreibt und wie persönliches Wachstum entsteht.
Meine Arbeit basiert auf praktischer Erfahrung und dem Austausch mit Menschen aus verschiedensten Lebensbereichen. Seit mehr als 20 Jahren führe ich Interviews und Gespräche weltweit – heute meist digital über Plattformen wie Zoom oder Microsoft Teams.
Die Erkenntnisse daraus fließen in meine Bücher, Blogbeiträge und Coachings auf Erfolgsebook.com ein. Dabei geht es mir um klare, praktische Ansätze, die helfen, Denken und Entscheidungen bewusster zu gestalten.
Ich sehe meine Aufgabe darin, Erfahrungen und Beobachtungen so aufzubereiten, dass sie anderen mehr Klarheit, Selbstbestimmung und innere Stärke ermöglichen.
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