Du bist der neue CEO Undercover

Du Bist Der Neue Ceo Undercover
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Du bist der neue CEO Undercover

Stell dir vor, du bist der frischgebackene CEO einer alteingesessenen Brauerei. Du hast das Königreich der Hopfen und Malz geerbt – oder besser gesagt, gekauft. Doch bevor du dich mit Anzug und Schlips auf den Ledersessel des Chefbüros schwingst, beschließt du, die Dinge auf unkonventionelle Weise anzugehen. Undercover.

Warum? Weil der wahre Geschmack des Biers nicht aus dem Vorstandszimmer kommt. Sondern von dort, wo das Schweißband der Braukunst auf die harte Realität des Alltags trifft. Du willst wissen, wie der Hase läuft – oder vielmehr, wie das Bier fließt.

Woche 1: Willkommen in der Hölle

Mit einer olivgrünen Arbeitsjacke und Stahlkappenschuhen, die mehr wie Betonklötze als Schuhe wirken, betrittst du das Herz der Brauerei: die Produktion. Dein Name? Sven. Einfach Sven. Keine Nachnamen, keine Titel, nur Sven.

Der erste Kollege, dem du begegnest, ist Uwe. Ein Kerl wie ein Bierfass, mit einem Bart, der an eine schlechte Kopie von ZZ Top erinnert. Sein Gesicht? Ein Mosaik aus Zynismus und Desinteresse. Seine erste Begrüßung: „Na, Rookie? Lass bloß die Finger von der Füllmaschine, sonst fällst du mit rein.“

Die Füllmaschine ist ein Monster aus Stahl und Dampf, das mit der Eleganz eines Panzers durch den Produktionsprozess wütet. Nach zwei Stunden bist du dir sicher: Diese Maschine hasst dich. Genau wie Uwe.

Woche 2: Die Etikettenschlacht

„Sven, beweg deinen Arsch, die Etikettenmaschine hat sich wieder verklemmt!“ schreit Lisa, die Leiterin der Etikettierung. Lisa ist klein, drahtig und hat eine Stimme, die durch Betonwände schneidet. Ihr Blick? Eine Mischung aus „Ich bin hier der Boss“ und „Du bist unter meiner Würde“.

Die Etikettiermaschine scheint ein Eigenleben zu haben. Sie spuckt Flaschen aus, die halb beklebt oder komplett nackt sind. Lisa schiebt dich zur Seite und murmelt: „Amateur…“ Dabei ist sie schneller mit ihren Händen als du mit deinen Augen.

In der Pause sitzt du allein auf einer Holzkiste, dein Gesicht verschwitzt, deine Hände voller Kleber. Die anderen? Reden hinter vorgehaltener Hand. Ihre Blicke sagen: „Der hält keine Woche durch.“

Woche 3: Der Tiefpunkt

Die letzte Station ist der Einpacker. Ein Koloss von Maschine, der Kisten schluckt und stapelt wie ein gelangweilter Gott. Dein Kollege hier ist Kevin. Jung, schlaksig, mit einer Kappe, die tief ins Gesicht gezogen ist. Er grinst dich an: „Mach keinen Fehler, sonst kriegst du ’ne Bierdusche.“

Es dauert keine Stunde, bis die erste Kiste explodiert. Bier schießt wie ein Geysir in die Luft. Kevin lacht sich schlapp, während du triefend vor Scham und Gerstensaft das Chaos beseitigst. Dein Stolz? Komplett im Eimer.

Der große Moment: Outing als CEO

Nach drei Wochen des Spottes, der Stöße und der subtilen Boshaftigkeiten ist es so weit. Du lädst alle Mitarbeiter in die Kantine ein. Dein Auftritt? Jeans, Hemd und ein Blick, der alles sagt: „Jetzt wird’s ernst.“

Du stehst vor der Belegschaft, atmest tief durch und sprichst: „Ich habe eine kleine Anmerkung zu machen. Mein Name ist nicht Sven. Mein Name ist Andreas Köhler und ich bin der neue CEO dieser Brauerei.“

Stille. Absolute Stille. Du siehst, wie Uwes Kinn zu Boden fällt. Lisa’s Gesicht? Eine Farbpalette aus Schock und Angst. Kevin? Der arme Kerl sieht aus, als hätte er gerade einen Geist gesehen.

Und dann das Beste: Du hast die wahre Essenz deiner Belegschaft entdeckt. Diejenigen, die dich wie Dreck behandelt haben, stehen nun in der ersten Reihe – und zittern. Die wenigen, die dir ehrlich begegnet sind, kannst du an einer Hand abzählen. Aber genau diese Hand reicht dir, um ein neues Kapitel zu schreiben.

Fazit: Wissen ist Macht

Deine drei Wochen undercover waren nicht nur ein Crashkurs in Maschinenkunde, sondern ein gnadenloser Spiegel für die Unternehmenskultur. Du weißt jetzt, wem du vertrauen kannst – und wem nicht. Der Rest? Muss sich warm anziehen. Denn der wahre Chef ist nicht derjenige, der im Büro sitzt. Sondern derjenige, der weiß, wie die Dinge wirklich laufen.

Zitate: „Man erkennt den Charakter eines Menschen daran, wie er mit jemandem umgeht, der ihm nichts nützen kann.“ – Goethe

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