Die Reise zum Glück braucht keine Endhaltestelle
Inhaltsverzeichnis
- Wenn der Gipfel nur eine Zwischenstation ist
- Marlene und das Versprechen von morgen
- Die Architektur eines erfüllten Lebens
- Grenada – Gewürze und Korallen als Lebenslektionen
- Warum Stillstand der einzige wahre Fehlschlag ist
- Tabelle: Reise vs. Ziel – Ein Vergleich der Lebensphilosophien
- Die Praxis: Kleine Schritte, große Veränderungen
- Reflexionsfrage und Mini-Challenge
- Fazit: Das Glück liegt im Gehen selbst
Wenn der Gipfel nur eine Zwischenstation ist
Der Regen prasselt gegen die Fenster des Cafés in Lindau am Bodensee. Durch die beschlagenen Scheiben siehst du die Lichter der Uferpromenade flackern wie ferne Leuchtfeuer. Du sitzt hier mit einem dampfenden Käffele – so nennen sie den Kaffee in dieser Ecke Süddeutschlands – und beobachtest eine junge Frau am Nebentisch. Sie trägt einen Mantel aus dunkelblauem Wollfilz, ihre Finger gleiten über ein aufgeschlagenes Notizbuch. Ihr Blick ist konzentriert, fast versunken. Marlene Hoffstetter ist Hochbauzeichnerin, 34 Jahre alt, und heute ist der Tag, an dem sie erkennt, dass ihr größter Erfolg nicht das Ende ihrer Geschichte ist – sondern erst der Anfang.
Vor drei Monaten hat Marlene ein Projekt abgeschlossen, an dem sie zwei Jahre lang gearbeitet hat: die Restaurierung eines denkmalgeschützten Gebäudes in der Altstadt. Als die letzten Unterschriften gesetzt waren, erwartete sie Euphorie, Erfüllung, vielleicht sogar ein Gefühl der Vollendung. Stattdessen kam eine seltsame Leere. Eine Frage, die sich wie ein kalter Windhauch in ihre Gedanken schob: War das alles?
Du kennst dieses Gefühl vielleicht. Du hast ein Ziel erreicht – den Abschluss gemacht, die Beförderung bekommen, das Haus abbezahlt – und dann stellst du fest, dass die Freude flüchtiger ist als erwartet. Als würdest du einen Gipfel erklimmen, nur um zu sehen, dass dahinter noch ein weiterer Berg wartet. Und noch einer. Und noch einer.
Das ist keine Enttäuschung. Das ist Leben.
Marlene und das Versprechen von morgen
Marlene nippt an ihrem Cappuccino und blättert in ihrem Journal. Sie hat vor Kurzem angefangen, jeden Abend aufzuschreiben, was sie an diesem Tag gelernt hat. Nicht was sie erreicht hat – was sie gelernt hat. Ein feiner, aber entscheidender Unterschied.
„Ich dachte immer, wenn ich dieses eine Projekt abschließe, dann bin ich angekommen“, sagt sie später zu ihrer Freundin Saskia Bendler, einer Industriemechanikerin aus Ravensburg. Die beiden sitzen in Marlenes Wohnung, die Wände sind mit Skizzen und Fotografien von Reisen gespickt. „Aber als es vorbei war, fühlte es sich an, als hätte ich eine Tür zugemacht, ohne eine neue zu öffnen.“
Saskia, die ihre Hände um eine Tasse Darjeeling legt, nickt wissend. „Weißt du, was mein Meister in der Werkstatt immer sagt? ‚Ein Werkzeug ist nie fertig, solange man es noch schärfen kann.‘ Ich glaube, wir sind auch so. Nie fertig. Immer im Prozess.“
Diese Erkenntnis, so einfach sie klingt, trägt eine tiefere Wahrheit in sich. Ein erfülltes Leben ist kein Zustand, den du einmal erreichst und dann für immer besitzt. Es ist ein kontinuierlicher Prozess des Werdens, des Wachsens, des Entdeckens. Es ist die Reise selbst, die dich formt – nicht der Moment, in dem du ankommst.
In der Psychologie spricht man vom sogenannten hedonic treadmill, einem Phänomen, bei dem Menschen nach dem Erreichen eines Ziels schnell zu ihrem emotionalen Ausgangsniveau zurückkehren. Das bedeutet nicht, dass Ziele sinnlos sind. Es bedeutet, dass die Erfüllung nicht im Ziel liegt, sondern in der Bewegung hin zu etwas Größerem, in der Auseinandersetzung mit dem Weg.
Die Architektur eines erfüllten Lebens
Drei Wochen später sitzt Marlene in einem Flugzeug nach Grenada. Eine spontane Entscheidung. Sie hat sich eine Auszeit genommen – nicht, um zu fliehen, sondern um zu verstehen. Die kleine Karibikinsel, bekannt für ihre Gewürze und ihre unberührte Natur, ist für sie ein Ort des Neuanfangs, ohne dass sie weiß, was sie dort finden wird.
Am ersten Morgen steht sie früh auf und wandert durch den Grand Etang Nationalpark. Der Regenwald umhüllt sie wie ein lebendiger Organismus – das Zirpen der Grillen, das Rauschen der Blätter, der würzige Duft von Muskatnuss, der in der feuchten Luft hängt. Sie folgt einem schmalen Pfad, der sich durch Bambuswälder und vorbei an Wasserfällen windet. An einer Lichtung bleibt sie stehen und atmet tief ein. Hier, fernab von Deadlines und Erwartungen, spürt sie etwas, das sie lange vermisst hat: Präsenz. Sie ist nicht auf dem Weg zu einem Ziel. Sie ist einfach hier.
Am Nachmittag besucht sie den Molinière Underwater Sculpture Park, eine surreale Unterwassergalerie, in der lebensgroße Skulpturen auf dem Meeresboden stehen, überwuchert von Korallen und umgeben von Schwärmen bunter Fische. Marlene schnorchelt zwischen den steinernen Figuren hindurch, die wie vergessene Wächter einer versunkenen Welt wirken. Eine Skulptur zeigt einen Mann am Schreibtisch, die Arme verschränkt, als würde er auf etwas warten. Marlene bleibt vor ihm schweben und denkt: Wie viele von uns sitzen so durchs Leben – wartend, fixiert auf ein fernes ‚Irgendwann‘?
Die Kunst, das Meer, die Bewegung – alles verschmilzt zu einer stillen Lektion: Leben ist Fluss, nicht Stillstand.
Warum Stillstand der einzige wahre Fehlschlag ist
Zurück in Deutschland, in einem kleinen Café in Freiburg, trifft Marlene auf Janik Feldmann, einen Schichtleiter in einem mittelständischen Produktionsbetrieb für Solarpanels. Janik ist 41, trägt einen grauen Pullover aus Merinowolle und hat diesen Blick, den Menschen haben, die viel gesehen haben, aber noch nicht aufgehört haben zu fragen. Er erzählt von seiner Karriere, die alles andere als linear verlief.
„Ich war zehn Jahre lang in der Logistikbranche“, sagt er, während er an einem Espresso doppio nippt. „Guter Job, gutes Gehalt. Aber irgendwann war da nichts mehr. Keine Herausforderung, kein Wachstum. Ich war wie eingefroren. Eines Tages habe ich gekündigt. Ohne Plan. Nur mit dem Gefühl, dass Stillstand mich mehr kostet als jedes Risiko.“
Janik hat dann eine Ausbildung im Bereich erneuerbare Energien gemacht. Heute koordiniert er ein Team von fünfzehn Leuten und arbeitet an Projekten, die ihn wieder lebendig fühlen lassen. „Das Verrückte ist“, sagt er, „ich verdiene weniger als früher. Aber ich fühle mich reicher. Weil ich wachse. Weil ich jeden Tag etwas Neues lerne.“
Das ist der Kern: Ein erfülltes Leben entsteht nicht durch das Erreichen eines festen Punktes, sondern durch die fortwährende Bereitschaft, sich zu bewegen, zu lernen, zu wachsen.
Tabelle: Reise vs. Ziel – Ein Vergleich der Lebensphilosophien
| Aspekt | Ziel-orientiertes Denken | Reise-orientiertes Denken |
|---|---|---|
| Fokus | Endpunkt, Ergebnis, Erfolg | Prozess, Entwicklung, Erfahrung |
| Emotionale Qualität | Anspannung, Ungeduld, Enttäuschung nach Zielerreichung | Neugier, Offenheit, kontinuierliche Zufriedenheit |
| Umgang mit Rückschlägen | Scheitern fühlt sich wie Versagen an | Rückschläge sind Teil des Lernprozesses |
| Langfristige Erfüllung | Kurzfristige Hochs, dann Leere | Nachhaltiges Wohlbefinden durch Sinnhaftigkeit |
| Flexibilität | Starr, fixiert auf Plan | Anpassungsfähig, offen für Umwege |
Die Praxis: Kleine Schritte, große Veränderungen
Du musst nicht nach Grenada fliegen, um diese Wahrheit zu begreifen. Du kannst sie heute, hier, in deinem Alltag integrieren. Hier sind konkrete Ansätze:
- Tägliche Mikro-Abenteuer: Nimm einmal pro Woche eine andere Route zur Arbeit. Probiere ein neues Café aus. Sprich mit jemandem, mit dem du normalerweise nicht reden würdest. Diese kleinen Abweichungen trainieren dein Gehirn, Veränderung als Bereicherung zu sehen.
- Das Lern-Journal: Schreibe jeden Abend drei Dinge auf, die du heute gelernt hast. Nicht erreicht – gelernt. Das verschiebt deinen Fokus vom Ergebnis zum Prozess.
- Ziele als Richtung, nicht als Bestimmungsort: Setze dir Ziele, aber halte sie lose. Sieh sie als Kompass, nicht als Käfig. Wenn sich ein besserer Weg auftut, geh ihn.
- Feiere den Fortschritt, nicht die Perfektion: Anstatt auf den großen Moment zu warten, erkenne die kleinen Siege an. Jeden Tag.
In einer Fachzeitschrift für angewandte Psychologie wurde kürzlich beschrieben, dass Menschen, die ihren Fokus auf kontinuierliche Verbesserung statt auf finale Ziele legen, langfristig eine höhere Lebenszufriedenheit berichten. Der Grund: Sie sind weniger anfällig für das Gefühl der Enttäuschung und entwickeln eine resilientere Haltung gegenüber Veränderungen.
Reflexionsfrage und Mini-Challenge
Reflexionsfrage: Wann hast du das letzte Mal etwas getan, nur um des Tuns willen – ohne Ziel, ohne Ergebnis, ohne Erwartung? Was hat es in dir ausgelöst?
Mini-Challenge: Nimm dir diese Woche eine Stunde Zeit für eine Aktivität, die dir früher Freude bereitet hat, die du aber aus Zeitmangel aufgegeben hast. Malen, Musizieren, Kochen, Spazierengehen. Tue es ohne Ziel. Nur um des Moments willen.
Visualisierungsaufgabe: Schließe die Augen und stelle dir vor, du bist neunzig Jahre alt. Du blickst auf dein Leben zurück. Was siehst du? Eine Liste abgehakter Ziele oder eine Kette von lebendigen Erlebnissen, Begegnungen, Momenten des Wachsens? Welche Version fühlt sich erfüllter an?
Fazit: Das Glück liegt im Gehen selbst
Marlene sitzt wieder in Lindau, im selben Café, durch dieselben beschlagenen Scheiben. Aber sie ist nicht mehr dieselbe. Sie hat verstanden, dass das Leben keine Checkliste ist. Es ist ein Fluss, der sich ständig erneuert. Jeder Tag ist eine Einladung, neu zu beginnen, ohne das Alte zu verwerfen.
Wie der Philosoph Lao Tse einst sagte: „Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit einem einzigen Schritt.“ Aber es geht nicht um die tausend Meilen. Es geht um den Schritt. Und dann um den nächsten. Und den nächsten.
Ein erfülltes Leben ist kein Zielzustand, den du einmal erreichst und dann für immer besitzt. Es ist die tägliche Entscheidung, dich zu bewegen, zu lernen, zu wachsen. Es ist die Bereitschaft, dich immer wieder neu zu erfinden, ohne das Alte zu verraten. Es ist das Vertrauen, dass der Weg selbst das Ziel ist – weil er dich zu dem macht, der du wirklich sein kannst.
Du musst nicht perfekt sein. Du musst nicht ankommen. Du musst nur bereit sein, weiterzugehen.
Tipp des Tages: Starte heute ein „Dankbarkeits-für-den-Prozess“-Ritual: Notiere abends drei Dinge, bei denen du heute im Prozess warst – nicht am Ziel. Das schult deinen Blick für das Wesentliche.
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Über mich – Andreas Schulze
Ich bin Andreas Schulze, Schriftsteller und Autor zahlreicher Bücher über persönliche Entwicklung, Motivation und Bewusstsein. Seit mehr als vier Jahrzehnten beschäftige ich mich mit den Fragen, was Menschen antreibt, wie Veränderung entsteht und welche inneren Haltungen persönliches Wachstum ermöglichen.
Meine Arbeit basiert auf praktischer Erfahrung, ergänzt durch kontinuierliche Weiterbildung und den offenen Austausch mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Lebensbereichen – von Unternehmern und Führungskräften über Künstler bis hin zu Handwerkern und Angestellten. Diese Gespräche und Beobachtungen prägen mein Verständnis von Erfolg und Selbstwirksamkeit weit mehr als theoretische Modelle es könnten.
Seit über 20 Jahren führe ich Interviews und Dialoge mit Menschen weltweit. Heute geschieht das meist digital – über Plattformen wie Zoom oder Microsoft Teams – unterstützt durch moderne Übersetzungs- und Transkriptionstechnologien. So entstehen Begegnungen über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg, in denen Erfahrungen, Einsichten und Lebenswege geteilt werden.
Das Wissen aus dieser langjährigen Arbeit fließt in meine Bücher, Blogbeiträge und Coachings auf Erfolgsebook.com ein. Dabei geht es nicht um abstrakte Theorien, sondern um praktische Ansätze, die helfen, das eigene Denken zu reflektieren, Entscheidungen bewusster zu treffen und den eigenen Weg klarer zu gestalten.
Ich sehe meine Aufgabe darin, Beobachtungen, Erkenntnisse und Erfahrungen so aufzubereiten, dass sie für andere nutzbar werden – als Impulse für mehr Klarheit, Selbstbestimmung und innere Stärke.
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