Deine verlorenen Träume warten noch

Deine Verlorenen Träume Warten Noch
Deine verlorenen Träume warten noch

In der salzigen Hitze von Mui Ne, Vietnam, stehst du am Rand des Lebens. Hier, wo das Rauschen des Ozeans gegen die roten Sanddünen schlägt, verwebt sich Vergangenheit mit dem Jetzt. Die alte Piste unter deinen Füßen scheint für Träume zu sprechen, die irgendwo, tief in dir, im Verborgenen ruhen. Dein Atem ist schwer, angefüllt mit der Sehnsucht nach dem, was einst war – und vielleicht noch sein könnte.

Die staubige Straße schlängelt sich durch das Fischerdorf, und über dir wirbelt das Leben in vollen Farben: Fischer in blau gefärbten Anzügen mit geflickten Hemdsärmeln, die ihren Fang vom Boot auf die sandige Küste tragen; Frauen mit tief gefurchten Gesichtern, ihre Augen funkeln in Erinnerungen an besser Zeiten, sie tragen Hüte wie Schirme gegen die tropische Sonne, während sie den Marktstand mit Meeresfrüchten herrichten. Du fühlst dich wie ein Fremder, selbst in deiner Haut, doch hier, in diesem Moment, scheint alles einen Sinn zu ergeben – als wäre dies der Ort, an dem alle begrabenen Träume einen neuen Anfang finden könnten.

Was du suchst, ist längst in dir

Du gehst weiter, der Ozean glitzert in der Ferne, und das goldene Sonnenlicht schmiegt sich wie eine warme Umarmung um dich. In deinen Gedanken kehrt ein Bild zurück, wie eine alte Filmrolle, die ein Kratzer ziert – eine Erinnerung an eine Vision, die du vor Jahren hattest. Ein Traum, der dich in den dunkelsten Nächten wach hielt, den du dir einst schwor, niemals aufzugeben.

Doch wie viele solcher Schwüre hast du in der Hast des Lebens gebrochen? Manche Träume hast du begraben, nicht aus Resignation, sondern weil die Last des Möglichen zu schwer schien. Und jetzt, an diesem Ort, dieser Mischung aus Staub und Salz, erwachen sie aus ihrer Dunkelheit und strecken sich ans Licht, als wollten sie sagen: „Hier bin ich, lebendig und wartend, bereit, erweckt zu werden.“

Wenn Sand und Meer dein Herz befreien

In der Ferne siehst du eine kleine Holzhütte, halb verborgen zwischen zwei Dünen, überzogen von rauem, abgenutztem Holz und einem Dach aus Palmwedeln. Das Innere ist einfach: ein schmaler Tisch, um den sich Stühle aus Bambus drängen, ein Regal mit staubigen Büchern, deren vergilbte Seiten Geschichten von fernen Abenteuern erzählen. Ein Fenster lässt das Licht herein, das sanft über den Raum streicht, als würde es die Wände mit einem Hauch von Magie färben. Der Geruch von altem Holz und feuchtem Sand erfüllt deine Sinne, als würdest du die Sehnsucht vergangener Tage einatmen.

In dieser Hütte sitzt ein Mann. Sein Gesicht ist sonnengegerbt, mit tiefen Linien, die Geschichten erzählen, die du vielleicht nie verstehen wirst. Seine Augen – zwei dunkle Schluchten, die Welten zu durchdringen scheinen – begegnen deinen. Er nickt, als hätte er auf dich gewartet, als wüsste er um all die Träume, die du an Orten begraben hast, die du selbst längst vergessen hast.

Vergangene Fehler, unendliches Potenzial

„Was hält dich davon ab, deinem Traum zu folgen?“ fragt er, und du spürst, wie eine Kälte deinen Rücken hinabkriecht, wie ein sanfter Wind, der die Erinnerung an Niederlagen und verlorene Chancen mit sich bringt. Du erzählst ihm von den Kämpfen, von all den Momenten, in denen du entschieden hast, aufzugeben, von der Angst, wieder enttäuscht zu werden. Doch während du sprichst, spürst du auch eine sanfte Wärme, die in dir aufsteigt – die Erinnerung daran, warum du überhaupt träumst.

Der Mann lächelt, eine Spur von Mitgefühl und vielleicht auch Verständnis in seinen Zügen. „Träume sind wie Geister“, sagt er leise, „sie verschwinden nie wirklich. Manchmal verstecken sie sich, bis wir bereit sind, sie wieder zu sehen.“

Träume lassen sich nicht begraben

Mit jeder seiner Worte fühlst du, wie die Last von dir abfällt. Du merkst, dass das Gewicht der vergangenen Träume, die du begraben hast, in Wahrheit nie ein Fluch war – sondern ein leises, immerwährendes Flüstern, das dich in die Richtung führt, in die du immer gehen solltest.

Der Wind trägt den Geruch von Meer und Freiheit, und du atmest tief ein. Die Geräusche der Umgebung verschwimmen, als würde die Welt einen Moment lang nur für dich innehalten, um dir Raum zu geben, die Fragen zu stellen, die du dir nie zu stellen wagtest: „Was habe ich begraben, was in mir noch Licht sucht?“ Der Sand unter deinen Füßen fühlt sich fest und doch weich an, wie eine Einladung, erneut zu beginnen – nicht für die Welt, sondern für dich.

Der Weg zurück führt immer weiter

Als du die Hütte verlässt und deinen Blick auf das weite, endlose Meer richtest, spürst du, dass etwas in dir sich verändert hat. Ein altes Versprechen ist erwacht, ein Schwur, den du einst dir selbst gabst. Die Wellen brechen am Ufer, als würden sie dir sagen wollen, dass es nie zu spät ist, die Reise wiederaufzunehmen.

Du gehst zurück, der Sand umspielt deine Füße, das Meer flüstert von Freiheit, von Abenteuern, die du immer noch in dir trägst. Die Erinnerung an den Mann, die Hütte, die Worte, die wie Balsam auf deine Seele wirkten, wird mit dir sein. Denn letztlich sind es diese Orte, diese verlorenen, vergessenen Träume, die dich definieren – nicht, weil sie unerreichbar waren, sondern weil sie immer noch darauf warten, dass du ihnen Leben einhauchst.

Erwachen und wieder beginnen

In den Tiefen deiner Seele weißt du nun, dass es keine verlorenen Träume gibt, nur Träume, die auf den richtigen Moment warten. Und vielleicht ist dieser Moment jetzt. Während du durch Mui Ne gehst, den Sand in deinen Schuhen und die Sonne auf deiner Haut spürst, merkst du, dass das Leben dich nicht vorwärts, sondern zurück führt – zurück zu dir selbst.

Du atmest tief ein und siehst dich selbst als den Menschen, der du sein könntest, wenn du dir erlaubst, die Träume aus ihrer Dunkelheit zu befreien. Und mit jedem Schritt merkst du, dass die verlorenen Träume nie wirklich verloren waren – sie haben nur darauf gewartet, dass du bereit bist, sie ans Licht zu holen.

„Manchmal sind es die Träume, die wir begraben, die uns den Weg leuchten.“

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