Das „ruhige Nachdenken“, das keins ist

Das „ruhige Nachdenken“, Das Keins Ist
Lesedauer 3 Minuten

Das „ruhige Nachdenken“, das keins ist

Du sitzt da, starrst auf deinen Bildschirm, der wie ein weißes Grabmal deiner Kreativität wirkt. Dein Chef hat dir diese Aufgabe übertragen – nein, nicht übertragen, er hat sie dir förmlich aufgeladen wie einen alten, knarrenden Esel. „Denk da bitte in Ruhe nochmal drüber nach“, hat er gesagt, mit dem Lächeln eines Predigers, der weiß, dass du keinen Ausweg hast. Dein Verstand schreit. Deine Geduld? Die steht kurz davor, sich selbst zu kündigen.

Szene eins: Dein Büro – oder die Zelle
Der Raum, in dem du sitzt, nennt sich zwar Büro, fühlt sich aber eher an wie eine Kreuzung aus Wartezimmer und Experimentierlabor. Neonlicht flackert gelegentlich an der Decke, als wolle es deine ohnehin strapazierten Nerven testen. Der Schreibtisch vor dir ist überladen: Notizen, ein halb zerknülltes Post-it mit dem Wort „Dringend!!!“ und eine Kaffeetasse, die aussieht, als hätte sie bessere Tage gesehen.

Du trägst das, was man an einem Montag trägt: eine halbherzig gebügelte Bluse, die Farbe des morgendlichen Nebels, dazu eine Hose, die schon besser gepasst hat. Deine Haare hast du dir zu einem Dutt zusammengezurrt, der von außen professionell wirkt, aber eigentlich nur deinen verzweifelten Versuch kaschiert, fünf Minuten Schlaf zu gewinnen.

Dein Chef? Ein Mann mit dem Charme eines Zahnarztbohrers, gekleidet in einen Anzug, der wie ein schlechtes Alibi wirkt. Sein Gesicht trägt den Ausdruck ständiger Selbstzufriedenheit – er hat das Projekt an dich weitergereicht und kann jetzt seinen Tag genießen, während du vor einem unlösbaren Puzzle sitzt.

Die Dreifachbelastung – oder: Warum du eine Heldin bist
Du bist die Person, die alles im Griff haben soll: Projekt A, das gestern fertig sein sollte, Projekt B, das mindestens eine Armee bräuchte, um erledigt zu werden, und dann dieses ominöse „ruhige Nachdenken“ über Projekt C. Deine innere Stimme meldet sich mit sarkastischer Präzision: „Klar, ich denke in Ruhe nach, während ich gleichzeitig jongliere, feuerschlucke und auf einem Seil balanciere.“

Deine Finger fliegen über die Tastatur, aber nicht, um zu arbeiten. Nein, du googelst „Wie kündige ich, ohne den Bürostuhl durch das Fenster zu werfen?“ Die Suchergebnisse sind enttäuschend – offensichtlich hat niemand daran gedacht, für Situationen wie deine eine Anleitung zu schreiben.

Die Kollegen – Statisten deines Lebensdramas
Neben dir sitzt Anne, die immer zu lächeln scheint, als hätte sie heimlich einen Glücksvertrag mit dem Universum abgeschlossen. Sie trägt eine pastellfarbene Bluse und Ohrstecker, die wie winzige Sonnenblumen aussehen. „Alles okay bei dir?“, fragt sie mit der Sanftheit eines Yogalehrers. Du lächelst zurück, ein gequältes Grinsen, das so echt ist wie die Deko-Pflanzen in der Kantine.

Im Hintergrund hörst du Tobias, der Praktikant, der lautstark erklärt, wie er das Firmenlayout revolutionieren würde. Du denkst kurz daran, ihn mit deiner Kaffeetasse zu bewerfen, entscheidest dich aber dagegen – die Tasse ist schließlich dein einziger Verbündeter.

Dein innerer Monolog: Eine Shakespeare-Tragödie
Während die Zeit dahin kriecht, kämpfst du mit einem Gedankenkampf, der epischer ist als jede Schlacht in „Game of Thrones“. Du fragst dich: Warum hat er ausgerechnet mich ausgewählt? Was habe ich getan, um das zu verdienen? Die Antwort ist einfach: Du bist zu gut. Du bist die Person, die immer „Ja“ sagt, die sich nie beschwert und die Verantwortung trägt wie eine olympische Medaille.

Doch tief in dir wächst die Rebellion. Du stellst dir vor, wie du aufstehst, deinen Chef mit einer epischen Rede zur Rede stellst und dabei die Standing Ovations der Kollegen einsackst. Aber dann schaltet sich dein realistisches Ich ein: „Cool, aber wer bezahlt dann die Miete?“

Das Ende – oder die Ironie des Lebens
Es ist 19 Uhr. Dein Chef tritt wieder in dein Büro, den Mantel bereits über den Arm geworfen. „Na, sind wir schon weitergekommen?“, fragt er und blickt dich mit der Freundlichkeit eines Kaltblüters an. Du willst etwas sagen, etwas Intelligentes, vielleicht sogar Sarkastisches, aber stattdessen nickst du nur. „Sehr gut“, sagt er und verschwindet.

Du bleibst zurück, starrst auf den Bildschirm, der dich wie ein stiller Komplize anlächelt. Und dann – ein kleiner Funken Hoffnung. Du beschließt, morgen früh noch einmal von vorn zu beginnen. Nicht für ihn, sondern für dich. Denn du weißt: Irgendwann kommt der Tag, an dem du diesen Job hinter dir lässt, mit einem Lächeln und einem Kaffeebecher voller Triumph.

Zitate für die Ewigkeit: „Geduld ist die Kunst, nur innerlich auszurasten.“

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