Das lauteste Ego schweigt am längsten 

Eine junge Frau in einem weißen Kleid steht am Berghang und winkt den Ballonfahrern zu.
Lesedauer 4 Minuten

Das lauteste Ego schweigt am längsten

Inhaltsverzeichnis

  • Die Falle des lauten Egos
  • Eine Geschichte aus Luzern
  • Warum laute Menschen oft leise Pläne haben
  • Die vier Masken des Egos – und wie man sie erkennt
  • Der Moment, in dem das Ego verstummt
  • Praktische Übung: Die 7-Tage-Schweige-Challenge
  • Tabelle: Lautstärke vs. Substanz
  • Was passiert, wenn das Ego endlich den Mund hält
  • Tipp des Tages

Du kennst sie. Die Menschen, die mit großen Worten durch den Raum rauschen, als wäre die Welt ein einziges Publikum, das nur auf sie wartet. Sie erzählen von Projekten, die „die Branche revolutionieren werden“, von Kontakten, „die ganz oben sitzen“, von Ideen, die „noch niemand vor ihnen hatte“. Und dann – Stille. Kein Ergebnis. Kein Produkt. Keine Veränderung. Nur das Echo ihrer eigenen Stimme.

Die Falle des lauten Egos

In einer kleinen Gasse hinter dem Luzerner Jesuitenkirchplatz sitzt Valentin. Er ist 34, trägt ein nachtblaues Hemd aus Baumwolle, die Ärmel hochgekrempelt, und vor ihm dampft ein doppelter Espresso in einer weißen Tasse. Valentin ist Sounddesigner – einer von denen, die den Ton für Kinofilme erschaffen, die dich nachts noch wach halten. Er hat früher selbst viel geredet. Sehr viel.

Vor fünf Jahren stand er auf jeder Netzwerkveranstaltung in Zürich und verkündete lautstark sein nächstes „Game-Changer-Projekt“. Er hatte eine App im Kopf, die Musik und Emotionen in Echtzeit verbinden sollte. Jeder bekam die Story zu hören. Investoren noddten. Freunde applaudierten. Und dann passierte – nichts. Die App existiert bis heute nicht. Valentin hatte das lauteste Ego der Stadt. Und den leisesten Plan.

Eine Begegnung am Vierwaldstättersee

Eines Abends, der Himmel über Luzern brannte in dunklem Orange, traf er am Seeufer auf Amélie. Sie ist Gewürzhändlerin, reist zwischen Marrakesch, Istanbul und ihrer kleinen Manufaktur in Kriens hin und her. Amélie redet nie laut. Sie flüstert fast, wenn sie von ihrer neuen Safran-Kreation erzählt. Ihre Kunden warten monatelang auf die nächste Charge. Sie hat keine Website. Keine Werbung. Nur einen alten Holzstand auf dem Wochenmarkt und einen Duft, der dich in die Kindheit zurückwirft.

Valentin fragte sie einmal, warum sie nie groß ankündigt, was sie vorhat. Amélie lächelte, nahm einen Schluck von ihrem türkischen Mokka und sagte nur: „Wer wirklich etwas kocht, hat keine Zeit, den Topf zu fotografieren.“

In diesem Moment verstummte sein Ego. Zum ersten Mal seit Jahren.

Warum laute Menschen oft leise Pläne haben

Das Ego liebt die Bühne. Es braucht Applaus, Likes, anerkennende Blicke. Ein echter Plan aber braucht Stille. Konzentration. Zweifel. Rückschläge, die niemand sehen darf. Das Ego hasst Rückschläge. Es versteckt sie hinter neuen großen Worten.

Die vier Masken des Egos – erkenne sie bei dir und anderen:

  • Der Visionär ohne Skizze
  • Der Netzwerker ohne Follow-through
  • Der Perfektionist, der nie veröffentlicht
  • Der Lautsprecher, der nie zuhört

Jede Maske schützt vor einem: vor dem Gefühl, nicht gut genug zu sein.

Der Moment, in dem das Ego verstummt

Valentin begann, anders zu arbeiten. Er sprach nicht mehr über Projekte, bevor die erste Version stand. Er zeigte keine Moodboards mehr, bevor der Ton fertig gemischt war. Er trank seinen Espresso schweigend, während die anderen am Tisch noch von ihren „Million-Ideen“ schwärmten.

Und plötzlich passierte etwas Seltsames: Die wirklich Guten fingen an, ihn ernst zu nehmen. Regisseure riefen an. Kollegen fragten nicht mehr „Was machst du gerade?“, sondern „Kannst du mal vorbeikommen?“.

Praktische Übung: Die 7-Tage-Schweige-Challenge

Du willst wissen, wie viel Substanz hinter deinen Worten steckt? Probiere das einmal:

  1. Wähle ein Projekt, das dir wirklich wichtig ist.
  2. Erzähle sieben Tage lang niemandem davon. Kein Post. Kein „Übrigens…“. Kein „Ich hab da eine Idee“.
  3. Arbeite jeden Tag mindestens 30 Minuten daran. Nur du und die Sache.
  4. Notiere abends, wie es sich anfühlt, wenn niemand applaudieren kann.

Die meisten brechen am dritten Tag ab. Weil das Ego Hunger bekommt.

Tabelle: Lautstärke vs. Substanz

Verhalten Lautes Ego Leiser Plan
Ankündigung Groß, früh, oft Kaum oder gar nicht
Energiefluss Nach außen Nach innen
Reaktion auf Kritik Verteidigung Neugier
Ergebnis Selten Häufig
Gefühl danach Kurz high, dann leer Langsam wachsend, tief

Was passiert, wenn das Ego endlich den Mund hält

Du gewinnst Zeit. Tiefe. Mut. Du hörst plötzlich die leisen Stimmen – deine eigene und die derer, die wirklich etwas zu sagen haben. In Luzern duftet es morgens nach frischem Brot und See. Die Schwäne gleiten lautlos über das Wasser. Und genau so gleiten plötzlich deine Projekte voran: ohne Tamtam. Ohne Publikum. Einfach, weil sie endlich Raum haben.

Amélie hat inzwischen einen zweiten Stand in Basel. Valentin hat letztes Jahr den Sound für einen Film gemacht, der in Cannes lief. Keiner von beiden hat es vorher angekündigt.

Das lauteste Ego schweigt am längsten – und schafft dabei am meisten.

Tipp des Tages

Nimm dir heute Abend 15 Minuten. Schreibe ein einziges Ziel auf, das dir wirklich unter den Nägeln brennt. Dann steck den Zettel weg. Erzähl niemandem davon. Arbeite morgen 20 Minuten daran. Und spüre, wie sich die Energie von „Ich muss beeindrucken“ in „Ich will das einfach erschaffen“ verwandelt.

Hat dich die Geschichte berührt? Dann schreib mir in die Kommentare, wo dein Ego gerade am lautesten ist – und ob du die 7-Tage-Challenge wagst. Teile den Beitrag mit jemandem, der gerade viel redet und wenig macht. Und bleib dran – es kommen noch mehr Geschichten, die dich leise, aber nachhaltig verändern.

Über mich – Andreas Schulze

Ich bin Andreas Schulze, Schriftsteller und Autor zu persönlicher Entwicklung, Motivation und Bewusstsein. Seit über vier Jahrzehnten untersuche ich, was Menschen antreibt und wie persönliches Wachstum entsteht.

Meine Arbeit basiert auf praktischer Erfahrung und dem Austausch mit Menschen aus verschiedensten Lebensbereichen. Seit mehr als 20 Jahren führe ich Interviews und Gespräche weltweit – heute meist digital über Plattformen wie Zoom oder Microsoft Teams.

Die Erkenntnisse daraus fließen in meine Bücher, Blogbeiträge und Coachings auf Erfolgsebook.com ein. Dabei geht es mir um klare, praktische Ansätze, die helfen, Denken und Entscheidungen bewusster zu gestalten.

Ich sehe meine Aufgabe darin, Erfahrungen und Beobachtungen so aufzubereiten, dass sie anderen mehr Klarheit, Selbstbestimmung und innere Stärke ermöglichen.

Meine Bücher findest du hier: Ebooks für deinen Erfolg

Mein vollständiges Profil findest du hier: Über Mich & Erfolgsebook

Willkommen auf meiner Seite – und in deiner Erfolgsgeschichte.

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