Warum musstest du zur Besprechung kommen?

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Warum musstest du zur Besprechung kommen?

Du bist pünktlich. Wie immer. Weil du ein Profi bist. Du hast dir extra das Hemd angezogen, das dich wirklich auszeichnet, und dann – tadaa – setzt du dich brav in deinen gewohnten Platz. Deine Kollegen sind auch da, alle wie immer. Lisa mit ihren unauffälligen, aber irgendwie zu perfekt gebügelten Blusen, Jens im immergleichen grauen Pulli (der aber, man muss es ihm lassen, sehr gut zu seinen perfekten Haaren passt), und Dieter, der aussieht, als wäre er heute vom Vorstellungsgespräch direkt ins Meeting gestolpert – du weißt, der Typ, der immer die weiße Krawatte trägt, weil er denkt, es macht ihn „besonders kreativ“.

Alle sind bereit, sich die nächste Stunde mit etwas zu verplempern, das sie höchstens halbwegs interessiert. Du schaust auf die Uhr, 8:59 Uhr. Ein letzter Blick in den Raum – die Luft ist stickig, die Spannung ist zu spüren, als wäre jeder von euch ein kleiner, überreizter Schaltkreis in einem viel zu überladenen Computer. Deine Kollegen gähnen gleichzeitig. Perfekte Synchronität. Und dann – der Chef betritt den Raum.

Oh, der Chef. Herr Müller. Ja, der Chef, der immer das Gefühl hat, dass er noch ein weiteres Thema reinquetschen muss, obwohl die Agenda längst überladen ist. Und voilà, die erste Präsentation des Tages – „Effizienzsteigerung durch fiktive Innovationsprozesse“. Was? Du hast keine Ahnung, wovon er spricht, aber du weißt, es wird langweilig. Er hat den Ausdruck eines Mannes, der „innovative Ideen“ verkaufen möchte, aber die Ideen kommen aus einem Jahr 1997, als PowerPoint noch aufregend war.

Aber halt, dann kommt der Knüller – der „Bonus“-Teil der Präsentation. Und du weißt schon, was das bedeutet, oder? Ein 50 Folien langer Vortrag über Dinge, die du wirklich nicht hören willst. Vielleicht ist das Thema irgendwas mit der „Optimierung der internen Synergien durch eine harmonisierte Bürokommunikationsstruktur“. Ach, du bist ein bisschen sarkastisch, oder? Nein, du hast recht, es geht wirklich um so etwas. Und während du versuchst, zu verstehen, warum diese Präsentation nicht einfach auf dem Papier bleiben könnte, merkst du, wie alle im Raum anfangen, ihre eigenen Gedanken zu entwickeln. Die Fragen ploppen in deinem Kopf auf:

Warum, Gott, warum haben wir uns heute alle so extra „ins Zeug gelegt“? Was haben wir falsch gemacht, um uns so etwas anzutun?

Du schaust zu deinen Kollegen. Lisa starrt auf ihr Handy, als würde sie damit einen Schlüssel zu einem besseren Leben finden. Jens tut so, als würde er sich in einer besonders interessanten Besprechung befinden – doch seine Augen verraten das Gegenteil. Dieter hat die Krawatte so festgezogen, dass sein Kopf gleich abfallen könnte, aber immerhin scheint er dabei ernsthaft mitzukämpfen, als würde er den „Wandel“ verstehen wollen. Und du? Du bist der Held der Stunde, der einzig wahre Überlebende in diesem Meeting. Deine inneren Monologe überschlagen sich: „Ich hab’s fast geschafft. Gleich vorbei. Nur noch 47 Folien, dann ist es geschafft. Ich halte durch.“

Und plötzlich wird es noch absurder: Der Chef ist in seinem Element. Du hättest schwören können, dass er selbst das größte Interesse an seinen eigenen Zahlen verloren hat, doch er spricht mit einer Begeisterung, die eher an einen Vortrag über „Wie man den kleinsten Nagel im ganzen Gebäude findet“ erinnert. Es ist, als würde der Raum selbst verlangsamen, der Geruch von Kaffeemaschinen und angespannter Mimik steigt dir in die Nase.

Du bist an einem Punkt, an dem deine Seele sich überlegt, einfach aufzugeben. Aber dann geschieht das Unvorhergesehene. Der Chef beginnt mit dem „neuesten Update“ – eine PowerPoint-Schlacht, die wie ein Feuerwerk des Irrsinns aussieht. Fast 60 Folien, die niemand braucht, und doch sind alle so brav dabei, als ob sie sich wirklich davon erleuchten lassen könnten. Und du bist mittendrin, dieser Moment der Ewigkeit, als der Bildschirm endlich wechselt.

Schließlich kommt der Moment der Erlösung. Du hörst das „Vielen Dank, das war’s für heute!“. Das war der Moment, den du herbeigesehnt hast. Du atmest tief durch. Es ist wie ein Kopfschmerz, der nachlässt, sobald du das Meeting verlässt. Und was ist der erste Gedanke, der dir durch den Kopf schießt? „Warum tut mir das immer wieder an?“ Du bist jetzt offiziell ein Überlebender. Ein Überlebender von „besonders kreativen“ Meetings, die mehr einem „Tiefschlaf“ gleichen als einer echten Besprechung.

Und am Ende des Tages stehst du da, voller Gedanken, die du nie wieder ansprechen kannst, und denkst dir: Wenn es wirklich überlebensnotwendig ist, dass wir solche Besprechungen haben, warum dann nicht wenigstens mit einem besseren Catering und einem besseren Wi-Fi?

Es gibt nichts, was du dir mehr wünschst, als dass der Chef das nächste Mal beim „Bonus“ einfach mal die PowerPoint-Datei weglässt. Aber du weißt, tief in dir drin, dass das nie passieren wird.

Zitat: „Die einzige wahre Freiheit ist die Freiheit, keine Folien mehr sehen zu müssen.“

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