Warum Du Proaktiv sein sollst… und wie du es verkackst
Ah, der Chef. Der Mann, der in der Rolle des allwissenden Führers glänzt, als ob er gerade den nächsten Nobelpreis für „Büro-Management“ in der Tasche hätte. Heute, wie immer, bist du derjenige, der mal wieder auf die schlaue Frage „Warum bist du nicht proaktiv?“ reagieren muss. Du, der Alleskönner der Firma, der in der Hoffnung lebt, dass der Chef, mit seiner übertriebenen Aura von Produktivität, die halbe Belegschaft als „proaktiv“ durchschleust. Ah, „proaktiv“… die magische Zauberformel, die über die bloße Existenz von E-Mails hinausgeht.
Proaktivität. Ja, genau. Während du versuchst, den Berg von 82 E-Mails in deinem Posteingang zu entwirren, dreht sich alles um den einen heiligen Begriff: „Proaktivität“. Weißt du, diese Superkraft, die scheinbar niemand hat, aber alle von dir erwarten. Du spürst schon, wie der Blick deines Chefs mit einer Mischung aus Neugier und leichtem Ärger in deinem Nacken bohrt, während du ihn mit einem ständigen Kopfnicken von der Tatsache ablenkst, dass du gerade mit einem akuten „Posteingangs-Trauma“ kämpfst.
„Warum bist du nicht proaktiv?“ fragt er. Seine Stimme klingt wie das sanfte Klirren einer Huldigung zu einer Idee, die niemand so richtig versteht. Du kannst es förmlich hören: „Wenn du wirklich proaktiv wärst, würdest du 82 E-Mails in 2 Sekunden durchsehen, sie beantworten und nebenbei noch das ganze Unternehmen retten!“ Ach ja, diese unsichtbare Erwartungshaltung, dass du nicht nur E-Mails durchliest, sondern gleich ein weiteres Büro-Imperium aufbaust.
Und hier stehst du, in deinem Hoodie, den du trägst, um dich vor der Welt zu verstecken, umgeben von halb entleerten Kaffeetassen, die Zeugnis über deine 24-stündige Reise durch das E-Mail-Universum ablegen. Du nimmst einen tiefen Schluck von deinem kalt gewordenen Kaffee, der mittlerweile genauso abgestanden ist wie das Gespräch über Proaktivität, und antwortest: „Nun, Chef, ich dachte, Proaktivität bedeutet, Dinge zu erledigen, die wirklich wichtig sind. Wie… E-Mails lesen, Meetings führen, Projekte abschließen, die schon vor Monaten hätten beendet werden sollen?“
„Hmmm, du verstehst es nicht“, sagt er und tupft mit seinen perfekt gepflegten Nägeln auf den Tisch. Du kannst die Frustration in seiner Stimme beinahe schmecken. Du überlegst, ob er tatsächlich glaubt, dass die Lösung aller Probleme im Unternehmen einfach darin besteht, „proaktiv“ zu sein. Der arme Kerl denkt wahrscheinlich, dass wenn er jetzt nochmal das Wort „Proaktivität“ benutzt, du eine Heerschar von Aufgaben wie ein wahnsinniger Superheld erledigen wirst, während du gleichzeitig das Unternehmen auf Händen trägst.
Und du? Du überlegst, wie du der Antwort elegant entkommen kannst. Wirst du ein tiefes philosphisches Gespräch über die Bedeutung von „Proaktivität im Kontext der Bürokratie“ führen? Nein, das ist zu langweilig. Vielleicht solltest du lieber die „Kunst des Nichtstuns“ loben – immerhin wirst du irgendwann eh mit dem gesamten E-Mail-Universum verschmelzen.
Weil was ist Proaktivität wirklich? Ist es nicht nur der Versuch, sich die Arbeit zu sparen, bevor der Chef es merkt? Denk mal nach: Jeder, der in einem Büro arbeitet, weiß, dass „proaktiv“ der hübsche Begriff für „Überstunden machen, ohne dass jemand merkt, dass du brennst“ ist. Und hier bist du, der Verschwörer der Tastatur, der in einem bequemen Rollstuhl der Büro-Nachlässigkeit auf der Überholspur sitzt. Du bist der König der To-do-Listen, die keiner je abarbeitet. „Proaktiv?“, fragst du dich, „Das bedeutet doch nur, dass du Dinge tust, die du später bereuen wirst, weil du gerade nicht weißt, dass 15 andere Kollegen die gleiche Aufgabe auch noch haben.“
Der Chef wirft dir noch einen letzten Blick zu, bevor er sich abwendet und zu seinem Tisch zurückkehrt, als ob er dich gerade auf den nächsten Level des Bürolebens geschubst hätte. Aber du weißt es besser. Du weißt, dass dein Schicksal nicht in Proaktivität liegt, sondern in einem stillen Widerstand, in einer geheimen Allianz mit den E-Mail-Bergen und der ewigen Hoffnung, dass irgendwann die „Proaktivität“ von anderen übernommen wird. Bis dahin wirst du einfach weitermachen, deinem Chef zulächeln und dir die nötige Zeit nehmen, den perfekten Kaffee zu brauen – das wahre Geheimnis der Produktivität.
Zitat: „Proaktiv sein ist leicht – besonders wenn du ein Schild aus E-Mails trägst, das dich von der Verantwortung befreit.“