Unpünktlichkeit: Dein neues Hobby
Ah, Unpünktlichkeit. Du liebst es, oder? Siehst du das nicht als die aufregendste Sportart der Welt an? Ein echtes Adrenalinabenteuer! Wer braucht schon Pünktlichkeit, wenn man das Leben auf der Kante genießen kann? Komm, du bist doch nicht so langweilig wie die anderen, die mit einem minimalistischen „on time“-Mindset durchs Leben stolpern.
Du stehst da, mit deinem perfekten Outfit – du weißt schon, das, was eigentlich schon zu spät gewaschen wurde, aber du machst es trotzdem. Deine Sneakers sind weiß wie der Schnee, obwohl du keine Ahnung hast, wie man auf Schnee läuft. Deine Jeans sind so eng, dass du sie eigentlich nur im Stehen tragen kannst, aber das stört dich nicht, weil du sowieso vorhast, sitzen zu bleiben, oder? Der Hoodie – natürlich schwarz, weil du dich nie ganz entscheiden kannst, ob du im Dunkeln mit der Welt oder mit dir selbst ein gutes Gespräch führen willst.
Während du auf die U-Bahn wartest, wirst du von deinem Handy zurückgehalten, das dich mit Benachrichtigungen bombardiert. Es ist wie ein „Freund“, der dich ständig daran erinnert, wie sehr du dein eigenes Leben verpasst. Aber keine Sorge, du hast deinen inneren Zen gefunden, um diese Zeit zu überbrücken. Du scrollst durch Instagram, als wäre es eine Botschaft aus einer höheren Dimension, und hast dabei schon die ersten zehn Entschuldigungen im Kopf, warum du zu spät kommst. Schließlich hast du dich immer schon gewundert, warum alle anderen Menschen so langweilig sind, indem sie „pünktlich“ erscheinen.
Die Uhr tickt, aber das ist dir egal. Du bist der Mensch, der das Leben auf deine eigene Weise genießt – mit einer Verspätung, die jedes Gespräch zu einem wahren Abenteuer macht. Die Leute um dich herum sehen dich mit einem gemischten Ausdruck aus Mitleid und Bewunderung an. Sie fragen sich, ob du den Begriff „Zeit“ wirklich verstehst oder einfach eine eigene Dimension erschaffen hast, in der „pünktlich“ und „zu spät“ keine Bedeutung haben. Und dann, der Moment, der deine Identität als „Meister der Unpünktlichkeit“ endgültig bestätigt: Der Anruf kommt. Du bist natürlich der Einzige, der im Meetingraum noch fehlt. Sie wissen es bereits – du bist der King, der Überlebenskünstler, der Pünktlichkeits-Killer.
Aber wie fühlt sich das eigentlich an? Du bist selbst der Held in deinem eigenen Drama. Die Uhr tickt weiter, der Treffpunkt rückt näher. Deine Gedanken rasen. Du erinnerst dich an die Ausreden, die du heute schon durchgegangen bist – sie werden bald zu einem Meisterwerk der Ausweichkunst. „Sorry, der Verkehr“, „Sorry, der Kaffee war einfach zu stark“, „Sorry, mein Hund hat sich irgendwie im Park verlaufen“ – je nachdem, wie kreativ du dich gerade fühlst. Du wirst schon irgendwie herausfinden, wie du aus dieser Situation herauskommst, oder?
Ah, aber dann… Ein weiterer Schock. Dein bester Freund ruft an. Genau der, der immer pünktlich ist. Der sich niemals verspäten würde, selbst wenn er einen Weltkrieg überstehen müsste, um pünktlich zu sein. Du kannst ihm den Schmerz in seiner Stimme hören, als er sagt: „Wo bist du? Wir sind schon da. Alle warten!“ Dein Herz zieht sich zusammen. Was tust du jetzt? Du könntest es endlich schaffen und einfach pünktlich sein, aber… was wäre der Spaß dabei? Schließlich sind es doch die letzten 5 Minuten, die den Unterschied ausmachen, oder nicht?
Du steigst in die Bahn und versuchst, cool zu bleiben, aber dein Puls rast. Die U-Bahn klappert vor sich hin, während du in Gedanken das Szenario durchspielst, wie du reingehst – einfach mit einem Grinsen, als wäre nichts gewesen. Der Türsteher, der dich mit einem Augenbrauenhochziehen ansieht, wird es schon nicht merken, dass du gerade eine halbe Stunde zu spät bist. Und wenn er es doch merkt, dann hast du immer noch deine fabelhafte Entschuldigung: „Sorry, das Leben ist ein Abenteuer.“ Du bist der lebende Beweis, dass du die Kontrolle über die Zeit einfach nicht brauchst. Du nimmst die Welt und ihren strikten Zeitplan und sagst „Nö, danke“. Du fährst lieber deine eigene Linie.
Und dann, nach einem weiteren dramatischen Augenblick des Wartens (du hast wirklich schon alle Ausreden durch), betrittst du den Raum. Alle Blicke auf dich. Und du – du bist der Held, der mit einem selbstbewussten Schulterzucken die Bühne betritt. Du bist nicht zu spät, du bist einfach modebewusst spät. Es ist ein Statement. Ein grandioser Auftritt.
„Du wirst es nie bereuen, wie spät du warst,“ flüsterst du dir selbst zu, während du dir einen Platz suchst und dabei über das unglaubliche Gefühl nachdenkst, auf deine eigene Weise unpünktlich zu sein.
Und da, plötzlich, trifft es dich: Was ist, wenn das eigentlich die wahre Kunst des Lebens ist? Nicht das Streben nach Perfektion, sondern das Streben nach der perfekten Unpünktlichkeit – die Kunst, die Zeit zu beherrschen, anstatt sie zu beherrschen. Wenn das nicht mal ein Statement ist, dann weiß ich auch nicht. Aber, ehrlich gesagt, wer braucht schon Pünktlichkeit, wenn man den ganzen Tag ein ungeschliffenes Meisterwerk sein kann?
In dem Moment, als du realisierst, dass das alles Teil des Plans ist, merkst du eines: Du bist der unangefochtene Champion der Unpünktlichkeit.
Und das Beste? Du hast es geschafft, das zu einem legendären Abenteuer zu machen.