Stau auf der Autobahn, warum auch nicht?

Stau Auf Der Autobahn, Warum Auch Nicht?
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Stau auf der Autobahn, warum auch nicht?

Ah, der Stau. Dieses kleine, aber feine Meisterwerk der deutschen Autobahnen. Du bist auf der Fahrt nach Hause, vielleicht auf dem Weg zu einem unglaublich wichtigen Termin, der ohne dich nicht stattfinden kann – oder vielleicht auch nicht. Egal, die Welt dreht sich weiter, du hast ein Ziel, und du bist fest entschlossen, es zu erreichen. Dann kommt der Stau.

Du stehst da, wie ein Opfer der Straße, das seinen eigenen Lebensfilm in Zeitlupe erlebt. Du hast das Gefühl, dass du gerade der Hauptdarsteller in einer epischen Tragödie bist, die nie zu enden scheint. Der Motor brummt leise vor sich hin, der Schweiß läuft dir von der Stirn, weil du den Thermostat irgendwie immer wieder auf „Ofen“ gestellt hast. Die Klimaanlage hat deinen Kampf um frische Luft längst verloren. Deine Finger kleben fast schon am Lenkrad fest. Du schaust in den Rückspiegel, und was siehst du? Unendlichkeit. Na ja, zumindest Unendlichkeit in Form von einer Reihe von Fahrzeugen, die sich mühsam schiebend durch die Landschaft quälen.

Und der wahre Spaß beginnt, wenn du versuchst, herauszufinden, warum du eigentlich hier stehst. Was ist passiert? Hast du in deiner Vergangenheit irgendwelche Straßenräuber angegriffen, die jetzt Rache üben? Oder bist du gerade der tragische Held eines Verkehrsunfalls, der nichts anderes tut, als ein paar Minuten auf der Autobahn zu stehen und den Blick auf den Asphalt zu genießen? Was könnte der Grund für diesen Stau sein? Eine Pfütze? Ein Auto mit einem platten Reifen? Ein fliegender Teppich, der den Verkehr blockiert?

Und da ist sie – die Erkenntnis: Du hast keinen blassen Schimmer. Absolut keinen. Es gibt keinen Unfall. Kein Ausfall. Kein von der Straße geratener Lkw. Nein, der Stau ist einfach da, wie ein unerklärliches Rätsel des Universums, das dir gerade mitten im Leben ein beispielloses „Na und?“ entgegenbrüllt. Es gibt keinerlei Erklärung, keine Begründung. Nichts, was du wirklich ertragen kannst. Es ist ein Stau – ohne Grund, ohne Schuld, ohne Erbarmen.

Du bist der König des Staubechers.

Die ersten paar Minuten – okay, die sind noch relativ erträglich. Du hast gerade den Kaffee getrunken, der dir das Gefühl gibt, als könntest du alles erreichen – du bist der König der Welt, zumindest bis der erste Bremsvorgang kommt. Dann bist du plötzlich der ungeduldige Gnom im Auto, der das Gefühl hat, als würde er der Zeit die Stirn bieten. Du lässt den Gang raus und ziehst eine imaginäre Mütze, weil du mit den Autoschlangen zu tanzen versuchst.

Das Warten ist ein Kunstwerk der höchsten Disziplin. Du hast endlich den perfekten Moment gefunden, um im Rückspiegel zu sehen, dass der eine Typ, der das ganze Drama mit dir teilt, wirklich noch seine Hände ans Steuer nimmt, während du das Gefühl hast, dass du gerade eine neue Erfindung von Geduld in deinem Inneren erschaffst. Der Typ im schwarzen SUV? Der schaut dich ständig an, als ob du den entscheidenden Moment für das Ende der Welt verpasst hast. Ja, der in dem grauen Hoodie. Der wahrscheinlich schon seit einer Stunde auf seinen Kaffee angewiesen ist, aber ihm gelingt es noch, diese Atmosphäre der völligen Ignoranz zu verbreiten. Aber nicht mit dir. Du weißt, was du brauchst. Du brauchst, dass es einfach vorbei ist.

Du wirst jetzt zum Philosophen der Lücke.

Während du da sitzt, von deinem letzten Nerv getragen, beginnst du, über den Sinn des Lebens nachzudenken. Warum, um Himmels willen, hat diese Menschheit so viel Platz auf der Erde und so wenig Zeit? Du versuchst, die Fragen des Universums zu ergründen. Fragen wie: „Warum sind da so viele Lkw unterwegs?“ und „Warum ist mein Smartphone in dieser einen Minute leer, in der ich am dringendsten einen Blick auf das Kartenmaterial werfen muss?“ Du greifst nach deinem Handy, nur um festzustellen, dass du deine komplette Playlist gelöscht hast, weil du dir dummerweise „nur das Beste“ auf „Wiederholen“ gestellt hast – und du kannst dich nicht erinnern, warum du überhaupt so viele melancholische Lieder in deinem Leben brauchst.

Du spürst eine leise Verzweiflung aufsteigen. Der Lkw vor dir fährt – kein Witz – in Zeitlupe, als ob er durch einen Zeitsturm reitet. Du hast das Gefühl, er ist so alt wie die Straße selbst. Er blockiert jedes Überholmanöver, das du in deinem Kopf schon hundert Mal durchgespielt hast. Aber du bleibst ruhig, als Philosophen es eben tun. Du erinnerst dich an die Ratschläge von so vielen weisen Leuten: „Atme tief durch und lass dich nicht stressen.“

Aber dann – der große Moment.

Der Augenblick der Wahrheit: Es gibt eine Öffnung! Ein kleiner Spalt im Verkehr, der dich das Gefühl gibt, als würdest du gleich in den Olymp aufsteigen. Du beschleunigst leicht. Dein Puls steigt. Der SUV vor dir schert auf einmal aus. Du bist fast sicher, dass du es geschafft hast. Und dann… PENG! Der Verkehr kommt sofort wieder zum Erliegen. Dein Moment wird von einem misslungenen Schachzug der Straßenlogik zerschmettert. Was hast du gerade gelernt? Wahrscheinlich nichts – außer, dass du in der Hölle der Staus gefangen bist und nur der Gedanke an Pizza dich jetzt noch retten kann.

Und dann – plötzlich, wie aus dem Nichts.

Du schleichst dich entlang der Landstraße und die Rettung naht. Der Stau lichtet sich. Der Verkehr rollt weiter. Es war nichts. Wirklich, es war nichts. Das Chaos löst sich auf, als ob du gerade ein unsichtbares Portal betreten hättest. Kein Drama. Kein Grund. Einfach vorbei. Es gibt keine Erklärung. Du weißt, du hast gewonnen – du bist wieder frei. Aber im Inneren weißt du, dass du es nicht wirklich verstanden hast. Der Stau bleibt ein unlösbares Rätsel. Und du wirst ihn wiedersehen. So oder so.

Zitat: „Das Leben ist wie ein Stau: Wir wissen nicht, warum wir stehen, aber irgendwie kommen wir immer weiter – irgendwann.“

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