Kapitel 99: Die Masken des Schicksals
Die Welt, in die sie eintauchten, war eine Symphonie aus Kriegsgeschrei, brennenden Bannern und dem Geräusch von Hämmern auf Metall. Sie landeten inmitten eines geschäftigen Heereslagers unter dem Banner von Heinrich V., König von England. Es war der Vorabend der Schlacht von Azincourt, eine der verheerendsten Konfrontationen des Hundertjährigen Krieges.
Lyra spürte, wie das Artefakt an ihrem Handgelenk – jetzt ein lederner Armschutz mit eingeprägten Runen – warm pulsierte. „Die Geschichte hat sich verändert“, murmelte sie. „Es ist, als hätte jemand die Fäden dieses Krieges manipuliert.“
Solan nickte, während er die umgebende Szene studierte. „Heinrichs Truppen wirken erschöpft, doch es ist mehr als das – hier gibt es eine unsichtbare Hand, die das Gleichgewicht stört.“
Kai, der Überlebenskünstler, hatte sich bereits unter die Soldaten gemischt und kehrte mit Informationen zurück. „Es gibt Berichte über einen mysteriösen Ritter in dunkler Rüstung, der angeblich unbesiegbar ist. Die Soldaten nennen ihn ‚Schattenklinge‘.“
Die Schatten der Vergangenheit
Das Lager war eine lebendige Mischung aus Gerüchen – Schweiß, Leder und das dumpfe Aroma von kochendem Eintopf. Myria Dunkelmond ließ dichten Nebel entstehen, um ihre Bewegungen zu verschleiern, als die Gruppe sich näherte, um den Ritter zu beobachten.
Sira Valeris verwandelte sich in einen Raben und schwang sich in die Lüfte, um einen besseren Überblick zu bekommen. „Er reitet allein zwischen den Reihen der Franzosen und gibt Anweisungen. Seine Präsenz scheint die Moral ihrer Truppen übernatürlich zu stärken.“
„Das ist kein gewöhnlicher Krieg“, sagte Seraphine Veyra mit einem fernen Blick. „Wenn wir ihn nicht aufhalten, wird Azincourt in einem Desaster enden – und die Zeitlinie könnte zusammenbrechen.“
Lyra beschloss, den Schattenklinge direkt zu konfrontieren. Die Gruppe schlich durch den Nebel, wobei Selena Arinthals Lichtweben ihnen als flüchtige Glühwürmchen den Weg wies. In einem epischen Duell mit der mystischen Kreatur stellte sich heraus, dass der Ritter ein Bote von Mephos war, der versuchte, den Verlauf der Geschichte zu verändern, um seine eigene Macht zu festigen.
Mit vereinten Kräften zerstörten sie das dunkle Siegel, das der Ritter trug. Als er fiel, kehrte die Zeitlinie in ihren ursprünglichen Zustand zurück, und Heinrich führte seine Truppen zum legendären Sieg.
Die Schrecken der Hexenjagd: Schottland, 1590
Noch bevor sie die Ruhe des Moments genießen konnten, zog sie das Artefakt erneut weiter. Diesmal landeten sie in den dunklen Wäldern Schottlands, wo die Hexenjagden auf ihrem Höhepunkt waren.
Eine angsterfüllte Frau namens Eona führte sie in eine verborgene Zuflucht, in der Menschen, die der Hexerei bezichtigt wurden, Schutz suchten. „Die Jäger haben sich verändert“, sagte Eona zitternd. „Sie führen magische Ketten, die die Seelen der Angeklagten einfangen.“
Myria Dunkelmond setzte ihre Kräfte ein, um den Nebel über dem Wald zu verstärken, während Lyra und Sira einen der Hauptjäger verfolgten. Die Enthüllung war erschütternd: Die Jäger arbeiteten im Auftrag eines mächtigen Feindes, der die Seelen der Opfer für seine eigenen dunklen Rituale sammelte.
„Das muss enden“, sagte Kai und schärfte seine Klinge, die sich inzwischen in eine geschwungene, silbern glänzende Klinge aus der Renaissancezeit verwandelt hatte.
Durch sorgfältige Planung und die Visionen Seraphines fanden sie die zentrale Quelle der Macht: eine Krypta unter einer zerstörten Abtei. In einem Showdown zerstörten sie die Quelle, befreiten die gefangenen Seelen und ließen das dunkle Ritual in sich zusammenbrechen.
Die Rückkehr der Helden: Spanien, 1808
Mit jedem Sprung durch die Zeit wurde die Gruppe enger zusammengeschweißt. Die nächste Epoche brachte sie nach Spanien während des Unabhängigkeitskriegs gegen Napoleon. Die Schlacht von Saragossa tobte, und die Gruppe wurde sofort in die Kämpfe hineingezogen.
Die Straßen der belagerten Stadt waren ein Chaos aus Blut, Rauch und dem Knirschen von Trümmern. Solan führte sie durch die engen Gassen, basierend auf historischen Karten, die er in früheren Zeitsprüngen studiert hatte. Sie schlossen sich einer Gruppe von Rebellen an, angeführt von einer furchtlosen Frau namens Isabella de Lorca, die zur unvergesslichen Verbündeten wurde.
„Napoleons Truppen sind nicht das Hauptproblem“, erklärte Isabella. „Ein Schattenagent hat die Stadt infiltriert und sabotiert unsere Verteidigung.“
Die Gefährten halfen, die Verteidigung zu stärken und den Verräter zu entlarven, der versuchte, die Zeitlinie zu verdrehen. Die Ereignisse gipfelten in einem dramatischen Kampf auf den Mauern der Stadt, wo Selena Arinthals Lichtweben die Rebellen inspirierte, während Kai und Lyra Seite an Seite kämpften.
Ein Blick nach vorn
Nach jedem Zeitsprung wurde es deutlicher: Ihre Mission war größer als das Bewahren einzelner Momente. Die Feinde, die sie verfolgten, hatten eine Agenda, die die gesamte Zeitlinie bedrohte.
Als sie schließlich in der Dämmerung auf einem Hügel saßen, die rauchenden Trümmer von Saragossa hinter sich, blickten sie in die Ferne. „Wir kommen der Quelle näher“, sagte Lyra leise. „Aber die Frage bleibt: Können wir es schaffen?“
„Solange wir zusammen sind“, antwortete Kai, „kann uns nichts aufhalten.“
Die Zeit begann erneut zu flimmern, und sie wurden fortgerissen – bereit, das nächste Kapitel der Geschichte zu schreiben.