Kapitel 94: Der Tanz der Epochen

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Kapitel 94: Der Tanz der Epochen

Der Himmel über dem Schlachtfeld von Waterloo war in tiefes Grau getaucht, Wolken hingen schwer wie Vorboten einer nahenden Katastrophe. Die Gefährten standen am Rande der rauen Ebene, die von unzähligen Fußspuren durchzogen war, Zeugen der tobenden Schlacht. Der Lärm der Artillerie und der Schrei kämpfender Männer hallten über das Land. Napoleons Armee, diszipliniert und unermüdlich, kämpfte gegen die verbündeten Truppen unter Wellington.Lyra trat vor, das Artefakt an ihrem Handgelenk – nun in Form eines schlichten goldenen Armbands – leuchtete schwach. „Dieser Ort… er fühlt sich vertraut an, und doch ist er anders. Ich spüre die Veränderungen, die Zeit und Macht hier geformt haben.“Solan, der Historiker, beugte sich über eine Karte, die sie aus den tiefen Gängen von Paris mitgebracht hatten. „Dies ist ein anderer Waterloo als der, den wir kennen. Die Götter haben eingegriffen, um den Lauf der Geschichte zu beeinflussen. Napoleon darf hier nicht gewinnen, sonst werden die Konsequenzen unabsehbar.“Kai, der Überlebenskünstler, zog seinen Dolch, der sich der Zeit angepasst hatte – eine robuste Klinge mit einem fein geschmiedeten Griff aus der napoleonischen Ära. „Wir wissen, was wir zu tun haben. Aber diesmal werden wir auf mehr als nur Soldaten treffen. Die Schatten der Vergangenheit sind hier stärker denn je.“

Der verborgene Einfluss der Götter

Als sie sich vorsichtig durch die Reihen der Kämpfenden bewegten, begegneten sie einer Gruppe von Soldaten, die nicht wie die anderen waren. Ihre Augen leuchteten in einem unnatürlichen Gelb, ihre Bewegungen waren mechanisch und unheimlich präzise. Myria Dunkelmond trat vor, ihr Nebelmantel schimmerte in den Farben der hereinbrechenden Dämmerung. „Das sind keine Menschen mehr. Sie wurden von den Göttern zu Marionetten gemacht.“„Dann sollten wir die Fäden durchtrennen“, sagte Kai entschlossen und stürzte sich in den Kampf. Während die anderen ihm folgten, schwang Selena Arinthal ihre Hände, und ein blendendes Licht brach aus ihren Fingern, das die Feinde kurzzeitig lähmte.Inmitten des Chaos entdeckten sie eine geheimnisvolle Gestalt, die von einem violetten Schein umgeben war. Es war eine Frau in einer prächtigen Uniform, ihr Gesicht halb verborgen unter einem Helm. „Ihr wagt es, die Pläne der Götter zu durchkreuzen?“ Ihre Stimme war kalt wie Stahl. „Ich bin Amara, Gesandte des Pantheons, und ihr werdet nicht weiterziehen.“Ein harter Kampf entbrannte, doch mit vereinten Kräften – Lyras Artefakt, Siras Verwandlung in einen schnellen Falken, und Solans präzise Planung – gelang es ihnen, Amara zu überwältigen. Bevor sie jedoch verschwand, sprach sie eine Warnung aus: „Ihr könnt den Fluss der Geschichte nicht kontrollieren, ohne den Preis dafür zu zahlen.“

Om 25

Ein Sprung in die Pestjahre

Kaum war der Kampf beendet, begann die Luft um sie herum zu flimmern. Der Schlachtlärm verebbte, und plötzlich standen sie in einer engen, düsteren Gasse. Der Gestank von Krankheit und Tod lag schwer in der Luft. Ratten huschten über das Kopfsteinpflaster, und aus den Fenstern hingen Tücher, die auf die Anwesenheit der Pest hinwiesen.„Die Pestjahre“, flüsterte Solan. „Eine der dunkelsten Zeiten der Menschheit.“Sie trugen nun einfache Gewänder, passend zur Epoche. Lyra hielt ein kleines Fläschchen in der Hand, das wie von Zauberhand aufgetaucht war. „Das Artefakt hat sich angepasst. Es könnte helfen, die Krankheit in unserer Nähe abzuwehren.“In einer heruntergekommenen Kirche fanden sie Isabel wieder. Sie war verändert, ihre einst leuchtenden Augen trugen nun die Last der Jahre und des Leids. „Ihr seid zurückgekehrt“, sagte sie, ihre Stimme zitternd. „Die Götter haben diese Zeit nicht nur mit Krankheit, sondern auch mit Angst vergiftet.“Gemeinsam mit Isabel begannen sie, den Ursprung des Fluches zu suchen. Hinweise führten sie in ein verborgenes Labyrinth unter der Stadt, wo sie auf eine geheime Bruderschaft stießen, die mit den Göttern im Bunde war. Hier, in der Dunkelheit, entdeckten sie ein Manuskript, das von der Möglichkeit sprach, die Einflüsse der Götter dauerhaft zu schwächen.

Eine epische Reise durch die Epochen

Ihre Reise ging weiter. Sie fanden sich in den goldenen Tagen der portugiesischen Entdeckungen wieder, an Bord eines Schiffs, das sich mit dem Wind durch die Weiten des Atlantiks bewegte. Hier trafen sie auf Vasco da Gama, dessen Ambitionen durch die Einflüsse der Götter verdorben waren. Gemeinsam mit einer rebellischen Crew kämpften sie gegen ein Ungeheuer, das die Ozeane heimsuchte – eine Kreatur, die von den Göttern als Wächter entsandt worden war.In den Schlachten der spanischen Inquisition begegneten sie grausamen Inquisitoren, deren Macht weit über das hinausging, was menschlich war. Seraphine Veyra nutzte ihre Visionen, um die Bewegungen der Feinde vorherzusehen, während Lyra einen alten Freund wiederfand – Miguel, einen ehemaligen Priester, der sich der Inquisition widersetzte.In der Zeit der französischen Revolution waren es die Straßen von Paris, die erneut zum Schauplatz wurden. Étienne, der mysteriöse Revolutionär, führte sie zu einer Verschwörung, die den Lauf der Geschichte hätte verändern können. Sie griffen ein, retteten Unschuldige und entdeckten eine weitere Karte – eine, die sie zu ihrem nächsten Ziel führte.

Der Tanz der Geschichte

Immer wieder fanden sie sich an Orten wieder, die sie bereits besucht hatten – doch jedes Mal waren sie verändert. Der Himmel über den Highlands war dunkler, die Mauern von Toledo schienen brüchiger, und selbst die strahlenden Straßen von Paris trugen eine neue Schwere. Doch die Gruppe blieb vereint, geführt von ihrem unerschütterlichen Glauben an das, was richtig war.„Die Geschichte wiederholt sich nicht“, sagte Lyra eines Abends, als sie am Lagerfeuer saßen. „Aber sie reimt sich. Und wir müssen dafür sorgen, dass der nächste Vers ein besserer wird.“Mit diesen Worten brachen sie auf, ihre nächsten Ziele klar vor Augen – und die Götter, die sie aufhalten wollten, in ihrem Rücken. Doch nichts konnte sie aufhalten, denn sie waren mehr als nur Reisende durch die Zeit. Sie waren Hüter der Geschichte.

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