Kapitel 92: Die Rückkehr der Schicksalswinde

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Kapitel 92: Die Rückkehr der Schicksalswinde

Die Gefährten standen wieder auf dem Schlachtfeld, doch diesmal war es nicht der heilige Boden von Waterloo, der sich unter ihren Füßen dehnte. Es war ein anderes, längst vergangenes Land, das sie durchschritten hatten. Der Nebel der Zeit hatte sie in eine Ära geführt, die sie bereits kannten, aber die sich nun auf seltsame Weise verändert hatte. Die Landschaft war von Wäldern und Hügeln geprägt, und der Schrei der Krieger hallte in den Lüften.

„Wir sind zurück in Schottland“, sagte Lyra mit einem leisen Seufzen. Sie konnte den kalten Wind riechen, der die Schlachtfelder der Highlander durchzog. „Aber es fühlt sich anders an, nicht wahr?“

„Die Geschichte selbst scheint sich verändert zu haben“, erwiderte Solan, seine Hand fest um das Griff seines Schwertes geschlossen. „Die Zeit hat uns wieder hergeführt, aber der Fluss der Ereignisse wurde von etwas gestört. Und die Spuren des Schicksals sind tiefer als je zuvor.“

Sie hatten die Zeit einmal mehr durchschritten, von den Ruinen von Hastings bis hin zu den blutigen Hügeln von Waterloo, aber dieser Ort, Schottland, war ihnen besonders vertraut. Sie hatten ihn schon einmal besucht, als sie die Freiheit der Highlander erlebten, aber der heutige Kampf, der vor ihnen lag, war ungleich härter. Denn sie spürten, dass hier nicht nur Menschen kämpften, sondern auch die Götter und die Zeit selbst.

„Sira“, rief Kai, der sich neben ihr aufrichtete, als er die feinen Nuancen der Umgebung aufnahm. „Bist du sicher, dass wir hier helfen können?“

„Die Geschichte hier“, begann Sira nachdenklich, „wird nicht allein durch das Schwert entschieden. Es ist die Freiheit des Geistes, die sie prägt. Der Kampf der Highlander gegen die englischen Invasoren ist ein Symbol für den Widerstand gegen die Ketten der Unterdrückung. Und wir…“ Sie sah ihm in die Augen, „…wir sind der Funke, der den Funken entzündet.“

Selena Arinthal trat vor, ihre Hände zitterten kaum, als sie das Licht um sich webte und die Dunkelheit der Geschichte durchbrach. „Wir sind nicht nur Beobachter, sondern Akteure im Spiel der Schicksalsgötter. Wenn wir nicht eingreifen, wird diese Geschichte einen anderen Verlauf nehmen. Und die Zeit wird sich gegen uns wenden.“

„Die Götter sind in Bewegung“, fügte Myria hinzu, ihre Stimme weich, aber voller Entschlossenheit. „Ihre Spielchen sind längst nicht mehr versteckt. Sie sind die Drahtzieher hinter den Ereignissen dieser Schlacht.“

Om 25

„Und Mephos, der dunkle Regent, ist ebenfalls hier“, sagte Solan, als er den Himmel absuchte. „Er webt die Schatten der Vergangenheit in die Gegenwart und mischt sich in die Entscheidungen, die hier getroffen werden. Er will, dass diese Freiheit niemals erblüht.“

Der Nebel begann sich um sie zu verdichten, als sie in die Hügel von Schottland eintraten, die sich jetzt von den Schlachtfeldern von Waterloo zu einer neuen Zeitspanne dehnten. Die Atmosphäre war lebendig und düster zugleich, die Mauern von Stirling waren von Rissen durchzogen, als ob sie die Geschichten von Krieg und Blut in ihren Stein gemeißelt hätten.

„Das hier ist kein gewöhnlicher Kampf“, sagte Seraphine, die ihre Visionen mit den anderen teilte. „Es ist der Kampf gegen das Verharren in der Geschichte, gegen den Fluss der Zeit, der uns zu einem entscheidenden Moment führt.“

„Der Wind wird uns forttragen“, murmelte Isolde Dainor, die ihre Hände in die Luft hob, als sie eine sanfte Heilung in den Fluss der Zeit einfließen ließ, um die Narben der Vergangenheit zu lindern. „Doch wir dürfen nicht zulassen, dass die Wunden, die hier geschlagen werden, die Zukunft vergiften.“

Kai nickte. „Wir haben schon einmal hier gekämpft, doch damals war es ein anderes Land. Der Sieg über die englische Krone – heute scheint er noch unerreichbarer als je zuvor. Doch wir müssen hier und jetzt etwas verändern.“

Sie bewegten sich tiefer in das Herz der schottischen Highlands, wo das Gebrüll der Krieger von William Wallace in den Hügeln widerhallte. Es war eine Zeit der Freiheit und der Dunkelheit, als die Schotten gegen die englischen Invasoren kämpften. Doch etwas war anders – die Armeen waren nicht mehr nur aus Menschen, sondern auch aus phantasmagorischen Gestalten, die durch den Nebel schlichen. Das Schicksal dieser Schlacht war bereits von unsichtbaren Mächten beeinflusst worden.

„Der Verlauf dieses Krieges“, sagte Sira, „ist ein einziges Labyrinth aus Verwirrung und Wahrheit. Unsere Aufgabe ist es, das wahre Ziel zu finden.“

Und so begannen sie, den Spuren zu folgen – den Spuren der Götter, der Geschichte und der großen Krieger der Vergangenheit. Sie bewegten sich weiter in die Zeit der französischen Revolution, als das Volk gegen die Krone aufstand und die Straßen von Paris von den Schreien der Revolutionäre erschüttert wurden. Die Götter, die sich in den Tiefen der Geschichte verbargen, ließen ihre Handlungen auch hier sichtbar werden. Lyra und ihre Gefährten, nun in der Kleidung jener Epoche, gingen mit den Revolutionären, die das Banner der Freiheit hoben.

„Die Reichen und Mächtigen können die Geschichte nicht länger beherrschen“, sagte Solan, als er in den Straßen von Paris stand. „Doch die Revolution muss gereinigt werden. Sie darf nicht von den dunklen Mächten entstellt werden, die diese Bewegung an sich reißen wollen.“

Der Wind wehte stärker, als die Gruppe weiter durch die Epochen reiste – von der spanischen Inquisition bis hin zu den goldenen Tagen der Piraten, als der Name Blackbeard über die Meere schallte und die Freiheit auf hoher See zum Kampf gegen die Ordnung wurde.

„Die See ruft uns“, flüsterte Seraphine, „und mit ihr kommen neue Freunde und Feinde.“

Im Nebel der Zeit, als sie auf einem Piratenschiff unter den Sternen segelten, war es, als ob sich alles verband – das Streben nach Freiheit, die Revolution, der Widerstand gegen die Dunkelheit. Doch sie wussten, dass der wahre Feind nicht nur die Menschen in ihren Kriegen war, sondern auch die Götter, die in den Schatten lauerten.

„Es sind die Götter, die uns testen“, sagte Myria, ihre Augen im Nebel glänzend. „Sie wollen wissen, ob wir uns der Dunkelheit stellen können. Wir sind nicht nur Reisende in der Zeit – wir sind die Wächter der Geschichte.“

Und während sie weiterzogen, von einer Schlacht zur nächsten, wusste jeder von ihnen, dass ihre Reise erst am Anfang stand. Die Mächte der Zeit wurden stärker, und der Ruf der ewigen Wellen zog sie immer weiter in die Dunkelheit der Geschichte, wo der Ausgang des Krieges über das Schicksal der Welt entscheiden würde.

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