Kapitel 90: Der Schatten über Waterloo

Rb
Lesedauer 4 Minuten

Kapitel 90: Der Schatten über Waterloo

Der Wind, der in den Straßen Londons wehte, roch nun nach Eisen und Ruß, vermischt mit dem schweren Duft der Veränderung. Der Boden unter den Füßen der Gefährten bebte noch immer, als sich die riesigen Armeen im Dämmerlicht versammelten, ihre Rüstungen im fahlen Schein der untergehenden Sonne glänzend. Napoleon Bonaparte, der Kaiser von Frankreich, stand hoch zu Pferde, seine Augen blickten über das chaotische Sammeln der Truppen hinweg, als wisse er, dass dieser Kampf mehr war als nur ein weiteres Gefecht auf europäischem Boden.

„Das Schicksal ist entschieden“, sagte Lyra, deren Armband nun in den Farben der Dämmerung schimmerte. „Doch nicht auf diesem Schlachtfeld. Es geht um das, was jenseits der Waffen liegt. Der wahre Kampf findet auf einer anderen Ebene statt.“

Solan blickte über die versammelten Armeen. „Napoleon…“, murmelte er, „er ist der Schlüssel. Aber nicht nur er. Es gibt Mächte im Spiel, die jenseits dessen liegen, was wir je für möglich gehalten haben.“

Die Gefährten zogen weiter, durch die verwinkelten Gassen Londons, die nun von der Geschichte umhüllt waren. Es war ein vertrauter Ort – und doch war alles anders. Die Stadt, die sie einst als blühendes Zentrum der Welt gesehen hatten, war nun von den Schatten der Vergangenheit gezeichnet. Und trotzdem spürten sie, dass sie hier schon einmal gewesen waren. Doch dieser Ort, in diesem Moment, war nicht der gleiche.

„Hier war ich vor vielen Jahren“, sagte Kai, als er auf das Gebäude in der Ferne deutete, das damals ein Wirtshaus gewesen war. „Doch es ist nicht dasselbe. Es ist, als ob der Ort die Zeit selbst in sich aufgesogen hat.“

MyOm 25ria, die Herrin der Nebel, trat vor und hob ihre Hand. Die Dämmerung schien sich um sie zu verflüssigen, der Nebel rollte in dicken, dunklen Wellen über den Boden und hüllte sie ein. „Der Nebel ist dichter als je zuvor. Er ist der Schleier, der uns vor den Augen der Götter verbirgt. Doch die Zeit wird uns bald einholen.“

Die anderen Gefährten blickten nach vorne, wo das dröhnende Geräusch der Pferdehufe immer näher kam. Der Ritter, der ihnen in dieser Zeit begegnet war, stand wieder dort, in der Nähe des Eingangs zu einem alten Gebäude. „Ihr seid an einem Ort, den ihr gut kennt, und doch fühlt er sich fremd an“, sagte er mit einer Stimme, die von der Zeit selbst hallte. „Dies ist nicht das Waterloo, das ihr kennt. Dies ist das Waterloo der Götter.“

„Die Schlacht der Götter“, wiederholte Solan, als er die Schrifttafel in seinen Händen untersuchte. „Nicht nur Männer kämpfen hier. Es sind die Gottheiten der Geschichte, die auf diesem Schlachtfeld ihren Kampf führen.“

Myria blickte zu ihm. „Die Zeit hat sich erneut verzerrt. Was wir hier erleben, ist ein anderer Verlauf der Geschichte. Ein anderer Ausgang für die Kämpfe, die die Welt prägten.“

Kai trat vor, das Schwert in der Hand, bereit für alles. „Dann lasst uns zeigen, was wir hier zu tun haben. Die Zeit wird nicht gewinnen.“

Der Kampf, der sich vor ihnen entfaltete, war nicht der einzige. Die Götter der Geschichte, jene uralten Wesen, die die Geschicke der Menschheit lenkten, waren in diesem Moment in ihren eigenen Kriegen gefangen. Der Himmel selbst schien sich zu spalten, als die Armeen von Napoleon gegen die von Wellington aufeinandertrafen, und die Gefährten fanden sich inmitten eines Wirbels aus Blut, Asche und Magie.

„Die Geschichte ist ein unendlicher Fluss“, sagte Seraphine Veyra, die Visionärin, als sie in die Ferne starrte. „Aber dieser Fluss wird von uns gelenkt. Die Frage ist nur, welche Richtung wir wählen.“

„Wir kämpfen nicht nur gegen die Armeen von Napoleon oder Wellington“, sagte Lyra. „Wir kämpfen gegen das, was aus der Zeit selbst erwacht. Die Götter der alten Welt, die verloren geglaubten Kräfte, die hinter den Kulissen der Geschichte agieren.“

In den Reihen der Armeen, die sich in der Ferne versammelten, stieg ein neuer Feind empor – Mephos, der dunkle Regent, Anführer der Schattenloge. Sein Schatten legte sich über das Schlachtfeld, und die Sonne schien zu erlöschen, als die Mächte des Dunkels sich auf die Gefährten stürzten.

„Es ist Zeit“, flüsterte Sira Valeris, die Verwandlungskünstlerin. Sie hob ihre Hand, und aus der Luft manifestierten sich Gestalten – Tiere, Krieger, magische Wesen, die als ihre Verbündeten in den Kampf eintreten sollten.

Die Schlacht war entbrannt. Napoleon, der sich der Macht der Götter bewusst war, befahl seinen Truppen, sich zu formieren, während Wellington auf der anderen Seite stand und sich der Herausforderung stellte. Doch der wahre Krieg fand in den tiefen Schatten statt, und dort, im unsichtbaren Kampf der Zeit, waren die Gefährten die wahren Akteure.

Myria, mit ihren Nebeln, die sie wie einen Schleier umhüllten, schlich durch die Reihen der Feinde, ihre Hand auf die Waffe der Magie, die sie als Herrin der Nebel führte. Seraphine, die Visionärin, hatte in ihren Augen das Wissen um die Zukunft, die erleuchtet war von einer mystischen, goldenen Aura. Sie wusste, dass dieser Moment nicht nur für die Geschichte entscheidend war, sondern auch für den Ausgang der Welt, wie sie sie kannten.

„Die Götter selbst werden bald auf diesem Schlachtfeld erscheinen“, sagte Myria, während sie in den Nebel eintauchte. „Doch wir dürfen nicht vergessen: Die größte Macht liegt nicht im Schwert oder in den Armeen. Sie liegt in uns.“

Und so begann die größte Schlacht, die die Welt je gesehen hatte – nicht nur auf den Feldern von Waterloo, sondern in den tiefsten Ecken der Zeit selbst. Die Gefährten, vereint in ihrem Glauben an die Macht der Geschichte, kämpften nicht nur gegen Armeen, sondern auch gegen die Dunkelheit, die versuchte, die Welt zu verschlingen. Doch sie wussten, dass der wahre Feind nicht vor ihnen stand, sondern tief in den Schatten der Geschichte selbst verborgen war.

Der Fluss der Zeiten war in Bewegung, und die Gefährten standen an seinem Ufer, bereit, den Strom zu lenken – bis zum letzten Tropfen, bis zum letzten Atemzug der Geschichte.

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