Kapitel 81: Die Entscheidung von Marathon
Die Sonne brannte heiß vom klaren Himmel über der Ebene von Marathon. Die frische Brise des Meeres trug den salzigen Duft mit sich, doch der herannahende Krieg ließ die Luft schwer und zäh erscheinen. Lyra, Kai, Solan und die anderen standen inmitten der griechischen Krieger, deren Panzer und Helme in der Sonne glänzten. Die Zeitlinie war wieder verändert. Der Duft des Olivenbaums, die Rufe der Soldaten, das Rasseln der Schilde und das Klingen der Speere – all das war vertraut, und doch war es anders. Dieser Ort, an dem sie schon einmal gewesen waren, wirkte nun lebendiger, als hätte er seine letzte Chance auf Ruhm noch nicht verloren.
Lyra spürte das Gewicht ihres Armbandes, das sich zu einem kunstvoll geformten Ring an ihrem Handgelenk gewandelt hatte – passend zur griechischen Epoche. Die Runen, die vorher über das Armband liefen, waren jetzt in feine Muster eingraviert, die an antike Symbole erinnerten. Ihr Blick schweifte über das Schlachtfeld. Die griechischen Hopliten standen bereit, die Perser kamen in Wellen, ihre Krieger marschierten mit einer Disziplin, die nichts Gutes verhieß.
„Wir sind wieder hier“, sagte Kai, der sein Schwert umklammerte. „Doch die Frage bleibt: Warum sind wir jetzt hier und nicht früher?“
„Weil Mephos den Verlauf dieser Schlacht erneut verändern will“, antwortete Solan ruhig, während er die antiken Karten in seinem Kopf überprüfte. „Wir müssen verhindern, dass die Perser gewinnen. Der Fall Athens würde die ganze Geschichte verzerren.“
„Die Götter sind auch nicht unbeteiligt“, sagte Seraphine und blickte auf den Horizont, als könnte sie durch die Schichten der Zeit sehen. „Ich sehe Ares und Athena, ihre Präsenz ist stärker als je zuvor. Sie kämpfen nicht nur für Macht, sondern auch für die Kontrolle über die Zeit. Die Göttin der Weisheit könnte uns bei dieser Schlacht helfen.“
Der Ruf eines griechischen Kriegers hallte über das Feld, und Lyra konnte das Zischen der Pfeile in der Luft hören, die sich in den Schildwänden der Hopliten bohrten. Ihre Finger zogen sich um den Ring, und plötzlich fühlte sie die magische Energie, die in der Luft lag. „Wir müssen uns beeilen“, sagte sie. „Die Entscheidung steht kurz bevor.“
„Wir müssen uns mit den Anführern der griechischen Armee verbünden“, sagte Solan, „und sie auf den richtigen Weg führen. Wenn wir die Zeitlinie nicht stabilisieren, wird alles, was wir tun, umsonst sein.“
Kai nickte und warf einen letzten Blick auf die sich nähernden Perser. „Lasst uns handeln.“
Die Gruppe bahnte sich ihren Weg zu den führenden Generälen der Griechen. Inmitten des Lärms und der Schlachtrufe konnten sie sich als Verbündete präsentieren. Lyra spürte, wie sich ihre Erscheinung in der Kleidung der Krieger dieser Zeit vollkommen anpasste – eine Chiton, die in den warmen Winden flatterte, und ihr Armband glänzte, als wäre es ein Symbol der Göttin Athena selbst.
„Die Perser kommen näher“, sagte der General, ein kräftiger Mann namens Themistokles. „Wir benötigen jeden Mann, der sich uns anschließt. Doch wer seid ihr, Fremde?“
„Freunde der Griechen“, antwortete Solan ruhig, „wir kommen aus einer anderen Zeit, um euch zu helfen, eine Niederlage zu verhindern, die die Geschichte in den Abgrund reißen wird.“
Themistokles runzelte die Stirn. „Was redet ihr da?“
„Die Perser haben das Potenzial, nicht nur diesen Krieg zu gewinnen“, fuhr Lyra fort, „sondern auch die Struktur der Welt zu verändern. Wenn sie hier siegen, wird der Verlauf der Geschichte eine andere Richtung nehmen, und viele große Zivilisationen werden zerstört.“
Die Krieger blickten sich verwirrt an, doch Kai trat vor und zog sein Schwert. „Glaubt uns. Ihr habt uns keine andere Wahl gelassen. Der Ausgang dieser Schlacht wird nicht nur den Verlauf von Athen beeinflussen, sondern die gesamte Weltgeschichte.“
Der Kampf um die Freiheit hatte begonnen. Die griechischen Krieger stürmten mit einer Wildheit in die Reihen der Perser, und die Gruppe hatte alle Hände voll zu tun, sich den Angriffen der feindlichen Armee zu widersetzen. Doch auch die Magie der Gruppe war gefragt.
Myria, die Herrin der Nebel, verschwand in einer Wolke, die ihre Feinde verwirrte und in Panik versetzte. Ihre Bewegungen waren kaum sichtbar, als sie durch die Reihen der Perser schlich und die Krieger der Feinde in den Nebel zog. Jede ihrer Handlungen war ein Hauch von Dunkelheit, der den Gegnern den Atem raubte.
Selena, die Lichtweberin, stieg auf einen Hügel, um von dort aus die Schattenkrieger des Feindes zu blenden. Ihre Fähigkeiten, das Licht in den Dienst der Götter zu stellen, waren ein unverzichtbares Werkzeug in diesem Kampf. Die grellen Blitze, die sie über das Schlachtfeld schickte, schickten Scharen von Persern in die Flucht.
Sira, die Verwandlungskünstlerin, war ein weiteres wertvolles Mitglied der Gruppe. Ihre Fähigkeit, sich in verschiedene Tiere zu verwandeln, hatte in der Vergangenheit bereits entscheidende Vorteile verschafft, und jetzt kämpfte sie in der Gestalt eines Geparden, blitzschnell zwischen den Reihen der Perser hindurch und durchbrach ihre Formation mit tödlicher Präzision.
„Die Schlacht ist noch nicht entschieden“, sagte Solan, als er die Ausläufer der Schlacht von oben beobachtete. „Aber die Götter sehen uns. Sie beobachten alles.“
„Wir dürfen keine Zeit verlieren“, rief Kai. „Die Perser sind stärker, als wir gedacht haben. Diese Schlacht wird uns alles abverlangen.“
Die Schlacht tobte weiter, und die Gruppe warf sich immer wieder in den Kampf. Doch der wahre Test stand noch bevor. Mephos, der dunkle Regent, hatte sich dieser Zeitlinie angepasst, und der wahre Plan, der hinter allem steckte, begann sich zu offenbaren. Der Krieg war nur ein Ablenkungsmanöver.
„Mephos“, flüsterte Lyra, „er wird diese Schlacht zu seinem Vorteil nutzen, um die Zivilisationen der Zukunft zu kontrollieren.“
„Wir müssen ihn aufhalten“, sagte Kai, als er das Armband an seinem Handgelenk drückte. „Die Zeitlinien sind gefährlich, wenn wir ihm nicht entgegentreten.“
„Wir müssen uns mit den Göttern verbünden“, antwortete Seraphine. „Ich sehe eine Macht im Hintergrund, die stärker ist als alles, was wir kennen. Wenn wir sie nicht für uns gewinnen, wird Mephos die Kontrolle über alles übernehmen.“
Die Gruppe kämpfte weiter, entschlossen, diese Schlacht zu gewinnen und die Zeitlinie zu bewahren. Doch die wahre Herausforderung stand noch bevor, als sie erkannten, dass nicht nur die Götter, sondern auch die eigene Bestimmung auf dem Spiel stand.
Und so führte der Weg sie weiter – durch die Ströme der Zeit, auf der Suche nach den verlorenen Geheimnissen der Welt.