Kapitel 76: Der Schatten von Karnak

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Lesedauer 4 Minuten

Kapitel 76: Der Schatten von Karnak

Die flimmernde Hitze der ägyptischen Wüste legte sich wie ein Schleier über die Gruppe, während sie unter den imposanten Säulen des Tempels von Karnak standen. Ihre Kleidung hatte sich in leinenfarbene Gewänder verwandelt, verziert mit goldenen Borten und symbolischen Mustern, die ihre Stellung als Reisende zwischen den Zeiten betonten. Lyras Artefakt, nun eine Halskette mit einem Ankh-Anhänger, pulsierte in einem matten Licht, das sich mit dem goldenen Schimmer der Wüstensonne vermischte.

„1250 v. Chr.“, murmelte Solan, während er eine Hieroglyphe an der Wand untersuchte. „Dies ist die Zeit von Ramses dem Großen. Der Pharao, der mit einem göttlichen Anspruch herrschte. Doch die Zeitlinie fühlt sich… falsch an.“

Kai blickte über die weite Landschaft, seine Augen ruhten auf einer Armee in der Ferne, die sich unter wehenden Bannern versammelte. „Sieht aus, als ob hier eine Schlacht bevorsteht. Aber diese Krieger… sie tragen nicht nur ägyptische Symbole. Dort drüben – diese Standarte gehört den Hethitern.“

„Die Schlacht von Kadesch“, sagte Solan, seine Stimme angespannt. „Eine der größten Schlachten der Antike. Doch etwas stimmt hier nicht. Seht ihr den Himmel?“

Der Himmel über dem Schlachtfeld war unnatürlich dunkel, obwohl die Sonne hoch am Himmel stand. Es war, als ob ein Schleier aus Schatten und Rauch über der Szene lag, und in der Ferne konnte man das leise Wimmern von Stimmen hören – ein Echo der Vergangenheit oder ein Vorbote von etwas Dunklem.

Om 25

Der Fluch des Pharaos

Lyra trat vor und hielt das Ankh-Artefakt in ihrer Hand. „Die Zeitlinie hat sich verändert. Aber warum?“

Seraphine schloss ihre Augen, ihre silbernen Pupillen glitzerten, als sie eine Vision erhaschte. „Etwas Uraltes hat diese Ära durchdrungen. Eine Macht, die weit älter ist als Ramses. Sie kommt aus dem Innersten dieses Tempels.“

„Dann ist das unser Ziel“, sagte Kai entschlossen und machte sich auf den Weg, wobei er die Gruppe hinter sich versammelte.

Die Gänge des Tempels waren kühl und still, ein scharfer Kontrast zur Hitze draußen. Die Wände waren mit Hieroglyphen bedeckt, die von göttlichen Schlachten und kosmischen Mächten erzählten. Doch einige der Symbole waren verzerrt, als ob sie von einer fremden Hand verändert worden wären.

Myria Dunkelmond blieb stehen und legte ihre Hand auf eine der Wände. Ein feiner Nebel quoll aus ihren Fingerspitzen und offenbarte versteckte Zeichen unter den Hieroglyphen. „Das ist kein ägyptisches Werk“, flüsterte sie. „Das stammt aus der Inneren Welt.“

„Die Völker der Inneren Welt“, murmelte Solan, „haben sich in diese Zeitebene eingemischt. Aber warum?“

Die Begegnung mit Ramses

Am Ende eines langen Korridors öffnete sich ein prächtiger Saal. In der Mitte stand ein Mann in königlicher Rüstung, sein Gesicht markant und stolz, seine Haltung unverkennbar – Ramses der Große. Doch etwas an ihm war anders. Seine Augen glühten mit einem unheilvollen, goldenen Licht, und an seiner Seite stand eine Kreatur, halb Mensch, halb Schlange, die mit einem zischenden Laut ihre Zähne fletschte.

„Wer wagt es, meinen Tempel zu betreten?“ Ramses‘ Stimme hallte durch den Saal, und das Wesen an seiner Seite spähte mit funkelnden Augen in ihre Richtung.

„Wir sind hier, um die Zeitlinie zu reparieren“, sagte Lyra mutig. „Etwas hat diese Ära verdorben, und wir wollen verstehen, was passiert ist.“

„Die Zeitlinie?“ Ramses lachte, ein kaltes, tiefes Lachen. „Die Götter haben mich mit einer Macht gesegnet, die über die Zeit hinausgeht. Ihr seid es, die hier fehl am Platz sind.“

Sira verwandelte sich in einen Falken und umkreiste die Halle, während Selena einen Lichtstrahl durch den Raum sandte, der Ramses und seine Kreatur nur kurz zurückweichen ließ.

„Er ist durch etwas verflucht“, sagte Seraphine. „Eine fremde Macht hat ihn korrumpiert – genauso wie die Mauern von Troja.“

„Dann müssen wir ihn befreien“, sagte Kai entschlossen. „Oder diese Schlacht wird nicht nur Ägypten, sondern die ganze Zeitlinie zerstören.“

Die Schlacht um Karnak

Die Gruppe kämpfte gegen die Kreatur, während Lyra und Solan versuchten, Ramses’ Verstand von der dunklen Macht zu lösen. Selena rief Blitze herbei, die die Schlangenkreatur blendeten, während Myria dichten Nebel erschuf, um ihre Bewegungen zu verschleiern.

„Das Artefakt!“ rief Solan. „Lyra, benutze das Ankh!“

Lyra hielt das Artefakt hoch, das nun in einem blendenden Licht erstrahlte. Die Kreatur schrie auf und wand sich, bevor sie in einer Explosion aus Schatten verschwand. Ramses sank zu Boden, seine Augen klarer, aber voller Verwirrung.

„Was… was ist passiert?“ fragte er, als er langsam wieder zu sich kam.

„Ihr wart unter dem Einfluss einer dunklen Macht“, erklärte Solan. „Aber jetzt seid Ihr frei.“

Ramses erhob sich, seine Haltung wieder königlich. „Ihr habt mich befreit. Dafür danke ich euch. Doch es gibt noch viel zu tun. Die Hethiter rücken näher, und ich kann diese Schlacht nicht allein gewinnen.“

Die Zeitlinie stabilisieren

Die Gruppe wusste, dass ihre Aufgabe noch nicht abgeschlossen war. Die Macht, die Ramses korrumpiert hatte, war nur ein Teil eines größeren Geflechts.

„Die Zeitlinie hat sich verändert, weil die Völker der Inneren Welt versucht haben, ihre Geschichte in diese Ära zu schreiben“, sagte Lyra. „Wir müssen den Nexuspunkt finden und ihn stabilisieren.“

„Und was ist mit der Schlacht?“ fragte Kai.

„Wir kämpfen“, sagte Lyra. „Aber wir kämpfen, um die Zeit selbst zu schützen.“

Mit Ramses an ihrer Seite und den Kräften der Gruppe bereit, traten sie hinaus in die glühende Wüste, wo die Hethiter bereits ihre Reihen formierten.

Die Schlacht von Kadesch begann erneut, doch diesmal mit einer neuen Dimension. Während Ramses seine Truppen führte, schloss die Gruppe einen Pakt mit den Geistern der Vergangenheit, um die Zeitlinie zu bewahren.

Und im Hintergrund begann sich der Schleier der Zeit erneut zu bewegen. Ein neues Ziel wartete – ein Ort, den sie schon einmal gesehen hatten, aber der jetzt in einem völlig anderen Licht erstrahlte.

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