Kapitel 75: Die Mauern von Troja

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Kapitel 75: Die Mauern von Troja

Ein gleißendes Licht erfasste die Gruppe, als die Zeitenwelle sie forttrug. Das Summen uralter Magie verstummte abrupt, und ein beißender Wind wehte über die neuen Lande. Vor ihnen erhoben sich die massiven Mauern von Troja, aber diese waren nicht die steinernen Festungen, die sie kannten.

Die Mauern schimmerten golden, als wären sie aus purem Licht gewebt, und trotz ihrer Erhabenheit wirkten sie seltsam verzerrt. Türme ragten aus den Wolken, und in der Ferne konnte man das rhythmische Stampfen von Soldaten hören. Lyra schritt voran, ihr Artefakt, nun in Form eines filigranen Stirnreifs mit eingravierten Symbolen, pulsierte sanft in einem warmen Glanz.

„Troja“, flüsterte Solan, der Historiker, ehrfürchtig. „Doch nicht das Troja, wie wir es kennen. Etwas hat die Zeitlinie verändert.“

„Wieder einmal“, murmelte Kai, der mit einem prüfenden Blick über die Gruppe sah. Ihre Kleidung hatte sich angepasst: Tuniken aus feinster Wolle, mit bronzenen Brustpanzern und ledernen Sandalen, während die Waffen an ihrer Seite schlicht, aber tödlich wirkten.

Sira Valeris, die Verwandlungskünstlerin, musterte die Umgebung mit scharfen Augen. „Die Luft ist anders hier. Schwer… fast als würde die Zeit selbst atmen.“

„Das ist kein gewöhnliches Troja“, sagte Myria Dunkelmond, deren Blick düster war. „Etwas Dunkles hat diese Mauern berührt.“

Die veränderte Geschichte Trojas

Solan führte die Gruppe näher an die Mauern heran, ihre Schritte vorsichtig und wachsam. Die Soldaten, die auf den Mauern patrouillierten, trugen Helme, die mit kunstvollen Darstellungen von Löwen und Adlern geschmückt waren. Doch es war die Aura, die sie beunruhigte – ein Gefühl von Unterdrückung, als würde eine unsichtbare Macht die Stadt fest umklammern.

„Wir müssen herausfinden, was passiert ist“, sagte Lyra entschlossen.

Om 25

Seraphine Veyra legte ihre Hand an die Stirn, ihre Augen glitzerten silbern, während eine Vision sie erfasste. „Die Zeitlinie ist hier zerrissen“, sagte sie. „Troja hat nicht nur die Griechen überlebt, sondern auch ihre Macht über Jahrhunderte ausgeweitet. Die Mauern wurden von einem Gott gestärkt.“

„Ein Gott?“ fragte Kai skeptisch.

„Asshurak war nicht der Einzige, den Mephos korrumpiert hat“, erklärte Selena Arinthal. Ihre Stimme war ruhig, aber ihre Hände zitterten leicht, als sie das Schwert an ihrer Seite fester umfasste.

Begegnung mit einer uralten Macht

Die Gruppe näherte sich einem der Tore, das von einer strahlenden Barriere aus Licht geschützt wurde. Als sie sich näherten, trat eine Gestalt aus den Schatten – ein Mann in einer goldenen Rüstung, dessen Augen wie geschmolzene Lava glühten.

„Willkommen in Troja, Reisende“, sagte er mit einer Stimme, die wie Donner durch die Luft hallte. „Ich bin Helior, der Wächter dieser Stadt. Doch wer seid ihr, dass ihr es wagt, die Grenzen meiner Domäne zu überschreiten?“

Lyra trat vor, ihre Stimme fest. „Wir sind Reisende aus einer anderen Zeitlinie. Wir suchen nach Antworten – und nach der Wahrheit hinter dem, was diese Mauern verändert hat.“

Helior lachte, ein schallendes, kaltes Lachen. „Ihr seid Narren, wenn ihr glaubt, dass ihr das Schicksal dieser Stadt ändern könnt. Troja ist unbesiegbar – dank der Gnade von Mephos.“

„Das erklärt alles“, zischte Kai.

„Wir suchen keine Konfrontation“, sagte Solan, dessen diplomatische Natur durchschien. „Wir möchten nur verstehen.“

Doch Helior zog sein Schwert, dessen Klinge in einem unnatürlichen Licht erstrahlte. „Verstehen werdet ihr – wenn ihr euren Platz in der Ewigkeit gefunden habt.“

Der Kampf an den Toren

Helior war ein Gegner wie kein anderer. Seine Bewegungen waren präzise und übernatürlich schnell. Kai, mit seinem Kurzschwert, kämpfte an seiner Seite gegen die goldene Klinge, während Lyra ihre magische Waffe nutzte, um die Barriere um die Mauern zu schwächen.

Sira verwandelte sich in einen Falken, stürzte aus der Luft auf Helior zu und lenkte ihn ab, während Selena einen Blitz heraufbeschwor, der ihn zu Boden warf. Doch Helior schüttelte die Angriffe ab und erhob sich erneut, seine Rüstung unversehrt.

„Er ist unverwundbar!“ rief Selena.

„Nicht ganz“, sagte Seraphine plötzlich, ihre Vision führte sie. „Seine Kraft stammt von den Mauern. Wenn wir die Quelle brechen, verlieren auch er und die Stadt ihre Macht.“

Der Fall der Mauern

Die Gruppe kämpfte sich durch die patrouillierenden Soldaten, die wie Automaten wirkten, gefangen unter Heliors Bann. Myria Dunkelmond beschwor einen dichten Nebel, der ihnen Deckung bot, während sie sich zu einem Tempel im Zentrum der Stadt schlichen.

„Dort“, sagte Solan, der eine antike Inschrift auf einem Stein entzifferte. „Das ist der Nexuspunkt – der Ursprung dieser Barriere.“

Lyra legte ihre Hand auf den Stirnreif, der zu glühen begann. „Ich brauche Zeit“, sagte sie.

„Die hast du nicht!“ rief Kai, als Helior und seine Soldaten auftauchten, die goldene Klinge in der Hand.

Die anderen bildeten eine Verteidigungslinie um Lyra, während sie das Artefakt aktivierte. Selena ließ blendendes Licht los, während Sira, nun in Form eines Tigers, die Soldaten niederwarf. Myria schloss ihre Augen, und der Nebel wurde zu einer undurchdringlichen Wand, die sie vor Pfeilen schützte.

Mit einem markerschütternden Knall brach die Barriere um die Mauern zusammen, und Helior stürzte zu Boden, seine Rüstung zerbrach wie Glas.

„Ihr habt einen Fehler gemacht“, stöhnte er. „Ihr habt Troja zerstört.“

Die nächste Zeitlinie

Die Gruppe trat aus den nun verfallenden Mauern heraus. Troja, einst golden und erhaben, wurde in Sekundenschnelle zu einer Ruine.

„Nicht wir haben Troja zerstört“, sagte Solan ruhig. „Es war bereits verdammt.“

Die Zeitenwelle erfasste sie erneut, und sie spürten, wie ihre Kleidung sich verwandelte, während die Welt um sie herum zerbrach und sich wieder zusammensetzte.

„Wohin jetzt?“ fragte Kai.

„Zu den Anfängen der großen Imperien“, sagte Lyra mit einem Hauch von Vorfreude.

Die Zeitenwelle ließ sie in einem glühend heißen Wüstenland zurück – Ägypten, im Jahr 1250 v. Chr. Die Schatten des Tempels von Karnak fielen über sie, und die monumentalen Statuen von Ramses II. blickten auf sie herab.

„Es ist anders hier“, flüsterte Seraphine. „Ich spüre eine neue Macht – und sie ist stärker als alles, was wir bisher gesehen haben.“

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