Kapitel 62: Der Hüter des verbotenen Wissens

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Kapitel 62: Der Hüter des verbotenen Wissens

Die Erde bebte, und der Boden unter ihren Füßen schien sich in einen flimmernden Strudel von Licht und Schatten zu verwandeln. Die Zeitenwelle hatte sie erfasst und trug die Gruppe in eine neue Ära, ihre Körper leicht und schwebend wie in einem Traum. Ein blendendes Licht umhüllte sie, und die Welt um sie herum verzerrte sich, als sie erneut in die Tiefen der Geschichte abtauchten.

Zeit: 12 v. Chr. – Das römische Reich, Kolosseum

Sie standen nun mitten im Kolosseum, der gewaltigen Arena Roms, doch etwas war anders. Der einst so ruhmreiche Bau, der die blutigen Kämpfe von Gladiatoren und wilden Tieren beherbergte, schien in einem Zustand der Unvollständigkeit zu verharren. Die Arena war von einer dichten, schwarzen Wolke umhüllt, die der Sonne den Blick verweigerte und die Luft mit einer unheimlichen Schwere erfüllte.

„Rom“, sagte Lyra leise, „aber es fühlt sich anders an. Wir sind nicht an dem Ort, den wir vorhin betreten haben.“

„Das ist wahr“, sagte Solan und blickte um sich. „Etwas ist in der Zeit verschoben worden. Vielleicht haben wir den Koloss in einer anderen Phase seiner Geschichte betreten – einer, die die Welt nie gesehen hat.“

Kai knurrte. „Die Dunkelheit… sie hat hier einen tiefen Einfluss hinterlassen. Ich spüre sie bis in meine Knochen. Und dieser Ort… er ist nicht nur ein Symbol des Römischen Reiches, sondern auch ein Ort, der von etwas viel Älterem und Gefährlicherem beeinflusst wird.“

Die Gruppe setzte ihren Weg durch das Kolosseum fort, das von düsteren Schatten und leuchtenden Flammen durchzogen war. Es schien, als ob der ganze Ort von einer unheilvollen Präsenz bewohnt wurde. Kai, Myria, Seraphine und die anderen kämpften sich durch die Arena, deren Wände von leuchtenden Runen durchzogen waren – ein Hinweis auf die alte Magie, die hier ruhte.

Om 25

In der Mitte der Arena stand ein Mann, umgeben von einer düsteren Aura. Er war von imposanter Gestalt, mit einem schattenhaften Umhang und einem markanten Gesicht, das die Spuren der Zeit trug. „Titus Flavius Vespasianus“, murmelte Solan, als er den Namen in einer Vision erhaschte. „Der zukünftige Kaiser von Rom.“

„Aber hier ist er mehr als nur ein mächtiger Herrscher“, sagte Seraphine mit einer geheimnisvollen Stimme. „Er ist der Hüter eines Wissens, das tief in den Schatten verborgen liegt.“

„Ich habe gewartet“, sagte Titus, als er sich langsam zu ihnen umdrehte. „Ich wusste, dass ihr kommen würdet. Die Dunkelheit zieht ihre Fäden durch die Zeit, und nur diejenigen, die bereit sind, sich ihren Geheimnissen zu stellen, können ihren wahren Ursprung erkennen.“

„Du weißt von der Zeitenwelle“, sagte Solan mit festem Blick. „Von den Göttern und der Macht, die uns alle beeinflusst.“

„Ja“, antwortete Titus, „die Götter, die über diese Welt herrschen, sind nicht mehr die einzigen Kräfte. Ihre Zeit ist vorbei. Jetzt gibt es jene, die die Dunkelheit beherrschen. Ihr werdet die Wahrheit erfahren – aber seid gewarnt, nicht jeder von euch wird diese Wahrheit überleben.“

„Was meinst du?“ fragte Kai, seine Hand an der Waffe. „Was versteckst du?“

„Ich bin der Hüter des verbotenen Wissens“, sagte Titus und trat aus dem Schatten, „und das Wissen, das ihr sucht, ist nicht für jedermann bestimmt. Es gibt Dinge, die zu tief in die Geschichte eingreifen. Dinge, die selbst die Götter nicht einmal verstehen. Aber ihr müsst es wissen, und ihr müsst es tun.“

Gerade als sie sich zu ihm begaben, zitterte die Erde erneut. Ein sanftes, aber tiefes Rauschen durchzog die Luft, und die Zeitenwelle zog sie weiter. Doch bevor sie den nächsten Schritt machten, sprach Titus erneut: „Ihr werdet bald an einen Ort kommen, an dem die Dunkelheit die Zeit selbst zerschneiden wird. Ein Ort jenseits der bekannten Welt. Ihr müsst bereit sein, euch mit den Göttern zu messen.“

Und dann, wie ein wilder Sturm, der in alle Richtungen zog, verschwand die Dunkelheit, und die Gruppe fand sich wieder in einem neuen Zeitalter.

Zeit: 2200 v. Chr. – Der vergessene Garten von Sahran

Der Übergang war abrupt, und die Welt um sie herum war atemberaubend anders. Anstatt der strengen, von Macht durchdrungenen römischen Architektur befanden sie sich nun in einem üppigen Garten, der wie aus einer anderen Welt zu kommen schien. Überall blühten Pflanzen, die es auf der Erde niemals gegeben hatte, und die Luft war erfüllt von einem süßen, fast berauschenden Duft.

„Wo sind wir?“ fragte Myria erstaunt und betrachtete die mystischen Blumen, die in allen Farben des Regenbogens leuchteten.

„Das ist der vergessene Garten von Sahran“, sagte Seraphine, als ihre Visionen sie führten. „Ein Ort, der in den Annalen der Geschichte verschwunden ist, ein Ort, an dem die Zeit stillzustehen scheint und in dem das Wissen der ersten Zivilisationen verborgen liegt.“

„Der Garten“, sagte Lyra mit einem nachdenklichen Blick, „der von den ältesten Göttern erschaffen wurde. Dieser Ort… er scheint aus einer anderen Ära zu stammen. Eine, die selbst die Götter vergessen haben.“

„Es gibt ein Artefakt hier“, sagte Kai mit Entschlossenheit. „Es muss irgendwo hier versteckt sein. Ein Artefakt, das uns weiterführt.“

„Aber was ist der Preis, den wir zahlen müssen?“ fragte Sira, als sie sich zu einer der glänzenden Blumen beugte. „Diese Pflanzen… sie wirken lebendig. Wie lange können wir hier bleiben, ohne dass die Zeit uns verschlingt?“

Gerade als sie den Garten weiter erkundeten, begann sich der Boden unter ihren Füßen zu verändern. Die Pflanzen verschoben sich, als ob sie ein eigenes Leben führten, und ein Gefühl der Beklommenheit legte sich über die Gruppe.

„Ihr seid gekommen“, flüsterte eine Stimme, die aus dem Nichts zu kommen schien. „Die Hüter des Wissens. Ihr habt das Artefakt gefunden, aber habt ihr den wahren Schlüssel entdeckt?“

Ein glänzendes Licht blitzte auf, und vor ihnen erschien ein älterer Mann, in einem Gewand aus leuchtenden Kristallen gehüllt. „Mein Name ist Althar“, sagte er, „und ich bin der Wächter dieses Gartens. Hier ruhen die Geheimnisse der Zivilisationen, die der Menschheit verloren gegangen sind. Wenn ihr fortfahren wollt, müsst ihr die Dunkelheit in euch selbst erkennen.“

„Und was ist der Preis?“ fragte Kai.

„Der Preis ist einfach“, sagte Althar. „Ihr müsst wissen, dass ihr das Wissen in einem neuen Licht sehen werdet. Es wird euch verändern, aber auch die Welt, in der ihr lebt. Ihr werdet die Wahrheit über die Götter und über die Dunkelheit erfahren – aber es wird euch nie mehr verlassen.“

Mit einem weiteren, blendenden Blitz verschwanden Althar und der Garten, und die Gruppe fand sich wieder in einem neuen Zeitalter.

Zeit: 50 v. Chr. – Der Obsidianwald

Sie standen nun an den Rändern eines düsteren Waldes, in dem die Bäume aus tiefschwarzem Obsidian bestanden. Der Wald wirkte lebendig, die Stämme der Bäume schimmerten in einem tiefen, unheimlichen Licht. Die Dunkelheit hier schien greifbar, und der Wind trug das Flüstern alter Stimmen, die in der Tiefe des Waldes verhallt waren.

„Der Obsidianwald“, sagte Solan, als er die düstere Landschaft musterte. „Ein Ort, an dem die Dunkelheit wohnt, aber auch das Wissen der vergessenen Zivilisationen.“

„Und die Dunkelheit hat ihre eigenen Regeln“, sagte Myria, „Sie wird uns nicht einfach vorüberziehen lassen. Wir müssen uns auf das Schlimmste vorbereiten.“

„Der Obsidianwald ist ein Ort der Prüfung“, sagte Kai. „Nur wer die Dunkelheit überwindet, wird die Wahrheit finden.“

Und so begannen sie ihre Reise in den Obsidianwald, ein weiterer Schritt auf dem langen Weg, der sie durch die Geschichte führen würde – immer tiefer, immer näher an den Ursprung der Dunkelheit und der Geheimnisse, die die Zeit selbst aufbewahrte.

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