Kapitel 52: Im Herzen der Dunkelheit
Die Schritte hallten dumpf auf dem lehmigen Boden, als Lyra und ihre Gefährten inmitten des Chaos der Schlacht Stellung bezogen. Leonidas’ Rufe hallten über das Feld, die spartanischen Krieger folgten ihm mit einer Entschlossenheit, die in ihrer Reinheit fast erschreckend war. Doch in Lyras Innerem tobte ein Sturm. Das Artefakt an ihrem Handgelenk pulsierte heftiger, als ob es vor den bevorstehenden Ereignissen warnte.
„Bleib bei mir“, murmelte Kai und legte eine Hand auf ihre Schulter. Seine blauen Augen suchten ihren Blick, ein seltener Moment der Ruhe inmitten der drohenden Apokalypse. „Wir haben schon so viel überstanden, Lyra. Wir werden auch das überstehen.“
„Vielleicht“, antwortete sie leise, den Blick auf die Schattenarmee gerichtet, die langsam aus dem Nebel hervortrat. Ihre Gestalten waren verzerrt, grotesk und albtraumhaft, als hätten sie sich selbst aus dem Stoff der Finsternis geformt. „Aber ich fürchte, das hier ist nur der Anfang.“
Das Gewicht der Vergangenheit
Seraphine trat vor und schloss die Augen, ihre Hände in einer sanften Geste ausgestreckt. Ein schwaches, goldenes Licht begann von ihren Fingerspitzen zu strahlen, eine zarte Erinnerung an die Macht der Hoffnung. „Die Schatten sind stark, aber sie sind nicht unbesiegbar“, sagte sie. „Es gibt immer ein Licht, selbst in der tiefsten Dunkelheit.“
Myria kniete sich nieder, ihre Finger tief in die Erde grabend. Sie murmelte alte Worte, die kaum hörbar waren, aber ihre Wirkung war spürbar. „Die Erde hat Erinnerungen“, sagte sie schließlich, ihre Augen glühend vor Erkenntnis. „Hier, an diesem Ort, gibt es Kraft – die Überreste eines alten Sieges. Wir können sie nutzen, wenn wir es wagen.“
Solan hob sein Schwert, das im trüben Licht des Nebels funkelte. „Dann lasst uns diese Kräfte bündeln. Wir kämpfen nicht nur für diese Zeit, sondern für alle Zeiten.“
Leonidas, der neben ihnen stand, nickte zustimmend. „Ihr seid keine gewöhnlichen Krieger“, sagte er, seine Stimme rau, aber voller Respekt. „Die Götter haben euch hierher geführt, und ich werde euch vertrauen – so wie meine Männer mir vertrauen.“
Das Echo des ersten Angriffs
Die Schattenarmee setzte sich in Bewegung, ein donnerndes, unmenschliches Brüllen drang aus ihren Reihen. Lyra schloss die Augen für einen Moment und sammelte sich. Sie spürte die Präsenz der anderen – Kai an ihrer Seite, Seraphine hinter ihr, Solan und Isolde, die das Rückgrat ihrer kleinen Truppe bildeten.
„Bereit?“ fragte Kai, ein grimmiges Lächeln auf den Lippen.
„Immer“, antwortete sie und zog ihr Schwert.
Der erste Zusammenstoß war wie ein Erdbeben. Die Schattenwesen stürzten auf sie zu, und die spartanischen Krieger erhoben ihre Schilde. Metall traf auf Metall, Magie auf Dunkelheit, während die Zeitreisenden und die Krieger der Antike sich in die Schlacht stürzten.
Lyra kämpfte mit einer Wildheit, die sie selbst überraschte. Das Artefakt an ihrem Handgelenk schien sie zu leiten, ihre Bewegungen zu verstärken und die Schattenwesen zurückzudrängen. Neben ihr kämpfte Kai wie ein Wirbelwind, seine Klinge ein blendender Lichtbogen in der Dunkelheit.
Seraphine schickte Wellen von goldenem Licht über das Schlachtfeld, die die Schatten verbrannten, während Isolde mit uralter Magie die Erde selbst gegen die Feinde erhob. Solan bewegte sich wie ein Schatten durch die Reihen, ein stiller, tödlicher Krieger.
Ein neuer Verbündeter
Als der Kampf tobte, bemerkte Lyra eine Gestalt, die sich aus den Reihen der Spartaner löste. Es war eine Frau, ihre Rüstung schwer beschädigt, doch ihre Haltung war aufrecht und stolz. Ihre Augen waren von einem seltsamen, silbernen Schimmer erfüllt, der Lyra an die Magie der Götter erinnerte.
„Ihr seid die, von denen die Prophezeiungen sprechen“, sagte die Frau, während sie sich an ihre Seite stellte. „Mein Name ist Themis. Ich habe diese Schlacht überlebt, weil ich wusste, dass ihr kommen würdet.“
Lyra nickte, obwohl ihr Blick misstrauisch blieb. „Themis, wenn du an unserer Seite kämpfst, dann beweis es. Wir haben keine Zeit für Zweifel.“
Themis’ Lächeln war kühl, aber ihre Antwort war eindeutig: Mit einem einzigen, mächtigen Schlag zerschmetterte sie eine Schattengestalt, die sich ihnen genähert hatte. „Zweifel sind ein Luxus, den wir uns nicht leisten können.“
Die Wende
Trotz ihrer Tapferkeit schien die Schlacht kein Ende zu nehmen. Die Schattenarmee war unaufhörlich, ihre Zahl überwältigend. Doch plötzlich spürte Lyra eine Veränderung – ein Pulsieren in der Luft, das mit dem Rhythmus des Artefakts an ihrem Handgelenk übereinstimmte.
„Etwas kommt“, flüsterte sie, ihre Stimme kaum hörbar über das Chaos.
In der Ferne begann der Nebel sich zu bewegen, als ob eine unsichtbare Hand ihn teilte. Und dann, inmitten der Dunkelheit, erschien eine Gestalt, die von einer unheimlichen Aura umgeben war. Es war Mephos selbst, seine Präsenz überwältigend, sein Lächeln ein Versprechen des Untergangs.
„Ihr seid gekommen, um zu kämpfen“, sagte Mephos, seine Stimme wie das Flüstern tausender Seelen. „Aber ihr werdet nicht gewinnen. Eure Zeit ist begrenzt, und ich… ich bin ewig.“
Kai trat an Lyras Seite, seine Klinge fest in der Hand. „Dann werden wir dir zeigen, was die Sterblichen erreichen können.“
„Das ist nicht das Ende“, flüsterte Lyra, ihre Stimme voller Entschlossenheit. „Es ist nur der Anfang.“