Kapitel 20: Der Fluss der Zeit

Rb
Lesedauer 4 Minuten

Kapitel 20: Der Fluss der Zeit

Das schwere Tor der Kammer schloss sich hinter ihnen, als Lyra, Solan und Kai in das Innere der geheimen Halle eintraten. Der Raum war riesig, seine Wände aus poliertem Obsidian reflektierten die flimmernden Lichter der goldenen Inschriften, die wie lebendige Adern über die Oberfläche zu fließen schienen. Lyra konnte das kribbelnde Gefühl der Energie spüren, das den Raum erfüllte. Sie wusste, dass dies der Ort war, den sie gesucht hatten – der Ursprung der Zeitenwelle.

„Es fühlt sich an, als würde der Raum selbst atmen“, sagte Kai und strich über die kühle Wand, die unter seinen Fingern vibrieren zu schienen. „Alles hier ist so… lebendig.“

„Die Zeit ist nicht nur eine Dimension“, erklärte Solan, während er die Wand untersuchte. „Sie ist ein lebendiges Gewebe, das alle Dinge miteinander verbindet. Atlantis, dieser Ort, er ist ein Knotenpunkt. Wenn wir den richtigen Pfad finden, können wir die Kräfte der Zeit kontrollieren.“

Lyra trat vor und betrachtete die antiken Fresken, die die Wände zierten. Die Szenen zeigten große Kriege, göttliche Wesen, die über die Menschen herrschten, und mystische Artefakte, die in den Händen von Helden gehalten wurden. Eine der Darstellungen stach besonders hervor: Ein Mann, der das Bild eines goldenen Rings an seinem Handgelenk trug. „Das Artefakt“, murmelte Lyra, „das Artefakt, das wir suchen.“

„Es ist der Schlüssel“, sagte Solan und trat näher. „Der Schlüssel zur Kontrolle über den Fluss der Zeit. Doch es gibt viele, die diesen Schlüssel begehren.“

„Und nicht alle von ihnen haben gute Absichten“, fügte Kai hinzu und griff vorsichtig nach dem Artefakt, das auf dem Altar vor ihnen lag.

Kaum hatte seine Hand das Artefakt berührt, spürte Lyra, wie sich der Raum veränderte. Die Luft wurde schwerer, und plötzlich flimmerte eine Silhouette vor ihnen auf – Aric Darvhan, der Schattenflüsterer. Er war in einem Augenblick bei ihnen, als ob er aus dem Nichts materialisiert wäre.

Om 25

„Ihr versteht es nicht, oder?“, sagte Aric mit einer ruhigen, aber festen Stimme. „Das Artefakt ist kein Geschenk. Es ist ein Fluch, der die Zeit selbst in Gefahr bringen kann. Wenn ihr es nehmt, werdet ihr nicht nur Atlantis verändern – sondern die ganze Welt.“

„Du bist nicht der Hüter des Schattens, du bist der Wächter des Abgrunds“, entgegnete Solan, während er sich langsam dem Altar näherte. „Und du willst uns von diesem Schicksal abhalten, weil du weißt, was auf dem Spiel steht.“

„Es gibt keinen Raum für Helden in der Geschichte der Zeit“, sagte Aric, seine Augen glühten im Dunkel. „Nur für diejenigen, die das Gleichgewicht wahren können. Und ihr seid nicht bereit, dieses Gleichgewicht zu tragen.“

„Was schlägst du vor?“, fragte Lyra mit festem Blick. „Dass wir zurückkehren und nichts tun?“

„Nein“, sagte Aric mit einem geheimnisvollen Lächeln. „Aber wenn ihr dieses Artefakt nehmt, wird euch der Fluss der Zeit verfolgen. Und er hat einen Preis, den keiner von euch zu zahlen bereit ist.“

In diesem Moment vibrierte der Raum erneut. Ein goldenes Licht brach durch die Decke und traf den Altar, als das Artefakt in den Händen von Kai zu leuchten begann. Lyra fühlte, wie die Energie in ihr pulsierte. Die Zeit selbst schien sich zu dehnen, als das Artefakt die ganze Kammer durchflutete.

„Es ist zu spät“, flüsterte Aric, als er sich in den Schatten zurückzog.

„Was hast du getan?“, rief Kai, als die goldene Kette, die sich nun um seinen Hals legte, zu einem Ring zusammenzog und sich wie ein unsichtbares Band um seinen Arm legte. „Es ist… es fühlt sich an, als ob ich mit der Vergangenheit und der Zukunft verbunden bin.“

„Das Artefakt“, sagte Solan, „es verbindet uns mit den Strömen der Zeit. Es ist der Schlüssel, um in jede Ära zu reisen – und mit ihm können wir sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft beeinflussen.“

Lyra sah das Artefakt in Kais Hand und spürte, wie es ihr eigenes Schicksal beeinflusste. „Dann müssen wir jetzt handeln. Die Zeit wartet nicht.“

Kaum hatte sie das gesagt, erschien eine neue Silhouette – ein Mann, dessen Erscheinung ebenso eindrucksvoll wie bedrohlich war. „Khalon Drazar“, flüsterte Solan, als er die flimmernde Gestalt erkannte.

„Ihr habt das Artefakt in eure Hände genommen, aber ihr habt euch nicht gefragt, warum es zu uns gekommen ist“, sagte Khalon mit einer Stimme, die wie das Knistern eines Feuers klang. „Das Artefakt ist nicht nur der Schlüssel zu Atlantis – es ist auch der Schlüssel zu den sieben Weltwundern.“

„Was meinst du damit?“, fragte Lyra, ihre Stimme fest, obwohl sie das Prickeln der Magie spürte, die durch den Raum zog.

„Ihr werdet euch dem Rest der Welt stellen müssen“, sagte Khalon, als er sich vor ihnen materialisierte. „Wenn ihr nach Atlantis zurückkehren wollt, müsst ihr in die Antike reisen. In die alten Reiche. Zu den vergessenen Städten, zu denen niemand mehr einen Zugang hat. Ihr werdet von den Wahrheiten erfahren, die nie erzählt werden sollten.“

„Und wenn wir die Wahrheit erfahren wollen, müssen wir reisen“, sagte Solan und sah zu Lyra, die die goldene Kette nun fest um ihren Hals trug. „Der Fluss der Zeit führt uns zu den Orten, die wir suchen. Und zu den Antworten, die wir brauchen.“

„Und zu den Gefahren, die uns erwarten“, fügte Kai hinzu, als er die Flammen in Khalons Augen bemerkte.

„Wenn wir die Welt von Atlantis befreien wollen, müssen wir die Geheimnisse der sieben Weltwunder aufdecken“, sagte Lyra, als die Gruppe in die Dunkelheit hinaus trat, in die unbekannte Zukunft.

„Bereitet euch vor“, sagte Khalon, und als er die Hand hob, begann der Raum zu brennen, der Boden unter ihren Füßen zu beben. „Die Zeit hat ihren Preis.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert