Kapitel 15: Der Ruf der Ruinen

Omnifaktum
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Kapitel 15: Der Ruf der Ruinen

Das Omnifaktum in Lyras Armband umhüllte die Gruppe wie ein fließender Strom aus Licht und Energie. Ein warmer Schauer lief Lyra über den Rücken, als der Tempel von Delphi hinter ihnen verblasste. Kaum hatten ihre Füße wieder festen Boden berührt, fanden sie sich in einer neuen, fremden Welt wieder. Der Wind trug den salzigen Geruch des Meeres heran, und die Luft war von einer feuchten Wärme erfüllt. Der Himmel leuchtete in tiefem Orange und Violett, und das entfernte Glitzern des Wassers spiegelte das Licht wie ein Juwel wider.

Kai spürte die Veränderung als Erster. Sein Schwert, das zuvor aus Bronze gefertigt war, glänzte nun mit einer Klinge aus poliertem Stahl, verziert mit goldenen Gravuren, die Symbole einer längst vergessenen Kultur zeigten. Lyra bemerkte ebenfalls die Verwandlung. Ihr rotes Seidengewand war einem silbernen Kleid gewichen, das in der Abenddämmerung schimmerte wie Mondlicht, bestickt mit filigranen Mustern, die die alten Götter ehrten.

Doch das Omnifaktum, das goldene Armband an ihrem Handgelenk, blieb unverändert – ein leuchtendes, pulsierendes Band, das still von seiner Bedeutung zeugte.

„Das hier…“ Solan sprach leise, seine Augen in die Ferne gerichtet, „das ist die Blütezeit von Atlantis. Die größte Zivilisation, die je existierte.“

Lyra trat vor, ihre Schuhe knirschten auf dem kiesigen Boden, als sie einen ersten Blick auf die Stadt warf. Vor ihnen erhob sich Atlantis in majestätischer Pracht: Gebäude aus reinem Marmor und gläsernen Fassaden, die in den Farben der sinkenden Sonne erstrahlten. Die Straßen waren von Kristallen erhellt, die ein sanftes Licht ausstrahlten. Es war eine Stadt, wie sie nur in Legenden existieren konnte, und doch stand sie lebendig und mächtig vor ihnen.

„Wir sind wirklich hier“, flüsterte Kai, und seine Stimme verriet eine Mischung aus Ehrfurcht und Ungläubigkeit.

„Unser Ziel sind die sieben Säulen“, erinnerte Solan. „Doch zuerst müssen wir den Eingang zum Labyrinth der Zeit finden. Nur dort können wir die Geheimnisse entschlüsseln, die Atlantis verbirgt.“

„Wir werden nicht lange unbemerkt bleiben“, warnte Kai, während seine Hand instinktiv das Schwert an seinem Gürtel umfasste.

Ein leises Geräusch ließ die Gruppe aufhorchen. Lyra drehte sich um, und ihre Augen trafen auf eine Gruppe von Gestalten, die aus den Schatten eines nahegelegenen Tempels hervortraten. Männer und Frauen in goldenen Rüstungen, verziert mit Symbolen, die an die Bewegung von Sternen erinnerten, standen ihnen gegenüber.

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Der Anführer, ein hochgewachsener Mann mit durchdringendem Blick, trat vor. „Ich bin Kalos von Atlantis“, sagte er, seine Stimme tief und klangvoll. „Was führt euch in unsere heilige Stadt?“

Lyra erwiderte seinen Blick mit festem Ausdruck. „Wir suchen das Labyrinth der Zeit und die sieben Säulen“, erklärte sie.

Kalos’ Augen verengten sich. „Das Labyrinth birgt Prüfungen, die selbst die stärksten Herzen erschüttern können. Viele haben es versucht, nur wenige haben es überlebt.“

„Wir sind bereit“, sagte Solan, seine Stimme fest, doch sein Blick verriet die Schwere der Entscheidung.

Kalos musterte sie einen Moment lang, dann nickte er. „Folgt mir.“

Sie schritten durch die funkelnden Straßen von Atlantis, vorbei an gewaltigen Monumenten und geschäftigen Märkten, die von einer vibrierenden Lebendigkeit erfüllt waren. Schließlich erreichten sie einen Tempel, der sich höher in den Himmel reckte als alles, was sie je gesehen hatten. Zwei massive Statuen flankierten den Eingang – Darstellungen der Götter von Atlantis, deren Blicke die Zeit selbst durchdrangen.

„Hier beginnt euer Weg“, sagte Kalos, als er eine verborgene Mechanik aktivierte, die den Eingang öffnete. Ein kaltes, blaues Licht flutete aus dem Inneren hervor. „Nur diejenigen, die das Labyrinth verstehen, können die Chronoskala erlangen.“

Lyra spürte, wie das Armband an ihrem Handgelenk zu pulsieren begann, als ob es auf das kommende Abenteuer reagierte. Ein Gefühl von Schicksal und Verantwortung erfüllte sie.

„Bereit?“ fragte Solan.

Lyra nickte. „Lassen wir keine Zeit mehr verstreichen.“

Gemeinsam traten sie durch die Tore, bereit, sich der nächsten Herausforderung zu stellen.

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