Kapitel 134: Im Fluss der Epochen

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Lesedauer 4 Minuten

Kapitel 134: Im Fluss der Epochen

Die Mauern Trojas lagen still in der Dunkelheit, ein steinerner Zeuge einer Vergangenheit, die niemals ganz verschwinden wollte. Die Luft war schwer von Geschichten, die zwischen den Brisen geflüstert wurden, und die Gefährten standen eng beieinander. Lyra hielt die goldene Spange in der Hand, die nun wieder ihre ursprüngliche, unauffällige Form angenommen hatte.

„Das ist unser Ausgangspunkt“, murmelte Solan, während er seine Finger über die verwitterten Muster eines Steinblocks gleiten ließ. „Aber die Zeit verändert alles, nicht nur Orte, sondern auch uns.“

Kai nickte und zog seinen Mantel fester um die Schultern. „Wenn die Schatten uns hierhergeführt haben, liegt eine neue Spur vor uns. Die Frage ist nur, wohin sie diesmal führt.“

Die Spange in Lyras Hand begann sanft zu pulsieren, ein goldenes Leuchten, das den kargen Boden erhellte. Ohne Vorwarnung stürzte der Horizont in eine Woge von Farben, und die Mauern Trojas lösten sich wie Staub im Wind auf.

Ein neuer Tanz: Der Aufstieg und Fall des Mittelalters

Als die Farben sich legten, standen sie am Rand eines dichten Waldes. Über ihnen ragten die Türme einer mächtigen Burg in die Wolken, ihre Zinnen wie stille Wachen gegen die Bedrohungen der Welt. Die Luft war erfüllt vom Klang von Hämmern, der aus den Schmieden drang, und dem Duft von frisch gebackenem Brot, der aus den umliegenden Dörfern aufstieg.

„England“, sagte Solan mit leiser Gewissheit, als sie durch die gepflasterten Straßen schritten, die zur Burg führten. „Die Zeit der Kreuzzüge und der blutigen Thronkämpfe.“

Die Burg gehörte einem bekannten Namen: Richard Löwenherz. Der König selbst stand in einem prächtigen Saal, flankiert von Rittern, die Rüstungen aus glänzendem Metall trugen. Lyra bemerkte, wie ihre eigenen Kleider sich verändert hatten – ein edler Umhang schmiegte sich um ihre Schultern, während Kai in einem einfachen, aber praktischen Wams gekleidet war.

Richard musterte sie mit scharfen Augen. „Ihr kommt mit einem Ziel, Fremde. Aber seid gewarnt, der Hof ist ein Ort der Intrigen und des Verrats.“

Om 25

Die Gefährten schlossen sich einem geheimen Rat an, der über den Ausgang der nächsten Kreuzzüge entscheiden sollte. Solan war fasziniert von den Karten und Strategien, die vor ihnen ausgebreitet wurden, während Kai sich unauffällig unter die Wachen mischte, um Informationen zu sammeln.

Doch es war Lyra, die spürte, dass etwas nicht stimmte. Ein dunkler Schatten schlich durch die Gänge der Burg, ein Agent einer geheimen Bruderschaft, die daran arbeitete, den Kreuzzug zu sabotieren. Es kam zu einem hitzigen Duell in den Kerkern der Burg, bei dem die Artefakte der Gefährten sich in leuchtende Amulette verwandelten, die die Schatten zurückdrängten.

Der Tanz der Revolution: Frankreich am Abgrund

Ein weiteres Leuchten, und die Welt änderte sich erneut. Sie fanden sich in den engen, kopfsteingepflasterten Straßen von Paris wieder. Der Lärm der Guillotine hallte durch die Stadt, und über ihnen hingen die Köpfe der Adligen wie makabre Trophäen an Stangen.

„Die Französische Revolution“, murmelte Solan, während er eine zerfledderte Flugschrift aufhob. „Liberté, égalité, fraternité – und doch so viel Blut.“

Die Gefährten bewegten sich durch die Menge, bis sie in eine geheime Versammlung geführt wurden. Dort trafen sie auf bekannte Namen: Robespierre, Danton und den jungen Napoleon Bonaparte, der noch immer ein Außenseiter war. Napoleon sprach mit fiebriger Intensität über seinen Traum von einem geeinten Frankreich, während Robespierre versuchte, die Kontrolle über die wachsende Revolution zu behalten.

Doch die Schatten waren auch hier. Sie manipulierten die Unruhe und schürten die Gewalt. In einer dramatischen Auseinandersetzung, verborgen im Keller eines alten Pariser Anwesens, enthüllte sich die wahre Quelle der Dunkelheit – ein zerbrochenes Relikt, das als Fanal der Revolution genutzt wurde. Lyra und Kai vereinten ihre Kräfte, um es zu neutralisieren, während Solan versuchte, Napoleon von der Bedeutung des Zusammenhalts zu überzeugen.

Jenseits der Schlacht: Die Invasion Russlands

Ein weiterer Zeitsprung führte sie in die verschneiten Ebenen Russlands. Die Kälte biss in ihre Haut, und ihre Kleidung hatte sich wieder angepasst – schwere Mäntel und Pelze, die sie vor der eisigen Luft schützten.

Napoleon war nicht mehr der ehrgeizige Soldat, den sie in Paris getroffen hatten. Vor ihnen stand ein Kaiser, dessen Armee am Rande des Zusammenbruchs war. „Wir stehen kurz vor Moskau“, sagte er, seine Stimme voll erschöpfter Entschlossenheit.

Die Gefährten marschierten mit den Truppen, durch die verbrannten Dörfer und endlosen Felder, wo Hunger und Krankheit wüteten. Kai nutzte seine Überlebenskünste, um Vorräte für die erschöpften Soldaten zu finden, während Lyra ihre Artefakte einsetzte, um eine vorübergehende Wärmequelle zu schaffen, die die Truppen am Leben hielt.

Doch die Schatten waren auch hier. Sie hatten sich in den Reihen der Armee eingenistet, und es bedurfte all ihrer Kräfte, um die Dunkelheit zu vertreiben. Schließlich standen sie auf den Ruinen Moskaus, während Napoleons Armee den Rückzug antrat.

Der Ruf der Antike: Alexandria und die Bibliothek der Götter

Mit einem weiteren Übergang fanden sich die Gefährten in Ägypten wieder, unter der sengenden Sonne, die über den Ruinen von Alexandria brannte. Vor ihnen erhob sich die Bibliothek, deren Schätze längst verloren geglaubt waren. Doch im Inneren fanden sie Manuskripte, die von den Schatten berührt waren.

Ein alter Priester, dessen Name in einer vergessenen Sprache ausgesprochen wurde, führte sie durch die gewundenen Gänge. „Ihr tragt das Licht, das unsere Dunkelheit vertreiben kann. Aber ihr müsst euch beeilen – die Schatten haben bereits begonnen, die Schriftrollen zu verderben.“

In einer epischen Schlacht, die zwischen den Regalen der Bibliothek tobte, konnten die Gefährten die Dunkelheit zurückdrängen und die verlorenen Texte retten. Doch der Priester warnte sie: „Die Schatten folgen euch. Sie werden niemals ruhen.“

Am Horizont: Die nächste Reise

Zurück in Troja fanden die Gefährten die Mauern verändert vor. Der Ort war vertraut, und doch sprach er von einer Zukunft, die noch geschrieben werden musste.

„Wir gehen weiter“, sagte Lyra, als die Spange erneut zu leuchten begann. „Die Geschichte ruft.“

Mit einem letzten Blick auf die Mauern, die sie immer wieder hierher führten, betraten sie den nächsten Weg – bereit, sich neuen Herausforderungen zu stellen und die Geheimnisse der Zeit zu enthüllen.

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