Kapitel 133: Ein Kreis ohne Ende

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Lesedauer 4 Minuten

Kapitel 133: Ein Kreis ohne Ende

Die Mauern Trojas flüsterten von einer Vergangenheit, die immer wieder zur Gegenwart wurde. Der Rauch, der sich wie ein zähes Tuch über die Ruinen gelegt hatte, schien diesmal nicht so dicht wie zuvor. Doch es war klar: Die Zeit hatte sie hierher zurückgeführt, nicht um zu verweilen, sondern um den Weg zu öffnen.

„Wir waren schon hier“, murmelte Kai, dessen Hände über die abgeschlagene Steinsäule glitten, die ein seltsames Muster trug. „Aber irgendetwas hat sich verändert.“ Seine Stimme war rau, erschöpft, und doch voller unnachgiebiger Wachsamkeit.

Lyra nickte, ihre Augen auf die goldene Spange gerichtet, die nun wie eine Sonne inmitten von Dunkelheit glühte. „Die Schatten verändern alles – sogar die Orte, die wir für fest verankert hielten.“

Solan trat an ihre Seite, seine Finger umschlossen das Artefakt an seiner Brust, das ihm in den letzten Stunden mehr Gewicht zu verleihen schien, als es sollte. „Die Geschichte ist niemals abgeschlossen. Jeder Schritt, den wir machen, erschafft einen neuen Pfad.“

Der Horizont vor ihnen begann sich zu verändern. Der rauchige Himmel brach auseinander, als ein Tor in den Wolken erschien, durch das die Gefährten den Ruf neuer Epochen hörten.

Die Hexenverfolgungen und der Tanz des Verrats

Sie fanden sich in einer düsteren, regennassen Landschaft wieder. Die Luft war schwer von Feuchtigkeit und von einer bedrückenden Stille erfüllt. Im fernen Schein einer Lagerfeuerflamme tanzten schemenhafte Gestalten. Kai schob seine Gefährten näher, während sie versuchten, in der Dunkelheit unsichtbar zu bleiben.

Die Szenerie vor ihnen war ein Tribunal. Frauen in zerschlissenen Kleidern wurden unter Schreien und Flüchen vor eine Gruppe vermummter Gestalten gezerrt. Ein Mann mit einem seltsam leuchtenden Stab – offensichtlich ein Werkzeug der Schatten – brüllte Anschuldigungen in die Menge.

Om 25

„Salem“, flüsterte Solan. „Die Hexenprozesse.“ Seine Stimme war ein Flüstern voller Grauen.

„Die Schatten nutzen die Angst der Menschen, um die Realität zu brechen“, sagte Lyra leise, ihre Hände fest um ihre Spange geschlossen. „Wir können sie nicht hierlassen.“

Es gelang ihnen, in das Getümmel einzutauchen, und mit einem gekonnten Manöver zerschlug Kai den Stab des Anklägers. Doch dies führte zu einer erneuten Erschütterung der Zeit.

Versailles und der Beginn der Revolution

Ein nächster Sprung führte sie zurück in die prunkvollen Hallen des Sonnenkönigs. Die Welt von Louis XIV war noch intakt, doch der Wandel lag spürbar in der Luft. Myria trat wieder aus den Schatten, ihre Bewegungen wie eine geisterhafte Melodie.

„Der Hof tanzt, doch der Sturm zieht auf“, sagte sie, als die Gefährten sich durch die Korridore voller Kristalllüster und goldener Ornamente bewegten. Sie fanden eine geheime Kammer, in der eine Gruppe maskierter Berater mit Plänen beschäftigt war, die in den kommenden Jahrhunderten Frankreich in die Revolution treiben würden.

„Danton, Robespierre … sie werden kommen“, flüsterte Solan und deutete auf eine Schriftrolle. Doch es war mehr als Politik: Die Schatten waren bereits hier und versuchten, die Unruhe zu schüren. Ein Kampf entbrannte in den verborgenen Gängen des Palastes, und Lyra nutzte ihre Artefaktkräfte, um die Dunkelheit zurückzudrängen.

Die Pyramiden der Azteken und der Segen der Götter

Ein heftiger Sturm brachte sie in die Tropen des präkolumbianischen Mexikos. Vor ihnen erhoben sich die hoch aufragenden Tempel der Azteken, umgeben von dichter, dampfender Vegetation. Die Geräusche von Trommeln hallten durch die Nacht, als sich die Gefährten durch den Dschungel bewegten.

Ein Priester, gekleidet in eine prächtige Federkrone, trat ihnen entgegen. „Ihr seid jene, die die Sterne angekündigt haben. Wir haben auf euch gewartet.“

Kai zeigte ihm das Artefakt, und der Priester führte sie in die Kammern unter der Pyramide, wo Fresken von mythologischen Göttern und kosmischen Schlachten die Wände schmückten. Doch die Schatten waren auch hier: Eine alte Göttin, Cihuacoatl, erschien in einer verzerrten Form und schickte ihre Krieger gegen die Gruppe. Lyra entdeckte ihre Fähigkeit, durch die Verbindung der Artefakte mit dem Tempellicht einen Schutzschild zu erschaffen, der sie vor den feindlichen Angriffen bewahrte.

Im Herzen von Napoleon Bonapartes Kriegszügen

Die nächste Epoche war ein tosendes Schlachtfeld. Kanonen donnerten, und die Luft war erfüllt von dem metallischen Geruch von Blut und Rauch. Sie standen mitten in den Napoleonischen Kriegen, wo der legendäre französische General selbst vor ihnen erschien.

Napoleon, der von ihrer Ankunft überrascht war, trat ihnen mit einer Mischung aus Misstrauen und Respekt entgegen. „Ihr seid nicht von hier“, sagte er mit einer knappen Stimme. „Aber wenn ihr meine Schlacht gewinnen könnt, werde ich euch zuhören.“

Die Gefährten waren gezwungen, sich den Schatten zu stellen, die Napoleons Truppen infiltriert hatten. Kai führte einen Trupp französischer Soldaten, während Lyra mit den Artefakten eine Barriere gegen die Schattenkräfte erschuf. Solan sprach mit Napoleon über die Bedeutung von Einheit und Führung, was den Anführer sichtlich beeindruckte.

Das Ende eines Kapitels: Der ungebrochene Kreis

Am Ende ihrer Reise fanden sie sich wieder vor den Mauern Trojas, die diesmal still und überwältigend waren. Die Schatten hatten sich zurückgezogen, doch die Gefährten wussten, dass dies nur vorübergehend war. Die Zeitlinie hatte sich erneut verändert – doch diesmal schien sie stabiler.

„Wir kehren immer wieder zurück“, sagte Lyra, ihre Stimme leise, aber bestimmt. „Doch vielleicht ist das der Sinn unserer Reise. Nicht, um die Zeit zu kontrollieren, sondern um sie zu verstehen.“

Kai sah sie an, seine Augen voller Entschlossenheit. „Solange wir zusammen sind, können wir jede Epoche meistern.“

Solan lächelte, seine Hand auf dem Artefakt ruhend. „Die Geschichte gehört uns allen. Und wir werden sie bewahren.“

Die Gefährten atmeten tief durch, während der Horizont sich erneut zu verändern begann. Sie waren bereit, die nächste Epoche zu betreten – und die Geschichte fortzuschreiben, die nie wirklich endet.

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