Kapitel 123: Die Schatten der Vergangenen Epochen

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Kapitel 123: Die Schatten der Vergangenen Epochen

Der Nebel zog sich zurück, und die Gefährten fanden sich in einer Welt wieder, die ihnen sowohl vertraut als auch seltsam fremd war. Ihre Reise hatte sie durch viele Epochen geführt, und während sie in Paris gestanden hatten, war es als hätten sie die Geschichte berührt, doch sie war nicht mehr dieselbe wie zuvor. Sie waren nun Zeugen einer veränderten Zeitlinie – die Pariser Straßen, die sie einst als belebte Stadt gekannt hatten, waren nun von den Geistern der Vergangenheit überlagert, ein Abbild der Freiheit, das in den Schatten einer drohenden Dunkelheit verschwand.

„Die Geschichte hat sich verändert“, sagte Solan, als sie auf einem leeren Platz standen, der einst von lebhaften Märkten und festlichen Klängen erfüllt war. „Die Mauern dieser Stadt haben etwas anderes erlebt, als wir uns erinnern. Der Nebel hat nicht nur den Verlauf der Schlacht beeinflusst, sondern auch die Grundfesten des Lebens hier.“

„Es fühlt sich an, als ob wir uns in einem Spiegelbild bewegen“, sagte Lyra. „Diese Straßen, diese Häuser – sie wirken wie ein Echo aus der Vergangenheit. Aber es ist nicht dasselbe. Irgendetwas hat den Fluss der Zeit verändert.“

Kai blickte in den Himmel, wo sich die ersten Anzeichen des kommenden Sturms zeigten. „Der Nebel verändert nicht nur uns. Er verändert alles. Der Wind, die Wolken, die Erde unter unseren Füßen – es sind neue Zeiten, neue Gefahren, aber auch neue Chancen.“

Ihr Weg führte sie weiter durch das zerstörte Paris, doch bald ergriff der Nebel sie erneut und zog sie weiter, in eine andere Ära, ein anderes Schlachtfeld. Als sie wieder zu sich kamen, standen sie auf den weiten Feldern von Hastings, im Jahr 1066. Es war der Tag, an dem Wilhelm der Eroberer gegen König Harald II. kämpfte. Doch diesmal war die Schlacht anders. Der Nebel hatte nicht nur den Verlauf der Geschichte beeinflusst, sondern auch die Krieger, die auf dem Schlachtfeld kämpften. Die Luft war dicker, als ob sie von einer unsichtbaren Macht durchzogen war.

„Der Nebel ist auch hier“, sagte Kai, als er auf die Normannen und Angelsachsen starrte, die mit einer Grausamkeit kämpften, die unnatürlich erschien. „Seht euch das an. Diese Männer kämpfen nicht wie Krieger. Etwas anderes treibt sie.“

„Der Nebel hat sie verändert“, sagte Solan, der aufmerksam über das Schlachtfeld blickte. „Sie sind nicht mehr die Männer, die sie einmal waren. Diese Schlacht… sie ist von Mephos beeinflusst. Er lässt die Geschichte in seinen Händen tanzen, ohne Rücksicht auf das, was war.“

Om 25

Lysandra, die furchtlose Piratenkapitänin, trat neben sie. Ihre dunklen Augen durchdrangen das Chaos der Schlacht. „Ich kenne den Nebel. Er ist nicht nur eine Welle aus Zeit, er ist ein Draht, der alle Fäden der Geschichte in seinen Griff nimmt. Diese Männer sind Marionetten, und der wahre Puppenspieler ist Mephos.“

„Wir müssen weiter“, sagte Lyra, während sie ihre Hand fest um den Griff ihres Schwertes schloss. „Dieser Ort hat uns schon einmal gezeichnet, doch es ist nicht die Schlacht, die uns hier festhält. Es ist die dunkle Macht, die alles beeinflusst. Der Nebel… er ist nicht der Feind, den wir erwarten.“

Die Gefährten kämpften sich durch die Schlacht, doch der Nebel zog sie weiter – diesmal in eine neue Zeit. Sie fanden sich im prunkvollen Bagdad des 13. Jahrhunderts wieder, der Höhepunkt des islamischen Goldenen Zeitalters. Die Stadt war ein Zentrum des Wissens, der Wissenschaften und der Künste. Hier, in den unendlichen Gassen, die von duftenden Gewürzen und feinen Stoffen durchzogen waren, hörte man die Klänge von Gelehrten, die über Philosophie und Medizin debattierten. Doch der Nebel war nicht weit entfernt.

„Bagdad“, sagte Solan, als er die majestätischen Minarette und die glänzenden Paläste betrachtete. „Diese Stadt war ein Leuchtturm des Wissens. Doch auch hier hat der Nebel seine Finger im Spiel.“

„Es fühlt sich an, als ob selbst der Wind in Bagdad den Nebel trägt“, sagte Lyra. „Doch in den Hallen dieser Stadt ist noch immer Wissen verborgen. Wir müssen es finden.“

Sie durchstreiften die prachtvollen Straßen und landeten schließlich bei einem der größten Gelehrten der Zeit – Al-Razi, einem bekannten Arzt und Philosophen, dessen Werke bis in die heutige Zeit fortwirken. Al-Razi, ein Mann von höchster Weisheit, schien von den seltsamen Phänomenen, die die Gefährten erlebten, wenig beeindruckt zu sein. Doch er erkannte die Schwere des Nebels.

„Der Nebel ist ein Teil des Wissens“, sagte er nachdenklich. „Er ist wie ein Fluss, der sich windet und verformt. Auch die größten Gelehrten finden es schwer, seine Bewegungen zu verstehen. Doch eines ist sicher: Wenn er einmal die Zeit berührt, ist alles in Bewegung.“

Die Gruppe wusste, dass ihre Zeit in Bagdad bald zu Ende war. Sie mussten weiterziehen, doch ein unheilvoller Schatten lag über der Stadt. In den dunklen Gassen von Bagdad sammelte sich ein Geheimbund, der von den „Al-Muharibun“, den Kriegern des Wissens, geführt wurde. Ihre Absichten waren schwer zu fassen, doch ihre dunklen Augen verfolgten die Gefährten in den Schatten.

„Dieser Geheimbund verfolgt seine eigenen Ziele“, sagte Solan, während er auf einen der „Al-Muharibun“ blickte, der sich zwischen den Weiten des Marktes bewegte. „Wir müssen vorsichtig sein. Sie sind genauso gefährlich wie der Nebel selbst.“

„Dann werden wir diesen Pfad verlassen“, sagte Kai. „Aber der Nebel wird uns immer weiter ziehen. Es gibt keinen sicheren Ort. Nur der Kampf gegen den Nebel wird uns frei machen.“

Ihre Reise führte sie weiter in die glanzvollen Paläste von Kairo, dem Zentrum der Macht des Sultans. Die prunkvollen Hallen, die von goldenen Kuppeln und duftenden Rosen umgeben waren, schienen der Zeit zu trotzen. Doch der Nebel war allgegenwärtig, er krümmte sich in den Fluren, und die Luft schien immer schwerer zu werden.

„Es fühlt sich an, als ob wir in den Hallen eines vergessenen Königreichs wandeln“, sagte Lyra. „Die Geschichte lebt hier, doch sie wird erdrückt.“

„Es ist der Nebel, der sich in den Hallen einnistet“, sagte Solan. „Aber die Vergangenheit lebt in den Menschen dieser Stadt. Wir müssen die Spuren des Wissens finden und weiterziehen.“

Die Gefährten wussten, dass der Nebel sie weiterhin verfolgte. Doch sie hatten einen Entschluss gefasst: Sie würden nicht ruhen, bis der Nebel entwirrt und die Geschichte wieder in ihre natürlichen Bahnen geführt war. Die Schlachten der Vergangenheit, die großen Umbrüche, der Kampf um die Freiheit – all dies hatte sie miteinander verbunden. Doch die größte Herausforderung stand noch bevor.

Der Nebel würde sie noch weiter führen, durch die Epochen der Geschichte, durch Kriege, Aufstände und Revolutionen. Sie würden Seite an Seite mit den großen Kriegern und Herrschern der Welt stehen. Ihre Reise war noch lange nicht zu Ende, und die Welt, die sie durchschritten, würde immer wieder von Neuem erschüttert werden.

Doch eines war sicher: Solange sie zusammenhielten, würden sie den Nebel besiegen und die Freiheit zurückgewinnen. Sie waren mehr als nur Reisende in der Zeit. Sie waren Hüter der Geschichte, der Freiheit und des Wissens. Und die Geschichte selbst würde ihnen ihren Platz darin gewähren.

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