Kapitel 111: Der Wandel der Zeiten

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Kapitel 111: Der Wandel der Zeiten

Die Gruppe stand nun auf dem weiten, nassen Feld von Hastings, das von einer schweren, schwülen Luft durchzogen war. Der Regen war zu einem leichten Nieselregen geworden, der die Erde unter ihren Füßen weiter aufweichte. Die düsteren Wolken über ihnen schienen die Landschaft zu erdrücken, als ob die Geschichte selbst von ihrer Schwere bedrückt wurde. Doch es war nicht nur die Atmosphäre, die sich verändert hatte – der Ort, an dem sie standen, war ihnen bereits vertraut. Sie hatten diese Schlacht zuvor erlebt, doch heute wirkte sie anders, verzerrt. Die Zeit hatte ihre Narben hinterlassen, und alles schien in einer seltsamen Schieflage zu stehen.

Lyra spürte die Veränderung in der Luft. Ihr Blick über das Schlachtfeld war scharf und durchdringend, doch ihre Augen spiegelten eine gewisse Unruhe wider. „Ich habe das Gefühl, als ob die Geschichte hier in einer anderen Richtung laufen könnte“, sagte sie leise, als sie auf die sich formierenden Reihen der angelsächsischen Armee blickte. „Die Atmosphäre fühlt sich… fehlerhaft an. Etwas hat sich verschoben.“

Kai, der Überlebenskünstler, knirschte mit den Zähnen und schüttelte den Kopf. „Wenn wir hier nicht eingreifen, wird die Zukunft von ganz Europa eine andere sein. Mephos‘ Hand ist in der Luft – und wir müssen ihn in dieser Stunde finden, bevor der Wahnsinn die Oberhand gewinnt.“

Seraphine, die stille Beobachterin der Gruppe, schritt in die Nähe der Truppen und senkte ihren Blick. „Mephos hat hier schon einmal seine Fäden gezogen, das spüre ich. Aber was, wenn wir zu spät sind? Was, wenn die Veränderung bereits eingetreten ist und der Fluss der Geschichte uns überholt hat?“ Ihre Worte schienen die Gruppe zu belasten, doch Kai, unerschütterlich wie immer, nickte nur.

„Wir haben keinen Raum für Zweifel. Wir müssen handeln, bevor sich alles entgleist.“

Die Gruppe bahnte sich einen Weg zu den ersten Reihen der Armeen. In den Zelten der Soldaten wurden gerade die letzten Vorbereitungen getroffen. Kai bemerkte den schwachen Duft von Feuer und nassem Leder, der die Luft erfüllte. Der Klang von Hämmern, die Rüstungen bearbeiteten, und das Gemurmel der Männer, die sich für die bevorstehende Schlacht rüsteten, erfüllte die Szenerie.

Om 25

Solan, der Historiker der Gruppe, sah sich mit nachdenklichem Blick um. „Die Zeit, in der wir uns befinden, ist nicht einfach. Es ist ein Moment des Wendepunkts, an dem das Schicksal von Jahrhunderten sich entgleisen könnte. Doch der wahre Feind, der uns hier bedroht, ist nicht nur der Mensch, sondern die unsichtbaren Kräfte, die hinter der Geschichte stehen.“ Er deutete auf die sich versammelnden Armeen und das weite Feld, auf dem die Waffen gleich wieder erschallen würden. „Mephos‘ Einfluss ist tief verwurzelt. Wir müssen herausfinden, wie er sich versteckt hat.“

In der Ferne hörten sie den Trommelschlag, und der Klang der Armeen wurde lauter. Lyra zog ihr Schwert und betrachtete es mit einem leisen Lächeln. Ihre Kleidung hatte sich erneut der Zeit angepasst. Ein Umhang, der in den dunklen Farben der angelsächsischen Krieger gehalten war, umhüllte sie, während sie das glänzende Schwert fest in der Hand hielt, das ihr im Kampf beistehen würde.

„Die Zeit ist gekommen“, sagte sie mit Entschlossenheit, „wir müssen kämpfen. Für die Zukunft und für den Frieden, den wir selbst noch nicht verstehen.“

Die Gruppe trat in das Zentrum der Bewegung, und die Luft um sie herum war nun von Anspannung und Aufregung durchzogen. Auf der einen Seite erhob sich das Banner von König Harald, auf der anderen Seite die berühmte Normannenflagge, die sich im Wind flatterte. Die Männer standen bereit, ihre Waffen fest in den Händen. Doch was niemand sah, war die geheimen Bewegungen der Schatten, die sich zwischen den Truppen formierten – Mephos‘ dunkle Diener, die wie Spione in der Geschichte selbst eingriffen.

„Wir müssen uns beeilen“, warnte Seraphine, als sie einen einzelnen Schatten hinter einem Zelt bemerkte. „Es wird gleich losgehen. Und wir dürfen nicht in die falsche Richtung abdriften.“

Doch es war zu spät. Die Schlacht hatte begonnen.

Der Tanz der Krieger und der Schatten

Der erste Schlag hallte über das Schlachtfeld, als die mächtigen Normannen und die entschlossenen Angelsachsen aufeinandertrafen. Der Klang von Schwertern, die auf Schilde trafen, von Hämmern, die Rüstungen zertrümmerten, und von Schlachtrufen, die den Himmel durchbrachen, erfüllte die Luft. Der Dampf der aufsteigenden Körper hitzte die kühle Luft, und inmitten dieses Chaos‘ kämpfte die Gruppe Seite an Seite, als ob sie schon immer hier gewesen wären.

Kai stürmte voran, seine schnelle Beweglichkeit und die Schärfe seines Schwertes ließ die Gegner fallen. Solan, der Historiker, hatte inmitten des Kampfes einen Blick für die Verläufe der Schlacht und nutzte seine taktische Klugheit, um ihre Schritte zu lenken. Doch es war Lyra, die mit ihrem fast übernatürlichen Instinkt die entscheidenden Bewegungen machte, den Feind flankierte und so die Schlacht wendete.

Doch während sie kämpften, fühlten sie sich wie Marionetten, die von unsichtbaren Fäden gezogen wurden. Der Nebel der Dunkelheit, den Mephos geschickt verstreut hatte, legte sich über das Schlachtfeld. Kai konnte den Fluss der Geschichte förmlich spüren – er war verzerrt, unsicher, und doch klar wie der glühende Pfad vor ihnen.

„Er ist hier“, rief Seraphine, als sie sich von der Gruppe abwandte und auf ein entferntes Zelt zuging. „Ich spüre ihn. Mephos ist nicht weit. Er ist der Schatten, der diese ganze Schlacht kontrolliert.“

„Dann lasst uns diesen Schatten vertreiben“, sagte Kai entschlossen, während er zu Seraphine eilte.

Die Gruppe kämpfte sich weiter durch die Schlacht, jeder Schritt brachte sie näher an das Zentrum der Dunkelheit. Doch es war die plötzliche Stille, die sie warnte. Alle Geräusche des Kampfes verstummten für einen Moment, und die Zeit schien stillzustehen.

„Er ist da“, flüsterte Solan, als er auf die Dunkelheit starrte, die nun wie ein lebendiger Organismus vor ihnen stand. „Er hat sich von der Geschichte genährt und ist stärker geworden. Wir müssen uns beeilen, bevor es zu spät ist.“

Ein neues Kapitel

Plötzlich, wie aus dem Nichts, verschwand das Schlachtfeld. Die Gruppe fand sich in einer neuen Ära wieder, der Regen war nun nicht mehr die kalte Feuchtigkeit des Mittelalters, sondern die heiße, drückende Luft des 16. Jahrhunderts, mitten in der Zeit der Piraten. Sie standen nun am Rand einer verschlafenen Küstenstadt, der Geruch von Salz und Fisch lag in der Luft. Am Hafen herrschte reges Treiben, und die Menschen eilten geschäftig von einem Schiff zum anderen.

„Wo sind wir jetzt?“, fragte Kai, während er sich umblickte.

„Es ist 1588“, sagte Solan mit einem leichten Lächeln, als er die hölzernen Schiffe erkannte, die vor Anker lagen. „Der berühmte Krieg zwischen England und der spanischen Armada steht bevor.“

Doch auch hier war etwas nicht in Ordnung. Die Landschaft, der Hafen und die Stimmung – alles wirkte verzerrt. Überall spürten sie Mephos’ Einfluss, der sich wie ein unsichtbarer Nebel über alles legte.

„Wir müssen ihn finden“, sagte Lyra entschlossen, als sie mit ihren Gefährten durch die Straßen ging. „Er hat sich wieder in der Geschichte eingenistet. Und wir werden ihm das Handwerk legen.“

Doch in diesem Moment, als die Gruppe in das Herz dieser neuen Ära vordrang, begann die Geschichte, sich erneut zu ändern.

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