Kapitel 109: Der Klang der Freiheit
Der Nebel, der die Straßen von Paris durchzogen hatte, war noch nicht völlig gewichen, als die Gruppe ihre Reise fortsetzte. Der Klang der Revolution hallte in ihren Ohren, das Dröhnen der Kanonen und das Schreien der Menschen. Kai, Lyra und Solan gingen voraus, dicht gefolgt von Seraphine, die ihren Blick immer wieder prüfend über die Straßen schweifen ließ. Der Wind trug den Duft von Rauch und Asche, vermischt mit dem bitteren Geruch der Verzweiflung, der in den Gassen von Paris lag. Doch ihre Gedanken waren nicht bei den Barrikaden, sondern bei dem geheimen Bund, den sie entdeckt hatten – ein Bund, der weit mehr war als nur ein Zusammenschluss von Revolutionären.
„Ich habe das Gefühl, dass die Stadt uns nicht loslassen will“, sagte Lyra, ihre Augen blickten auf das brennende Panorama von Paris. Die Gebäude, die vor kurzem noch prächtige Paläste gewesen waren, waren nun von der Gewalt der Revolution verzehrt, ihre Fassaden geschlagen, die Zinnen von Festungen und die Türme von Kirchen eingestürzt.
„Die Zeit hat sich verändert, aber der Schmerz der Vergangenheit bleibt“, bemerkte Solan nachdenklich, als er auf die Verwüstung starrte. „Es ist, als ob der Lauf der Geschichte einen unaufhaltsamen Abgrund erreicht hat.“
„Der Abgrund ist noch nicht das Ende“, sagte Kai. „Solange wir da sind, können wir das Schicksal lenken. Wir dürfen nicht zulassen, dass Mephos seine Finger in diese Revolution legt.“
Ihre Schritte führten sie zu einem geheimen Eingang der Nationalversammlung, den sie in einem früheren Moment der Zeitgeschichte entdeckt hatten. Der Raum war düster, die Luft stickig von der abgestandenen Zeit, als sie die gewundenen Gänge entlanggingen. Sie hatten bereits viele Male diesen Ort betreten, doch diesmal war etwas anders. Es war, als ob die Schatten, die sie begleitet hatten, nun tiefer in den Ecken des Gebäudes hausten, als ob sie die Dunkelheit der Revolution selbst atmeten.
„Der Bund, von dem in den Schriften die Rede war“, sagte Seraphine, ihre Stimme leise, aber fest. „Wir müssen ihn finden. Es wird nicht lange dauern, bis Mephos seine Macht auch hier entfaltet.“
In den verwinkelten Räumen der Nationalversammlung fanden sie schließlich einen geheimen Raum, der hinter einem versteckten Regal verborgen war. Der Raum war voller Manuskripte, die die wahren Beweggründe der Revolutionäre enthüllten – nicht nur gegen den König, sondern gegen ein viel tieferes Übel, das die Welt in den Abgrund ziehen wollte.
„Schaut euch das an“, sagte Lyra und reichte Solan ein vergilbtes Dokument, das eine Aufzeichnung über einen mystischen Orden enthielt, dessen Mitglieder die Fäden der Geschichte gezogen hatten. „Es gibt immer mehr, als wir verstehen.“
„Der wahre Plan“, murmelte Solan, „war nie der Sturz der Monarchie. Es geht um das, was nach der Revolution kommt.“
„Es geht um Kontrolle“, fügte Kai hinzu, als er ein Artefakt in den Händen hielt – ein schimmerndes Amulett, das der Geheimbund als Symbol seiner Macht trug. „Mephos hat schon damals seine Finger im Spiel. Aber das Artefakt könnte uns helfen, ihn zu entmachten.“
Die Dunkelheit war nicht nur auf den Straßen von Paris zu finden, sondern auch in den Herzen derer, die sich als die „Wächter der Freiheit“ betrachteten. Der Plan, die Revolution zu nutzen, war Mephos‘ perfide Strategie, um die Macht zu übernehmen. Doch sie waren da, um das zu verhindern.
Die Zeit der Kriege
Nach der Konfrontation in Paris führte die Reise der Gruppe sie weiter, tiefer in die Geschichte. Der Rauch der französischen Revolution war nur der erste Vorbote eines größeren Konflikts, der Europa in den folgenden Jahrhunderten erschüttern sollte. Der Plan, Mephos’ Einfluss in den entscheidenden Momenten der Geschichte zu zerschlagen, nahm sie mit in die Kriege des Mittelalters, in die Zeit der großen Schlachten.
„Azincourt“, sagte Solan, als sie das Schlachtfeld betraten, das von den Gräbern der gefallenen Ritter übersät war. „Eine der blutigsten Schlachten des Hundertjährigen Krieges. Und ein weiterer Moment, in dem Mephos seine Hand im Spiel hatte.“
„Die Geschichte erzählt uns von den Siegen und Niederlagen der Könige“, sagte Lyra nachdenklich, „aber was sie nicht zeigt, sind die Kräfte, die hinter den Kulissen wirken. Und wir müssen diese Kräfte entlarven.“
Die Landschaft war vernarbt, von den vielen Schlachten des Krieges gezeichnet. Der Boden war von Blut getränkt, die Luft von Eisen und Tod durchzogen. Doch die Gruppe wusste, dass sie hier eingreifen mussten. Sie mussten die Vergangenheit ändern, bevor der Wahnsinn der Kriege und die Dunkelheit, die von Mephos ausgeht, Europa endgültig verzehren konnte.
„Wenn wir diesen Moment ändern können, dann könnten wir den Lauf der Geschichte retten“, sagte Kai und sah sich die blutigen Spuren der Schlacht an.
„Aber wie?“, fragte Seraphine. „Der Kampf ist schon verloren. Die Geschichte hat sich bereits geformt.“
„Noch nicht“, sagte Solan. „Die Entscheidung liegt immer noch in unseren Händen. Der Ausgang ist nicht festgeschrieben. Wir haben die Macht, es zu ändern.“
Und so begannen sie, nicht nur gegen die Armeen der englischen und französischen Heere zu kämpfen, sondern gegen die dunklen Mächte, die in der Zeit verwoben waren. Doch das Schlachtfeld war nicht nur der Ort des Krieges, sondern auch der Ort, an dem sie tiefer in die Geschichte der Macht und der Geheimbünde eintauchten.
Der Piratenkapitän und das Vermächtnis der See
Ihre Reise führte sie schließlich zu den Meeren der neuen Welt, wo sie auf den berüchtigten Piratenkapitän Alfonso de la Cruz stießen, der sich als treuer Verbündeter entpuppte. „Die See hat ihre eigenen Regeln“, sagte er, als er die Gruppe zu einem geheimen Hafen führte, der nicht nur für Piraten, sondern auch für die verschwiegenen Mächte der Dunkelheit von Bedeutung war.
„Die Welt ist nicht nur von Landkriegen geprägt“, sagte Kai, als er die stürmische See betrachtete. „Es gibt eine andere Macht, die in den Tiefen verborgen liegt.“
„Mephos ist nicht nur ein Kriegsherr“, sagte Solan. „Er ist ein Herrscher über alle Elemente der Macht. Und die See ist ein Ort, den er gerne kontrollieren würde.“
Ihre Reise brachte sie schließlich in die epischen Schlachten der napoleonischen Kriege, wo der unbezwingbare Korsikaner Napoleon Bonaparte die Welt in Aufruhr versetzte. „Der wahre Feind“, sagte Seraphine, als sie auf das Schlachtfeld von Waterloo blickte, „ist nicht der Kaiser. Es ist die Dunkelheit, die von Mephos ausgeht.“
Die Zeit der Revolutionen und Kriege, von den blutigen Feldern des Hundertjährigen Krieges bis zu den Monumentalschlachten der napoleonischen Ära, war von einer dunklen Hand gelenkt. Die Gruppe kämpfte nicht nur gegen die Armeen, sondern auch gegen die Macht, die die Geschichte in ihren Fängen hielt.
„Die wahre Herausforderung liegt nicht in den Kriegen, sondern in den Geheimnissen der Geheimbünde“, sagte Solan. „Es gibt noch viel mehr, was wir nicht wissen.“
So reisten sie weiter, von einer Schlacht zur nächsten, von einem Moment der Geschichte zum nächsten. Doch während sie gegen Mephos’ Dunkelheit kämpften, wuchs ihre Entschlossenheit, den Ursprung seiner Macht zu finden und die Kontrolle über die Zeit zurückzuerobern. Die Schlachten der Geschichte waren nur der Anfang.