Du weißt alles besser, oder?

Du Weißt Alles Besser, Oder?
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Du weißt alles besser, oder?

Der Montagmorgen schlägt dir mit der Zärtlichkeit eines Presslufthammers entgegen. Du sitzt in einem Großraumbüro, das mehr Charme hat als ein leerer Parkplatz bei Regen. Dein Schreibtisch ist übersät mit Post-its, dein Laptop summt beruhigend vor sich hin, und irgendwo riecht es verdächtig nach altem Kaffee und Verzweiflung. Du bist gerade dabei, tief durchzuatmen – denn heute willst du endlich deine Präsentation perfektionieren – als ER auftaucht.

Da steht er. Der Kollege, den du nicht bestellt hast, aber trotzdem bekommen hast. Er trägt ein Hemd, das so gebügelt ist, dass es vermutlich schärfer als sein Verstand ist, und eine Designerbrille, die mehr „Ich weiß, wie es läuft“ schreit, als du jemals können wirst. Seine Schuhe glänzen wie frisch gewachster Parkettboden, und sein Lächeln hat den Charme eines Verkäufers, der dir eine unnötige Garantie andrehen will.

„Na, hast du die Präsentation für das Meeting fertig?“, fragt er, bevor du auch nur „Guten Morgen“ sagen kannst.

Du öffnest den Mund, um zu antworten, aber er hebt eine Hand – wie ein Verkehrspolizist, der den Stau deiner Gedanken anweist, stillzustehen. „Also, ich habe da mal ein paar Tipps für dich.“

Wie ein Expertenrat, den niemand wollte

Bevor du auch nur ein Wort herausbekommst, legt er los. Er spricht mit der Inbrunst eines TED-Talk-Redners, als hätte er gerade den Nobelpreis für „Das Erzählen von Offensichtlichem“ gewonnen. „Du solltest mehr Diagramme einbauen. Aber nicht diese langweiligen, die jeder macht. Nimm 3D-Diagramme! Und Animationen – das macht Eindruck!“

Du nickst langsam, während du dich innerlich fragst, ob du nicht besser dran wärst, wenn du auf diesem Stuhl einfach ohnmächtig wirst.

„Und das Design! Blau ist total out. Geh auf Pastelltöne, das ist modern. Ach, und am Ende: ein knackiges Fazit mit einer Call-to-Action! Weißt du überhaupt, was das ist?“ Er grinst, als hätte er dir gerade den Sinn des Lebens erklärt.

Deine Gedanken schreien: WARUM?!

Während er redet, wandert dein Blick aus dem Fenster. Draußen rauscht das Leben an dir vorbei – frei, ungebunden, ohne diese seltsame Mischung aus Arroganz und Überheblichkeit. Warum schreibt er keine eigene Präsentation, fragst du dich. Oder besser: eine Ratgeberkolumne, die keiner liest.

Du stellst dir vor, wie er in einem Café sitzt – nein, nicht irgendeinem Café, sondern einem hippen Co-Working-Space mit Bio-Matcha-Latte und WLAN, das nach Eitelkeit schmeckt. Da schreibt er an „50 Tipps, wie du Kollegen noch mehr zur Weißglut treiben kannst“. Kapitel 1: „Unaufgefordert Ratschläge geben.“

Du versuchst, höflich zu bleiben

„Danke für die Tipps“, murmelst du, während du dir vorstellst, wie du ihn in deinem Kopf in eine PowerPoint-Folie verwandelst und per Mausklick ausblendest.

Aber er ist noch nicht fertig. „Und denk dran: Immer das Publikum ansprechen! Die wollen sich abgeholt fühlen.“

Du fühlst dich abgeholt. Von einem Müllwagen.

Was wirklich zählt

Als er endlich verschwindet – und du fühlst dich, als hättest du gerade ein Level in einem besonders zähen Videospiel bestanden – atmest du tief durch. Dein Bildschirm flackert freundlich, als ob dein Laptop dich aufmuntern möchte: „Komm schon, wir schaffen das.“

Du denkst an deine Präsentation. Du weißt genau, was du willst: Klarheit, Präzision, und keine überflüssigen 3D-Diagramme. Und dann entscheidest du, es auf deine Weise zu machen. Nicht für ihn, sondern für dich.

Ein Abschluss mit Stil

Du hältst die Präsentation am Nachmittag. Sie ist schlicht, sie ist klar, und – Überraschung! – die Kollegen sind begeistert. Als der selbsternannte Ratgeber aufsteht, um etwas zu sagen, bist du schneller. „Danke für deine Tipps, die haben mir wirklich geholfen, das zu machen, was ich wollte.“

Er nickt, sichtlich stolz auf seinen Einfluss. Du lächelst. Niemand muss wissen, dass du seine Ideen sorgfältig ignoriert hast.

Ein Zitat zum Nachdenken

„Manchmal ist das Beste, was du tun kannst, nicht zuzuhören.“

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