Du bist der König der flachen Erfolge

Du Bist Der König Der Flachen Erfolge
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Du bist der König der flachen Erfolge

Ah, du. Der überragende Meister des Arbeitsalltags. Du, der den Kaffee in der Hand hält, das Smartphone fest im Griff, und das Gefühl hast, die Welt sei nur ein Schritt entfernt – wenn du dich endlich mal mit den richtigen Leuten unterhältst. Und du weißt, du hast es drauf, doch irgendwas fehlt. Etwas, das dir niemand so richtig bestätigen kann. Und dennoch – du bleibst dran, wie ein Bär, der auf dem Skateboard steht und einfach nicht vom Board abkommt. Ein Bild für die Götter.

Du hast schließlich deine „Erfolge“. Du hast sie in deinem Kopf, du hast sie auf LinkedIn und in deinen unzähligen Meetings. Du hast diese großartigen, nicht überprüfbaren Siege über die Welt. Es gibt da diese eine große Produktionsstätte, von der alle sprechen, aber niemand hat je den Produktionsbereich betreten, der wirklich beeindruckend ist. Der mysteriöse Ort, wo angeblich Innovationen entstehen, aber nie jemand genau erklären kann, was dort eigentlich passiert. Die heilige Halle der vagen Aussagen. Vielleicht hast du sogar ein paar Monate dort verbracht, einfach, um festzustellen, dass „Erfolg“ ein sehr dehnbarer Begriff ist.

In den Hallen dieses geheimen Produktionskomplexes herrscht ein Zustand der Entschlossenheit. Oder so tun alle zumindest. Die Leute tragen teure, aber gleichzeitig unglaublich unauffällige Anzüge – das heißt, sie könnten auch in einem flauschigen Bademantel stehen und niemand würde es merken. Du weißt, dass die Ausstrahlung zählt. Schließlich geht es nicht um die Fakten. Du erinnerst dich, als du das letzte Mal eine Beförderung erhalten hast. Die Worte, die dir aufgetragen wurden: „Wir sehen dein Engagement!“ Aber das war’s dann auch. Keine Zahlen, keine Erfolge, einfach nur die schimmernde Illusion des Erfolges. „Weiter so!“, rufen sie dir zu, während sie mit ihren Kaffeetassen in der Hand davonfliegen, als ob sie nie wirklich auf dich geachtet hätten.

In der Fabrik, in der du arbeitest, fühlt sich alles so unglaublich wichtig an, dass du fast vergisst, wie unklar alles ist. Der Produktionsbereich, in dem du dich befindest, ist ein riesiger Raum aus leuchtendem Licht und hochglanzpolierten Maschinen – aber was sie produzieren, ist eine wahre Mysterium. Du hast noch nie ein Endprodukt gesehen, das auf deiner Arbeit basierte, aber es wird dir versichert, dass es da draußen ist. An einem geheimen Ort, nur für die Eingeweihten. Hier bei uns im Büro wird es niemals klar, was wirklich zählt. Wir feiern die Mysterien und erheben sie in den Status von Meilensteinen, die für den Außenstehenden absolut nicht greifbar sind.

Und dann gibt es da noch die Gespräche, die du jeden Tag führen musst. Diese endlosen, sich wiederholenden Diskussionen über „Erfolge“, die keinen praktischen Wert haben. Wenn du das Wort „Erfolg“ jemals zu oft hörst, wirst du anfangen, daran zu zweifeln, ob es überhaupt noch etwas anderes als diese abstrakte Idee gibt. Es gibt keinen Moment, in dem du wirklich das Gefühl hast, dass etwas von Bedeutung ist. Es ist, als würde der Erfolg in einem Paralleluniversum existieren, in dem du nicht leben darfst. Der Erfolg ist für die Menschen, die nie Zweifel haben – und du, du bist ja ein realer Mensch, der sich diese Zweifel einfach nicht abgewöhnen kann.

Du gehst zur nächsten Besprechung. Der Raum ist so steril, wie ein Operationssaal – alles glänzt, doch du merkst, dass nichts wirklich lebendig ist. Du schaust dich um. Da sind sie alle: die Menschen, die in deinem Team arbeiten. Alle in ihren schnieken Hemden, die so perfekt gebügelt sind, dass sie fast unnatürlich wirken. Du sitzt an einem Tisch, der so gut wie immer der gleiche ist: weiß, glänzend und ohne echte Geschichten. Hier haben sich so viele Menschen gesetzt und doch hat niemand je wirklich etwas Bedeutendes erreicht. In deinen Gedanken überlegst du, ob das, was dir als Erfolg verkauft wird, einfach nur ein gut geöltes Theaterstück ist, in dem alle ihre Rollen spielen und niemand jemals die Handbremse zieht.

Und so gehst du weiter durch diesen Nebel der vagen Erfolge und vagen Visionen, um mehr davon zu bekommen. Du schreibst in deinem Lebenslauf Dinge wie „Verantwortung für den Erfolg der Projektumsetzung“, aber niemand fragt je nach konkreten Zahlen oder Fakten. Es ist ein Spiel aus Wortspielen, ein Tanz aus Versprechungen und einem Satz von Erfolgen, die sich nie wirklich materialisieren.

Bist du der Einzige, der das bemerkt? Wahrscheinlich nicht. Aber sei sicher: Hier spricht niemand darüber, weil du die „Floskel des Erfolges“ viel zu gut beherrschst. Und dann gibt es das „große Meeting“. Du weißt schon, das, in dem deine „Erfolge“ groß angekündigt werden. Jedes Wort scheint wie aus dem Mund eines geschulten Redners zu kommen, aber was bleibt am Ende übrig? Eine Reihe von Projektionen, von denen niemand so recht weiß, ob sie wirklich realisiert werden. Doch es reicht, dass alle nach vorne schauen und applaudieren. Du bleibst sitzen, genießt deinen Kaffee und fragst dich, ob du einfach der beste Schauspieler in diesem Theater bist.

Du möchtest also wissen, warum du immer noch da bist? Es ist einfach: Du hast gelernt, im Nebel zu navigieren. Du weißt, dass Erfolg nicht immer das ist, was er scheint, aber du wirst durchhalten, solange du kannst. Vielleicht eines Tages wirst du den Moment finden, in dem sich all diese vagen Erfolge zu einem wirklich greifbaren Erfolg zusammenfügen. Oder auch nicht. Das spielt jetzt keine Rolle mehr.

Wie auch immer, du bleibst ein Teil des Spiels. Ein ganz wichtiges Teil. Irgendwo da draußen gibt es etwas, was du noch nicht sehen kannst – vielleicht ein Produkt, das du nie bekommen wirst. Aber solange du weiterhin mitmachst, bleibt dir nur der wunderbare Gedanke: „Ich bin dabei. Und das ist auch schon genug.“

„Du bist der beste in der Kunst des Überlebens.“

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