Du betrittst das Büro an einem Montagmorgen. Es gibt keine Vögel, die zwitschern, keine Sonne, die den Raum in goldene Lichtstrahlen taucht. Nein, es regnet in Strömen, und der Himmel ist ein grauer Matsch aus Wolken. Und da ist er – dein Chef. Der, der dir das Gefühl gibt, dass du der personifizierte Albtraum des gesamten Unternehmens bist. Er sitzt da, in seinem überteuerten Anzug, als wäre der erste Fehler des Monats, der du natürlich bist, der einzige Fehler, den er bis Freitag noch korrigieren muss.
„Guten Morgen“, murmelst du, während du in der Tür stehst. Deine Stimme klingt wie der feuchte, dreckige Mopp, der in der Ecke des Besprechungsraums langsam vor sich hin schimmelt. Der Chef hebt nur kurz den Kopf und sieht dich an. Es ist, als würde er durch dich hindurch schauen, als ob er einen Fehler in seiner Matrix entdeckt hat. Keine Begrüßung, kein Lächeln, nichts. Du bist der Grund, warum er seine Kaffeetasse gerade so energisch dreht, dass sie fast explodiert. Und du weißt, dass er diese Woche nichts anderes tun wird, als darüber nachzudenken, wie er dich loswerden kann – oder wie er deinen Geist so zermürben kann, dass du freiwillig gehst.
Du erinnerst dich daran, dass du ihn vor zwei Wochen beim Kaffee gesehen hast, als er die gleiche Grimme-Maske trug. Aber heute ist alles intensiver. Du fragst dich, ob er auch von dir träumt, oder eher von der Kontrolle, die er über dich zu haben glaubt. Aber du weißt es besser – er würde niemals träumen. Träumen ist für Menschen, die etwas anderes im Leben haben als den Rest der Welt zu unterdrücken.
„Du hast die Präsentation für heute vorbereitet, ja?“ fragt er dann in einem Tonfall, der eher einer Anklage ähnelt. Ein leichtes Heben seiner Augenbraue, und du bist dir sicher, dass er das Geräusch deines Magenknurrens hört. Aber natürlich nicht, weil er nicht in der Lage ist, solche Nuancen wahrzunehmen.
„Ja…“ Du siehst in seine blassen Augen, die nicht einmal die geringste Spur von Mitgefühl zeigen. Dein „Ja“ klingt nicht mehr wie ein einfaches Wort, sondern eher wie das Bekenntnis eines Kriminellen vor dem Staatsanwalt. Warum auch immer du diese Präsentation heute Morgen noch nicht fertig hattest, in diesem Moment fühlt es sich an, als hättest du die größte Katastrophe des Jahrhunderts verursacht. Der Stempel „Entschuldigung, ich hab’s verkackt“ schwebt förmlich durch den Raum und du überlegst, ob du ihn einfach in die Luft werfen sollst, damit es endlich vorbei ist.
Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich deine Gedanken in den Abgrund stürzen können. Alles, was du dir wünschst, ist, dass dieser Montag ein schlechtes Märchen ist, aus dem du erwachst. Aber das ist er nicht. Das ist der wirkliche Horror, das wahre Büro-Kino. Und du, mein Freund, bist der Star.
Und was trägst du heute? Der Klassiker: Das Hemd, das gerade noch gut genug für den letzten Sommerurlaub war. Der graue Hosenanzug, der nie wirklich zu dir passte, aber im Büro irgendwie die Erwartungen erfüllt. Und dazu deine Lieblingsschuhe, die du vor Wochen aus dem Schrank gezogen hast, als du glaubtest, du würdest heute auf „alles wird gut“ setzen. Ha. Gute Idee. Aber du musst zugeben, dass sie ziemlich komfortabel sind. Leider nicht in der Lage, den Blick deines Chefs abzuwehren.
Doch du merkst schnell, dass deine Schuhe heute das kleinste Problem sind. Dein Chef starrt dich jetzt an, als ob er dich mit den bloßen Augen zermalmen könnte. Ein schleichendes Unbehagen breitet sich in deinem Magen aus, das nur von dem bitteren Kaffee, den du dir vor einer Stunde reingezogen hast, noch übertroffen wird. Deine Eingeweide spielen „die ständige Begleiter des Unsicherheitssyndroms“, während du versuchst, dich zu sammeln und ein halbwegs vernünftiges Wort herauszubringen.
„Ja, es tut mir leid. Ich hab’ es gestern nicht ganz geschafft…“, beginnst du, und hoffst, dass der Stempel wenigstens ansatzweise überzeugend wirkt.
Dein Chef schnaubt, als hätte er einen Geist aus den Tiefen der Hölle gesehen. „Was für eine Überraschung. Du schaffst es nicht, etwas so Einfaches wie eine Präsentation vorzubereiten. Und dann wunderst du dich, warum der Montag so grau und deprimierend ist. Warum? Weil du es einfach nicht schaffst. Dein Leben ist eine Kettenreaktion aus Missverständnissen und ungenutztem Potential.“
Er hat recht. Natürlich hat er das. Warum? Weil du in diesem Moment den gesamten Glanz von „gut genug“ verloren hast. Dein Ziel war es, „perfekt zu sein“. Und du hast versagt.
Doch in diesem Moment, als dein Blick zu Boden sinkt und du auf deinem Computerbildschirm versuchst, dich zu fangen, trifft dich eine Wahrheit. Du weißt es. Es ist keine Überraschung mehr. Es ist kein Versagen mehr. Du hast dich schlichtweg damit abgefunden, was du bist: Der Mensch, der in der Büro-Landschaft steht und den Montag nur überlebt, weil er zu erschöpft ist, um zu fliehen.
Aber dann passiert etwas, das du nicht erwartet hast. Dein Chef dreht sich plötzlich zu dir und sieht dich mit einem seltsamen Funkeln in den Augen an. Etwas hat sich verändert. In diesem Moment erkennst du, dass er die Kontrolle verloren hat. Ja, es ist wahr – er hat keinen Plan.
Der Raum ist still. Du fühlst, wie sich alles in dir dreht, als der Druck sinkt. Dein Chef blickt auf den Bildschirm, nimmt dann einen tiefen Atemzug und lässt eine unerwartete Bemerkung fallen: „Es ist nicht der Fehler, den du gemacht hast. Es ist der, den du nicht zugeben willst.“
Du starrst ihn an. Und plötzlich verstehst du. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm. Vielleicht wirst du doch noch deine Chance bekommen. Wer weiß? Vielleicht gibt es eine Wendung, von der du noch nie geträumt hast.
„Nehme die Fehler an, dann bist du frei.“
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