Die Stunde des ewigen Meetings

Lesedauer 3 Minuten

Die Stunde des ewigen Meetings

Oh, du befindest dich also wieder in einem dieser Meetings, in dem die Luft dick ist von Begriffen wie „Synergie“ und „Optimierung“. Du weißt genau, was jetzt kommt: Der Chef, der seine endlosen PowerPoint-Folien vorzeigt, als ob sie das heilige Gral der Teamarbeit wären. Natürlich sind diese Folien für ihn eine Offenbarung, für dich ein diplomatisch verpacktes Folterinstrument. Und obwohl du genau weißt, dass er „Synergie“ wie ein Zauberwort benutzt, das in einer Welt ohne Logik als Lösung für alle Probleme gilt, versuchst du tapfer, nicht einzuschlafen.

Du schaust dich um: Deine Kollegen haben sich in ihrer morgendlichen Gewohnheit in den Konferenzraum geschlichen – einige wie Geister aus der Kaffeeküche, andere mit einem gewissen „Ich-kämpfe-mit-dem-Morgen“-Blick. Da ist Sandra, die sich immer dann meldet, wenn das Wort „Wachstum“ fällt, als ob sie sich davon umgehend eine Steigerung ihrer sozialen Anerkennung verspricht. Ihr Outfit: das übliche Powerblazer-Ding, das sie selbstbewusst trägt, als würde sie nach dem Meeting auf den höchsten Business-Thron steigen. Doch du weißt: Sie sitzt dort nur, um zu nicken und hin und wieder „Mhm, das klingt nach einer spannenden Synergie!“ zu sagen.

Und da ist auch noch dein Kollege Kevin – der durch und durch ein wandelndes Meme ist. Du siehst ihn, wie er mit seinem halbleeren Kaffeebecher in der Hand sitzt und so tut, als wäre er tief in Gedanken, aber in Wahrheit plant er wahrscheinlich gerade, wie er die nächste Kaffeepause überleben wird, ohne sich noch tiefer in die sozialen Labyrinthe des Unternehmens zu verstricken. Kevin trägt das gleiche T-Shirt, das er „strategisch“ unter seinem blauen Anzug versteckt hat. Es hat die Worte „Ich spreche fließend Bullshit“ in großen, fetten Lettern aufgedruckt. Du vermutest, er meint es ironisch, aber du weißt es besser.

Das Meeting selbst könnte nicht absurder sein. Der Chef, ein Mann, der das Wort „Synergie“ inzwischen mit einer fast religiösen Hingabe verwendet, sieht aus, als hätte er gerade eine Vision empfangen. „Synergie und effektive Teamarbeit“, spricht er in einem Tonfall, der darauf abzielt, jede noch so kleine Unklarheit mit einem Hauch von Esoterik zu umhüllen. Und plötzlich erinnerst du dich an all die langen Tage, an denen du den „Magischen Synergie-Kreislauf“ in deinen eigenen Meetings zu einem geradezu mythologischen Konzept aufbaust, nur um am Ende festzustellen, dass du nicht einen einzigen praktischen Nutzen davon hattest.

Er lässt eine seiner berühmt-berüchtigten PowerPoint-Präsentationen durchlaufen. Jeder Folienwechsel ist ein neuer Moment der Entfaltung des kosmischen Plans. Es ist, als würdest du in einem Theaterstück sitzen, das keine Handlung hat und von einem Regisseur inszeniert wird, der das Konzept „Zeit“ nicht kennt. „Sehen Sie hier die wundervollen Synergie-Werte, die unser Team in dieser Woche erarbeitet hat“, sagt er und zeigt auf eine Folie, die vermutlich die heiligste der ganzen Präsentation darstellt – eine Tabelle mit Zahlen, die so viel Sinn ergeben wie ein verschollener Comic-Strip.

Und du? Du bist einfach da. Du sitzt da, atmest durch, während du versuchst, dir einen detaillierten Plan zu entwickeln, wie du diesem absurden Spiel der Business-Welt ein Ende setzen könntest. Vielleicht mit einem Flugzeugticket, das dich in eine weit entfernte Tropeninsel bringt, wo Meetings nur dazu dienen, Kokosnüsse zu knacken und nicht zu analysieren, wie „Synergie“ in einer Präsentation zu einem Produktivitäts-Booster wird.

Doch bevor du dich in Gedanken so weit verlierst, dass du das Meeting als einzige Möglichkeit siehst, deinen Verstand zu retten, wirst du zurückgerissen. Kevin schaltet das Mikrofon des Chefs aus, um ihm ein handgeschriebenes Notizbuch unter der Nase zu halten. Es ist der Moment, in dem du aufstehst, die Tür schließt und einfach losläufst. Du hast genug von dieser Endlosschleife, in der die ganze Welt nur darauf wartet, das nächste Meeting zu überleben. Und während du den Raum verlässt, weißt du eines sicher: In einer Welt der Synergien sind es die, die das Büro zuerst verlassen, die echten Gewinner.

„Arbeit ist wie ein Labyrinth – der Schlüssel liegt im Ausgang.“

Hat dir der Beitrag gefallen? Kommentiere und teile meine inspirierenden Beiträge über Erfolge, Sehnsüchte, Wünsche und Träume.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert