Der Witzbold in jedem Meeting

Der Witzbold In Jedem Meeting
Lesedauer 3 Minuten
Der Witzbold in jedem Meeting – Nichts wie Lachen

Ah, der Witzbold. Der Held der wöchentlichen Besprechung, der bei jedem Thema, bei jeder Zahl, bei jeder flimmernden Präsentationsfolie sofort seinen großen Moment sieht. Der Typ, der denkt, er sei die Mischung aus einem Comedy-Genie und einem fest installierten Motivationscoach, während alle anderen sich mental schon die nächste Tasse Kaffee herbeisehnen. Du kennst ihn. Ja, genau den. Der, der in jedem Meeting auf Knopfdruck einen Witz raushaut, der niemanden zum Lachen bringt – außer vielleicht den Putzroboter, der gerade mit einem höchst irritierten „BEEP BEEP“ einen Staubsaugerflunsch macht.

Du sitzt da, der Konferenzraum um dich herum fühlt sich an wie das Set einer schlechten Sitcom. Die grauen Wände, die schon vor Jahren die Bedeutung von „Farben“ verloren haben. Die Klimaanlage brummt wie ein abgehackter Beat, während der Witzbold in seinem Hemd mit aufgerollten Ärmeln – du weißt schon, das Business-Casual-Outfit, das ihm vorgaukelt, er sei der CEO – immer wieder „witzige“ Anekdoten abliefert. Diese Anekdoten, die sich nie, wirklich nie, in die richtige Richtung bewegen.

Er spricht über das letzte Wochenende, über ein misslungenes Grillfest oder das peinliche Missverständnis beim Bäcker, als er „ein frisches Stück Kuchen“ bestellte und stattdessen mit einer Torte in Form eines Einhorns nach Hause kam. Du zählst innerlich bis zehn, während der Raum um dich herum zunehmend enger wird. Du könntest schwören, dass sogar der LCD-Bildschirm des Beamers gerade angefangen hat, sich mit einer Drohgebärde zu verabschieden. Doch der Witzbold macht weiter.

„Na, Leute! Hat hier jemand Lust auf ein echtes Abenteuer?“ fragt er mit einem Grinsen, das jeden Comedian aus der späten 90er Jahre-Ära in den Ruhestand geschickt hätte. Du kannst den subtilen Blick der Kollegin bemerken, die sich im Stuhl verkriecht, als wolle sie in den Boden versinken. Ihr Blick bleibt an der Wand hängen, als würde sie sich wünschen, sie könnte einfach durch sie hindurchgehen. Aber der Witzbold, er ahnt nichts. Er glaubt, er hätte gerade eine Pointe rausgehauen, die die Welt retten könnte.

Und was tust du? Natürlich, du bist das Aushängeschild der Geduld. Das freundliche, verständnisvolle Nicken geht von dir aus, als würdest du gerade einem kleinen Kind beim Erlernen von Fahrradfahren zusehen. Du verstehst, der Witzbold, der arme Kerl, will nicht, dass seine Momente der größten „Kreativität“ in der Bedeutungslosigkeit versinken. Doch irgendwie fehlt ihm die Selbstwahrnehmung, die für ein glänzendes Comedy-Debüt notwendig wäre. Er sieht sich selbst als den kommenden „großen Stand-up-Star“ und lässt jeden Witz in die Luft platzen, als sei er der König des Humors, während der Raum gerade noch mit einem einzigen „Ach, du lieber Himmel“-Seufzen reagiert.

In diesem Moment fühlst du dich wie der Passagier auf einem gestrandeten Schiff mitten im Nirgendwo. Da ist dieser Gedanke, der sich immer wieder in deinen Kopf schleicht: „Kann ich wirklich weiter so tun, als ob ich nichts höre?“ Aber dann kommt der schlimmste Moment. Der große Showdown. Der Witzbold macht eine Pause, blickt in die Runde, und du weißt, was jetzt kommt. Jetzt will er „wissen, was ihr davon haltet“. Und du? Du bist der Einzige, der mit einem Lächeln von 60 Grad auf den Lippen das Gefühl der Erleichterung verspürt. Du ahnst, was nun passieren wird. Der Augenblick, in dem du mit einem höflichen „Sehr lustig, echt“ den Raum für die schlimmste der möglichen Reaktionen vorbereitest.

Aber dann ist es wieder passiert. Der Putzroboter, der sich mittlerweile schon fast als der einzige „intellektuelle Gesprächspartner“ dieses Meetings etabliert hat, fährt sich ein Stück weit in eine Ecke und schaltet ab, während der Witzbold weiter von „der besten Punchline der Geschichte“ spricht. Der Witz, von dem du wünschst, er würde nie ausgesprochen worden sein. Die Zeilen der Verzweiflung spiegeln sich auf der Gesichtsmaske eines anderen Kollegen wider, der gerade so tut, als sei er mit den wichtigen Mails seines Lebens beschäftigt. Du hast es gewusst. Und du hättest es trotzdem nicht verhindern können.

Es ist dieser Moment, in dem du die Befürchtung entwickelst, dass der Witzbold sein wahres Ziel nie erreichen wird: die Bühne von „Comedy Central“. Aber es gibt noch diese eine, ungesagte Wahrheit – und du bist der einzige, der es bemerkt. Niemand traut sich, es zu sagen. Keiner, auch du nicht. Warum? Weil es einfach zu hart wäre, ihm die Realität ins Gesicht zu schmettern.

Es ist, als würde der Witzbold in einem Paralleluniversum leben, wo Lachen und Höflichkeit dasselbe sind. Der Rest der Gruppe – du eingeschlossen – sind alles Statisten in seiner kleinen, nie enden wollenden Show. Doch keiner möchte die Ketten dieser höflichen Farce sprengen, aus Angst, der nächste, der sich das traut, wird als Humorpolizei abgestempelt.

„Schade“, denkst du, „der Witzbold könnte wirklich etwas anderes machen. Vielleicht ein Stand-up-Comedian bei einem imaginären Comedy-Festival in einer weit entfernten Galaxie.“ Aber auch da – du weißt es schon – wäre die einzige Zuschauerin die Putzmaschine.

Und so bleibt alles beim Alten. Der Witzbold erzählt seine Geschichten. Du hörst zu, noch einmal. Und ein weiteres Mal wird das einzige echte Lachen von der Putzmaschine kommen, die jetzt ein weiteres Stück „Lustigkeit“ in der Besprechung verarbeitet.

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