Der Phantom-Chef: Plötzlich Da, Schon Da!
Stell dir vor, du sitzt gemütlich in deinem Büro. Vielleicht ist es der Moment, in dem du deine neuesten E-Mails checkst oder das letzte Stück deines Supermarkt-Käsekuchens genießt, das du heimlich auf deinem Schreibtisch versteckst. Es gibt keinen Stress, keine Hektik, nur du und die absolute Ruhe des Büros – zumindest dachten wir das. Denn dann passiert es.
Plötzlich ist er da. Dein Chef. Der, der immer dann unsichtbar scheint, wenn du tatsächlich auf seine Anwesenheit angewiesen bist, um deine Leistung zu steigern. Der, der sich in den letzten Wochen in der geheimen Zone des „Ich-hab’ nichts-mit-der-Situation-zu-tun“ aufgehalten hat, taucht aus dem Nichts auf. Ein Ghost. Ein Phantom. Und das nicht etwa mit einem „Guten Morgen“, sondern mit einer Aura, die ihn so wirken lässt, als wäre er gerade aus einem Raumschiff abgestiegen, um dir einen Vortrag über das kolossale Thema der Präsenz zu halten.
Du hast ihn im Fahrstuhl nicht bemerkt. Wer auch immer schon beim zweiten Stock den Kopf in den Nacken legt und mit so viel Ernsthaftigkeit das Emoji „🐉“ über sein Handy tippt, der kann unmöglich der CEO sein, oder? Aber Überraschung, dieser fast schon furchteinflößende Typ in der teuren Maßanzug-Kombination von „Ich-bin-hier-um-dich-zu-beobachten“ dreht sich dann plötzlich zu dir und sagt: „Du weißt ja, wie wichtig es ist, sich sichtbar zu zeigen, oder?“
Du schaust zu ihm hoch, als wärst du gerade in die Rolle des Überlebenden eines Meteoritenregens gestürzt. Woher kam er? Wie lange stand er schon da? Und was ist mit der Luftfeuchtigkeit im Büro passiert, dass sie so plötzlich so schwer und dick wird, dass man sie schneiden könnte? Du kannst deinen Blick nur schwer von der unscheinbaren Papiertüte auf deinem Schreibtisch lösen, in der du soeben deine neueste Portion Mittagspause vergraben hast, als ob sie der heilige Gral der Produktivität wäre.
„Ja, Herr… äh… Chef. Natürlich. Ich bin gerade total präsent“, stammelst du, während du dir wünschst, die Bodenfliesen wären weich wie Gummi und du könntest einfach in den Boden sinken. Aber Moment, der Vortrag beginnt.
Er steht da. Wie ein monumentales Denkmal der Unternehmensführung. Ein Hoch auf die sichtbare Führung! Und was für eine Erläuterung! „Man muss es den Leuten zeigen, weißt du? Präsenz ist alles. Wenn du nicht präsent bist, verlierst du die Kontrolle, das Vertrauen. Die Leute müssen sehen, dass du da bist, dass du sie führst. Du musst das Team ermutigen, auch in deiner Abwesenheit weiterzumachen. Die Sichtbarkeit ist der Schlüssel.“
Okay, okay. Du hast noch nie etwas so Übertriebenes gehört. Er steht da, so ernst, dass seine Stirn fast schon zu einem permanenten Faltenmuster in Form von „Ich-nehme-das-Leben-zu-schwer“ geworden ist. Du beobachtest, wie er das Wort „sichtbar“ betont, als wäre es der einzige Weg zur Erleuchtung, und denkst dir, dass er wahrscheinlich die ganze Zeit über in der Mittagspause irgendwo im Korridor rumgegeistert ist, um dir nachträglich die moralische „Klarheit“ über Führung zu geben.
Der Vorteil? Du bist nun offiziell in einem Meeting, das nie stattfinden sollte – kein Tisch, keine Notizen, keine Powerpoint-Präsentation. Einfach nur sein „unsichtbarer Charme“ und du, die arme Seele, die nichts anderes tun kann, als mit starrer Miene und bedauerndem Blick zuzuhören, während er in die Richtung der Fensterdecke schaut, als würde er über die Zukunft von Zoom-Meetings sprechen.
Die Zeit zieht sich hin. Der Vortrag dauert länger als jeder mit selbstgemachten Powerpoint-Slides, und trotzdem bekommst du keine Ahnung, was genau der Plan ist, außer dass du fortan über „sichtbare Präsenz“ nachdenken sollst. Als würdest du bei der nächsten Besprechung auf einem Podest stehen, mit einer Lampe über dir, die dir eine Aura der ewigen Erleuchtung verleiht. Die anderen Teammitglieder? Alle arbeiten wie gewohnt an ihren Aufgaben. Die sichtbare Führung geht bei allen anderen nach wie vor einfach durch den Luftraum ohne einen „spürbaren“ Unterschied.
Als der Vortrag zu Ende geht, bist du froh, dass es vorbei ist. Dein Chef nickt, als hätte er gerade das komplette Unternehmensmotto revolutioniert. Du hingegen schüttelst innerlich den Kopf und fühlst dich mehr wie eine lebendige Statue, die bloß dafür da ist, zuzuhören und zu nicken. Später denkst du darüber nach: Was genau hat dir diese Begegnung gebracht? Die Erkenntnis, dass du vielleicht doch weniger sichtbar warst als gewünscht? Oder vielleicht einfach nur die Erinnerung daran, dass dein Chef wieder mal da ist, um dir zu zeigen, dass es eine Kunst ist, unsichtbar zu sein?
Die Pointe: Präsenz kann dir helfen, in den Fokus zu rücken. Aber ob das wirklich immer notwendig ist – und ob dein Chef nicht in Wahrheit einfach seine Mittagspause mit einem Vortrag veredeln wollte – bleibt unklar. Du bist einfach froh, dass du überlebt hast.
„Wahre Führung kommt nicht aus der Sichtbarkeit, sondern aus der Wirkung, die du hinterlässt.“
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