Der Kaffeepausen-König in Aktion

Der Kaffeepausen König In Aktion
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Der Kaffeepausen-König in Aktion

Du sitzt in deinem Großraumbüro, das eher an ein steriles Raumschiff als an einen gemütlichen Arbeitsplatz erinnert. Die Neonröhren summen leise, der Teppichboden hat mehr Kaffeeflecken als ein schlecht geführtes Café, und irgendwo klimpert jemand mit der Tastatur, als wolle er ein Konzert geben. Deine To-Do-Liste ist lang genug, um als Roman durchzugehen, und du fragst dich gerade, wie du es schaffst, ohne Kaffee das Tageslicht zu überleben.

Dann siehst du ihn. Oder besser gesagt: Du bemerkst seine Abwesenheit. Der „Kollegiale Stiller“. Dieser eine Kollege, der wie ein Ninja durch den Arbeitsalltag gleitet. Sein Motto? „Wenn ich so tue, als wäre ich beschäftigt, werde ich es vielleicht irgendwann wirklich sein.“

Die Tarnung des Meisters

Seine Kleidung ist immer casual, aber mit Bedacht gewählt: ein schwarzer Hoodie, der aussieht, als sei er direkt von einem Tech-Milliardär geliehen, dazu Jeans und Sneakers, die eindeutig schon bessere Tage gesehen haben. Sein Gesicht? Perfekt neutral. Kein Lächeln, kein Stirnrunzeln – einfach ein menschlicher Bildschirmschoner.

Du kannst dir genau vorstellen, was in seinem Kopf vorgeht, wenn er dir begegnet: „Okay, sieh beschäftigt aus. Schau intensiv auf dein Handy. Nein, nicht zu intensiv, das könnte verdächtig wirken. Ja, genau so – der perfekte Winkel zwischen Desinteresse und Produktivität.“

Die Büroflucht als Kunstform

Während du dich gerade fragst, wie du bis zur Mittagspause überlebst, ist er längst verschwunden. Du weißt nicht wie, du weißt nicht warum, aber er hat sich dem Staubsauger des Arbeitsalltags entzogen. Vielleicht sitzt er im stillen Konferenzraum, wo niemand nach ihm sucht. Vielleicht hat er sich auch im Pausenraum verschanzt, wo er die Kaffeemaschine hypnotisiert.

Und dann, in einem Moment völliger Selbstlosigkeit, taucht er plötzlich wieder auf – mit einem Grinsen im Gesicht und einem Satz, der dich direkt aus deinem Flow reißt: „Wie wär’s mit einer Kaffeepause?“

Das Mysterium seiner Produktivität

Natürlich weißt du, dass seine eigentliche Produktivität darin besteht, produktiv auszusehen, ohne es wirklich zu sein. Wenn du ihn fragst, was er den ganzen Vormittag gemacht hat, bekommst du eine Antwort, die so vage ist, dass sie direkt aus einem Management-Seminar stammen könnte: „Ich habe mich um die strategische Optimierung unserer Prozesse gekümmert.“

Du nickst, obwohl du genau weißt, dass „strategische Optimierung“ in seinem Fall bedeutet, dass er 45 Minuten lang im Internet nach den besten Cappuccino-Rezepten gesucht hat.

Dein innerer Monolog eskaliert

Du überlegst, ob du ihn darauf ansprechen sollst. Vielleicht etwas Sarkastisches wie: „Hast du im Pausenraum ein neues Start-up gegründet, oder war das nur ein weiteres Prokrastinationsprojekt?“ Aber du lässt es bleiben. Warum? Weil du weißt, dass er sowieso eine Antwort parat hat, die so charmant ist, dass du dich selbst wie der Bösewicht fühlst.

Stattdessen wendest du dich wieder deinem Bildschirm zu und gibst deinem inneren Monolog die volle Freiheit: „Vielleicht sollte ich auch einfach verschwinden. Einfach so. Ich meine, wenn er es kann, warum nicht ich? Aber nein, ich habe einen Job zu erledigen. Ein verdammter Held des Büros bin ich, der die Stellung hält, während andere die Kunst des Nichtstuns perfektionieren.“

Der Twist: Du bist der Nächste

Doch dann passiert es. Nach der dritten Kaffeepause und der vierten „kreativen Auszeit“ seines Tages merkst du plötzlich, wie seine Philosophie in dein eigenes Bewusstsein sickert. Vielleicht hat er recht? Vielleicht geht es gar nicht darum, wie viel man arbeitet, sondern wie man es verkauft.

Du blickst auf deinen Kalender, auf dem sich die Termine wie eine Horde aufgebrachter Waschbären drängen, und fasst einen mutigen Entschluss: „Wenn er es kann, kann ich es auch.“

Du ziehst deinen Laptop zu, schnappst dir deinen Kaffee und verschwindest im gleichen Ninja-Stil wie er. Wo du hingehst? Keine Ahnung. Aber eins ist sicher: Du wirst nicht arbeiten.

„Es ist nicht wichtig, wie beschäftigt du bist, sondern wie beschäftigt du aussiehst.“

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