Der Chef – Kapitän des sinkenden Schiffs

Der Chef – Kapitän Des Sinkenden Schiffs
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Der Chef – Kapitän des sinkenden Schiffs

Du betrittst das Konferenzzimmer, der Duft von frisch gemahlenem Kaffee mischt sich mit dem leichten Aroma von Verzweiflung, das in der Luft hängt. Die Stühle sind leer, alle warten, doch du weißt: Der wahre Höhepunkt dieses unvergesslichen Meetings wird der Moment sein, in dem der Chef mit einer Tasse Kaffee bewaffnet den Raum betritt. In seiner Hand ist der Becher das einzige, was ihm die Illusion gibt, alles unter Kontrolle zu haben. Ein lebender Beweis dafür, dass selbst ein sinkendes Schiff noch Kapitäne hat – und dieser Kapitän heißt Kaffee.

Die Tür schwingt auf, und da ist er: Der Chef. Du erkennst ihn sofort an seiner üblichen Montur – der grauen Krawatte, die er nie ohne Grund trägt, auch wenn niemand weiß, was sie symbolisieren soll. Vielleicht ist es ein geheimes Erkennungszeichen der Krise, die gerade vor der Tür steht. Vielleicht ist es die letzte Bastion der Hoffnung in einer Welt voller Deadlines und E-Mails, die ihn niemals in Ruhe lassen. Man könnte fast meinen, er habe den Kaffee als Überlebensmittel erfunden, aber hey, was weiß man schon?

Er betritt das Zimmer, als wäre er der einzige Mensch auf einem gigantischen Ozean der Desillusion. Der Blick auf seinem Gesicht? Ein faszinierender Mix aus Optimismus und Verzweiflung – wie der Kapitän eines Schiffs, das schon die Hälfte der Planken verloren hat, aber immer noch mit erhobenem Kopf steuert. Er stellt sich vor den Tisch, hebt die Tasse, als wäre sie der Heilige Gral der Bürokratie. In seinem Gesicht liegt ein unverschämtes Maß an Zuversicht, das den Rest von uns, der ertrinkenden Besatzung, gleichzeitig beruhigt und verstört. Und während er den ersten Schluck nimmt, fragt sich jeder im Raum heimlich, ob der Kaffee ihm tatsächlich noch die nötige Kraft gibt, den Kurs zu halten, oder ob er einfach versucht, den bitteren Geschmack der Realität zu übertünchen.

Der Raum ist stickig, ein bisschen zu warm, und der Beamer an der Wand tut so, als wäre er noch nie mit dem Projektor verbunden gewesen. Der Tisch ist mit Papierstapeln bedeckt, die an Schlachtfelder erinnern. Überall Notizen, Memos, und Excel-Tabellen, die wahrscheinlich eher dazu da sind, den Verstand zu verwirren, als irgendetwas Sinnvolles zu bezeugen. Aber das ist egal, denn heute ist der Tag, an dem der Chef uns zeigen wird, wie man das Unmögliche möglich macht. Und das alles mit einer Tasse Kaffee.

„Guten Morgen“, sagt er, als ob der Weltfrieden gerade durch diese zwei Worte besiegelt wird. Wir nicken stumm, wobei jeder von uns hofft, dass er nicht gleich das nächste Projekt von uns fordert. Er setzt sich, stellt die Tasse auf den Tisch – als wäre sie der wertvollste Besitz im Raum. Der Blick fällt auf uns, und plötzlich bist du dir nicht mehr sicher, ob er die ganze Zeit über einen genauen Plan hatte oder ob er gerade den ersten Schluck genommen hat, um sich selbst zu beruhigen.

„Also, Leute“, sagt er, „wir haben heute eine Menge zu besprechen. Aber bevor wir loslegen, lasst uns die nächste Woche mal richtig rocken, okay?“

Du hast keine Ahnung, wie das funktionieren soll, aber du nickst trotzdem. Vielleicht hat der Kaffee auch dir gerade eine Portion Zuversicht eingeflößt, oder vielleicht ist es einfach der schlichte Wunsch, nicht als der Einzige dazustehen, der das sinkende Schiff verlassen möchte. Aber wer kann schon widerstehen, wenn der Chef so entschlossen aussieht? Vielleicht ist der Kaffee der einzige Grund, warum er überhaupt noch in der Lage ist, diese Dinge zu sagen. Die Tasse in seiner Hand wird zu einem Symbol für den unerschütterlichen Glauben, dass alles gut gehen wird. Jedenfalls für ihn.

„Ich weiß, die letzten Monate waren nicht einfach“, fährt er fort, während er mit einer Hand die Tasse schwenkt, als wolle er sie wie einen Zauberstab schwingen. „Aber wir sind ein Team. Wir steuern diesen Laden wie ein Kapitän sein Schiff. Manchmal müssen wir einfach das Steuer festhalten und durch die Stürme segeln.“

Du schaust ihm zu und kannst dir nicht helfen – irgendwie stellt sich der Vergleich von Kapitän und sinkendem Schiff plötzlich gar nicht so abwegig an. Der Kurs, den er uns zeigt, wirkt mehr wie ein Radfahren ohne Bremsen den steilen Abhang hinunter. Aber hey, wer kann schon einen Kapitän in Frage stellen, der so offensichtlich das Steuer nicht loslassen will, nicht wahr?

Und dann kommt der Moment, in dem der Chef plötzlich eine Präsentation auf den Bildschirm wirft. Der Übergang von der Metapher zur Realität ist rasant. Wahrscheinlich hat er eine der schlechtesten PowerPoint-Präsentationen aller Zeiten vorbereitet. Aber auch das spielt keine Rolle. Denn während der Rest von uns wie angespannte Kaninchen auf die Folien starrt, tut der Chef, was er am besten kann: Er redet. Und redet. Und redet.

„Wir müssen Innovationen vorantreiben“, sagt er und sieht dabei aus, als würde er uns den Mars verkaufen wollen. „Das bedeutet, dass wir neue Wege finden müssen, kreativ zu sein, flexibel und vor allem: unvermeidlich erfolgreich!“

Die Worte hallen durch den Raum. Du kannst fast hören, wie das Wort „unvermeidlich“ durch die Luft schwingt, begleitet von einer Melodie der verzweifelten Hoffnung. Du fragst dich, ob es wirklich funktioniert, diese Selbstgespräche zu führen. Der Kaffee, der dem Chef wohl immer noch den nötigen Schwung gibt, ist jetzt fast leer. Was bleibt, ist das unerschütterliche Vertrauen in den einen Plan, den er, der Kapitän des gesunkenen Schiffes, uns noch anbieten kann.

„Das wird ein tolles Jahr für uns“, sagt er mit einem entschlossenen Nicken. „Also, lasst uns das tun.“

Jeder von uns starrt auf den Bildschirm, starrt auf ihn und fragt sich, ob wir diese Fahrt mit ihm überleben. Du seufzt. Vielleicht gibt es einen Grund, warum die Menschen auf Schiffen immer so viel Kaffee trinken.

Am Ende der Besprechung bleibt dir nur eines im Kopf: Er hat es tatsächlich geschafft, alle in den Glauben zu versetzen, dass der Sturm an uns vorüberzieht. Und der Kaffee? Der bleibt als einzige Erinnerung an die selige Zeit, bevor der Realitätsschock durchbrach.

Vielleicht ist der Kaffee doch das einzige Überlebensgerät, das wir wirklich brauchen.

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