„Du, der König der Teebeutelkrisen“
Du sitzt an deinem Schreibtisch, umgeben von einem Chaos aus Post-its, Notizen und diesen ominösen Memos, die sich wie mutierte Papier-Ameisen über deine Tastatur ausbreiten. Dein Laptop summt leise, während das Büro leise brummt. Ein Montag. Natürlich Montag. Die Luft riecht nach billigem Kaffee und ambitionierten Excel-Tabellen. Du trägst dein übliches Outfit: Jeans, ein unauffälliges Hemd, das irgendwie knittrig bleibt, egal wie oft du es bügelsicher wäscht, und Sneakers, die schon bessere Tage gesehen haben. Alles ist normal – bis er auftaucht.
Er trägt ein perfekt gebügeltes Hemd, das in der Farbpalette irgendwo zwischen „Eisgrau“ und „Todesnebel“ liegt. Seine Krawatte, makellos symmetrisch, signalisiert, dass dieser Mann selbst für den Weltuntergang einen minutiösen Plan hätte. Sein Gesicht ist glatt, wie frisch aus einem „Wie-werde-ich-ein-erfolgreicher-Büromensch“-Katalog, aber seine Augen? Diese Augen brennen vor missionarischem Eifer. Du weißt schon, was kommt.
„Sag mal“, beginnt er, während er sich theatralisch auf deinem Schreibtisch abstützt, „hast du die neuen Memos zu den Büroabläufen gelesen?“ Seine Stimme klingt wie eine Mischung aus einem Nachrichtensprecher und einem Yogalehrer, der dringend will, dass du dein Leben überdenkst.
Du seufzt innerlich. Natürlich hast du sie gelesen – oder zumindest so getan, als würdest du sie lesen. Du erinnerst dich dunkel an Wörter wie „Effizienzsteigerung“ und „strategisches Tee-Management“, bevor du das Dokument in die digitale Mülltonne geworfen hast. Doch statt ihm das zu sagen, drehst du dich langsam zu ihm um, mit einem Gesichtsausdruck, der irgendwo zwischen genervter Resignation und „Bitte lass mich einfach sterben“ liegt.
„Ja, klar“, sagst du mit einem übertrieben süßen Lächeln, „ich habe sie auf meinem Post-it-Zettel vergessen, um nicht jeden Tag an den Tod meiner letzten Hirnzellen erinnert zu werden.“
Er ignoriert deinen Sarkasmus völlig. Natürlich tut er das. Leute wie er haben ein Talent dafür, Ironie wie eine Wolke aus billigen Parfüm zu ignorieren – penetrant und allgegenwärtig.
„Super“, sagt er, als ob du ihm gerade ein Weihnachtsgeschenk gemacht hättest. „Dann weißt du ja, dass wir ab jetzt Teebeutel nur noch linksdrehend umrühren, um die Ziehzeit zu optimieren. Es ist ein entscheidender Teil unserer neuen Effizienzstrategie.“
Du starrst ihn an. Einen Moment lang fragst du dich, ob du in einem kafkaesken Albtraum gelandet bist. Doch nein, das ist Realität. Willkommen im Büroalltag, wo selbst die unschuldige Kunst des Teetrinkens in eine militärische Operation verwandelt wird.
Die Büroküche, die normalerweise dein heiliger Zufluchtsort ist, wirkt plötzlich wie eine Arena. Die Mikrowelle piepst monoton, während der Kühlschrank ein tiefes, resigniertes Brummen von sich gibt. Du greifst nach deinem Becher, diesem treuen Gefährten mit der Aufschrift „Ich arbeite nur für Kaffee“, und stellst fest, dass dein Kollege dir gefolgt ist.
„Weißt du“, sagt er, während er seinen eigenen Becher mit akribischer Präzision abspült, „es sind die kleinen Dinge, die den Unterschied machen. Kleine Veränderungen, große Wirkung.“
Du betrachtest ihn aus den Augenwinkeln. Seine Krawatte hängt jetzt etwas schief, und du fragst dich kurz, ob das der Anfang eines Nervenzusammenbruchs ist oder ob er einfach nur Menschlichkeit simuliert.
„Ja, klar“, murmelst du, während du den Wasserkocher befüllst. „So wie der Unterschied zwischen einem guten Tag und einem Tag, an dem ich dir versehentlich meinen Kaffeebecher über den Kopf schütte.“
Er lacht. Ein echtes, volles Lachen, das dich kurz überrascht. Vielleicht ist er doch ein Mensch. Oder vielleicht hat er einfach nicht verstanden, dass du es ernst meinst.
Zurück an deinem Schreibtisch fühlst du dich wie ein Soldat, der aus dem Krieg kommt. Du schaust dich um. Die anderen Kollegen wirken genauso ausgelaugt wie du. Da ist Tina, die IT-Spezialistin, die seit Stunden auf ihren Bildschirm starrt, als würde sie versuchen, das Geheimnis des Lebens in einem Software-Update zu finden. Oder Markus, der Junior-Account-Manager, dessen Gesichtsausdruck wie ein verzweifeltes Emoji aussieht.
Doch dann bemerkst du es. Ein winziger Zettel auf deinem Schreibtisch. Nicht von deinem alles-ist-wichtig-Kollegen. Nein, dieser Zettel ist ein Überbleibsel eines kreativen, menschlichen Moments. Darauf steht: „Komm heute Abend in die Bar, wir trinken auf die Bürokratie. Bring Humor mit.“
Und plötzlich weißt du, dass es noch Hoffnung gibt.
Fazit: Auch die nervigsten Kollegen können dir etwas beibringen: Geduld, Sarkasmus und die Kunst, mit kleinen Dingen Großes zu bewirken – wie zum Beispiel deinen Teebeutel einfach mal rechtsdrehend umzurühren.
Zitate zum Mitnehmen: „Das Leben ist zu kurz für linksgedrehte Teebeutel.“