Dein neuer Look? Du kennst dich nicht mehr!
Du sitzt auf diesem riesigen Drehstuhl, eingewickelt in einen schwarzen Umhang, als wärst du ein frisch ausgelieferter Zauberlehrling, bereit für dein nächstes großes Abenteuer. Der Duft von Haarspray und leicht verbrannten Haarspitzen füllt die Luft – eine Mischung aus Hoffnung und Angst. Dein Blick wandert durch den Salon: Da ist die ältere Dame mit der pinken Dauerwelle, die aussieht, als hätte sie gerade in eine Steckdose gefasst. Neben ihr ein Mann, dessen neue Frisur mehr Löcher hat als ein Schweizer Käse. Die Vorzeichen stehen schlecht.
Doch du bist optimistisch. Schließlich hast du nur vier Worte gesagt: „Nur die Spitzen, bitte.“ Eine einfache, klare Anweisung. Ein Satz, den jedes Kind verstehen würde. Selbst der Kassierer im Supermarkt, der jedes Mal fragt, ob du Punkte sammelst, hätte es kapiert. Aber nicht dein Friseur.
Mit einer unheilvollen Eleganz hebt er die Schere. „Vertrau mir“, sagt er. Und genau in diesem Moment weißt du: Es gibt keinen Weg zurück.
Phase 1: Das große Schneiden
Die ersten Strähnen fallen. Ein harmloser Anfang. Du atmest durch. Doch dann – ZACK! – ein ganzer Büschel segelt zu Boden. Du schluckst. Dein Herzschlag verdoppelt sich. „Äh… das sind aber mehr als nur die Spitzen“, murmelst du. „Ach Quatsch, das war eh kaputt!“ entgegnet er fröhlich, während er mit der Schere wedelt wie ein hyperaktiver Gärtner im Rosenkrieg.
Dein Blick trifft dein Spiegelbild. Du schwörst, du kannst sehen, wie ein Teil deiner Seele langsam aus deinem Körper entweicht.
Phase 2: Die bittere Erkenntnis
Du willst eingreifen, doch deine Haare haben jetzt ihr eigenes Schicksal. Immer kürzer, immer asymmetrischer. Irgendwann gibt dein Friseur ein zufriedenes „Perfekt!“ von sich und du weißt, dass nichts mehr perfekt sein wird. Nicht heute. Nicht in dieser Realität.
Er dreht dich zum Spiegel. Dein Gehirn braucht eine Sekunde, um zu verstehen, was es sieht. Die Frisur schreit „modisch gewagt“, dein Gesicht jedoch „innerlich am Sterben“. Der Friseur klatscht begeistert in die Hände. „Das sieht doch toll aus! So viel frischer, jünger!“ Frischer? Jünger? Du siehst aus, als hättest du gerade eine Wildschweinjagd im Windkanal verloren.
Phase 3: Akzeptanz und Identitätswechsel
Die Wahrheit setzt sich langsam in deinem Kopf fest: Du hast keine Frisur mehr – du hast jetzt eine neue Persönlichkeit. Dein Name ist nicht mehr Anna oder Max. Du bist jetzt Pablo, der exzentrische Kunststudent aus Madrid, oder Olga, die rebellische Motorradfahrerin aus Sibirien. Die Rückkehr in dein altes Leben? Unmöglich.
Beim Bezahlen klatscht dir dein Friseur noch einen Haufen Wachs ins Haar. „Musst du nur ein bisschen zupfen, dann sieht’s super aus!“ sagt er. Du nickst mechanisch, zahlst und verlässt den Salon mit dem Gang eines Kriegsheimkehrers.
Phase 4: Die sozialen Konsequenzen
Zu Hause angekommen, folgt der ultimative Test: Dein Partner. Der Blick auf dein neues Ich löst einen abrupten Gesichtsausdrucks-Wechsel aus, irgendwo zwischen „Hab ich was Falsches gesagt?“ und „Soll ich die Scheidungspapiere holen?“ Dein Hund bellt dich an, als seist du ein Einbrecher. Dein Spiegelbild lacht dich aus.
Am nächsten Tag kommst du ins Büro. „Oh wow, neue Frisur?“ fragt eine Kollegin. Der Tonfall sagt: „Was ist dir passiert, soll ich helfen?“ Du lügst. „Ja, genau so wollte ich es haben!“ Und innerlich weißt du: Irgendwann wachsen sie nach. Vielleicht. Hoffentlich.
Fazit: „Nur die Spitzen, bitte“ ist kein Satz. Es ist ein Hilferuf, der niemals erhört wird.
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