Es gibt Dinge im Leben, die man immer wieder verschiebt, bis sie zum Monument des Scheiterns werden. Du kennst diese Dinge, oder? Du hast sie in deiner Liste der „dinge-ich-morgen-erledige“ ganz oben stehen, und jedes Mal, wenn du drauf schaust, stellst du fest, dass sie noch genauso da sind wie gestern. Aber heute… Oh, heute wird alles anders! Oder auch nicht. Denn du bist der unbestrittene König oder die unangefochtene Königin der Dauerbaustellen. Und hey, wer sind wir, uns selbst zu widersprechen? Heute fangen wir an, den Berg zu versetzen – morgen.
Der Plan, der keiner war
Du gehst den Plan durch, den du mal vor Jahren erstellt hast, als du glaubtest, du würdest ein unglaublich produktiver Mensch werden. Vielleicht war es, als du noch in deiner Hochphase der „Neujahrsvorsätze“ warst. Du hast dir vorgenommen, den Keller auszumisten, die Wände zu streichen, das Badezimmer zu renovieren, vielleicht sogar ein ganzes Gebäude zu errichten – du warst voller Elan. Du hast die ersten Schritte gemacht, naja, einige von ihnen. Vielleicht hast du das Werkzeug einmal aus der Ecke geholt und es mit einem Kopfschütteln in die Hand genommen, als du daran erinnert wurdest, dass du nicht weißt, wie man einen Hammer richtig hält. Aber keine Sorge! Das wird kein Hindernis. Schließlich gibt es immer Google, der beste Freund des Mannes (nicht, dass du das jemals zugeben würdest). Du hast ein YouTube-Video angeschaut, dir drei Tutorials durchgelesen, und dann hast du beschlossen, dass du wirklich für heute keine Zeit mehr hast. Morgen, mein Freund, morgen wirst du alles ändern.
Der Status quo: Baustelle oder Katastrophe?
Du gehst durch den Flur, wo das Projekt, das du vor Monaten begonnen hast, aussieht wie ein ungelöster Fall aus einem Krimi. Manchmal fragt man sich wirklich, ob es nicht einfach ein soziales Experiment von „Mensch gegen Chaos“ ist. Du schaust zu deinem unfertigen Werk, einem Haufen halbverputzter Wände, ein bisschen Farbe an den Ecken und zwei leere Regale, die wie verlassene Schiffe im Sturm wirken. Das einzige, was tatsächlich fertig ist, sind die Entschuldigungen, die du dir jedes Mal ausdenkst, um zu erklären, warum es nicht klappt. „Ach, die Lieferung hat sich verspätet.“ „Ach, es war einfach viel zu kalt, um draußen zu arbeiten.“ „Ach, ich dachte, es regnet morgen!“ Alles vollkommen logisch, oder?
Doch tief in dir drin weißt du: Diese Dauerbaustelle ist wie der Rosmarin im Garten. Du hast ihm nie wirklich Aufmerksamkeit geschenkt, und jetzt ist es zu einem riesigen Busch geworden, der einen halben Garten einnimmt, aber du schaust einfach immer wieder weg. Es sind diese kleinen Dinge im Leben, die man nie zu Ende bringt. Es ist das ewige Anfangen ohne das je Ausführen.
Die Ewigkeit des Neubaus
Du hast dich längst damit abgefunden, dass manche Dinge eben nie fertig werden. Du hast deine Erwartungen auf „mittelmäßig“ heruntergeschraubt und denkst dir: „Naja, wer braucht schon ein vollständig funktionierendes Badezimmer, wenn man ein Badezimmer in einem Zustand hat, der einem Kunstwerk in der Kategorie ‚post-apokalyptisch‘ näherkommt?“ Du spürst, wie du dich immer mehr von den Hoffnungen entfernst, jemals wieder einen Werkzeugkasten in die Hand zu nehmen.
Ein kleiner Trost bleibt dir aber – es gibt da draußen Menschen, die noch größere Baustellen haben als du. Sie sind in den Weiten des Internets zu finden, in den Geschichten von Projekten, die nie abgeschlossen wurden, von unerreichbaren Träumen und der ständigen Entschuldigung, warum es nicht geklappt hat. Manchmal denkst du dir, dass du in dieser Gemeinschaft nicht allein bist, aber anstatt dir ein Vorbild zu suchen, wie man es richtig macht, nimmst du lieber das süße Vergnügen, dich über die endlosen Baustellen anderer zu amüsieren. Man könnte sagen, du bist ein Profi im Verschieben von Zielen und ein Meister der Entschuldigungen. Aber, seien wir ehrlich, was ist schon ein Ziel, das nicht mit einem Glas Wein und einer selbstgemachten Ausrede gefeiert wird?
Der Moment der Erleuchtung: Keine Panik!
Jetzt kommt der Moment, in dem du plötzlich die Eingebung hast, dass alles in Ordnung ist. Du lehnst dich zurück, als hättest du ein kleines Erleuchtungserlebnis gehabt. Du fragst dich: „Warum sollte ich mich hetzen? Ich bin ein freier Mensch, der die Schönheit der Unvollständigkeit schätzt!“ Vielleicht ist das dein neuer Lebensmotto – „Warten, bis es sich irgendwie erledigt“. Es gibt doch nichts Schöneres, als eine Baustelle, die sich selbst baut, oder? Da draußen gibt es Menschen, die ihre Lebensmissionen bis zum letzten Atemzug verfolgen, aber du, du bist der Zen-Meister der stillen Baustellen. Und wer braucht schon diesen wahnsinnigen Stress, alles zu beenden, wenn man sich auf die Kunst des Wartens einlassen kann?
Du schaust auf deine halb verputzten Wände und denkst: „Ein bisschen Patina hat noch nie geschadet.“ Vielleicht sollte man alles, was nicht fertig ist, einfach als „modern“ verkaufen – ein Statement für die Unvollkommenheit des Lebens. Und plötzlich wird dir klar, dass das, was du nie abgeschlossen hast, vielleicht der wahre Erfolg ist. Es gibt keine Fehler, nur „ungeschliffene Diamanten“ im Bauprozess des Lebens.
Und was, wenn…?
Vielleicht ist es das, was du am Ende am meisten liebst: die Möglichkeit, immer wieder neu anzufangen. Die Baustellen in deinem Leben sind nie wirklich eine Katastrophe, sie sind nur der Anfang von etwas viel Großartigerem. Der „Dauerbaustellen-König“ hat keine Angst vor dem Unvollständigen – er weiß, dass es gerade die Lücken sind, die die größte Schönheit ausstrahlen. Vielleicht ist das der wahre Sinn des Lebens: Zu akzeptieren, dass nicht alles glatt läuft und trotzdem die besten Geschichten zu erzählen.
So, mein Freund, das war der Moment, in dem du begriffen hast, dass du eigentlich der Baumeister deiner eigenen, unvollständigen Welt bist. Und in dieser Welt? Da gibt es keinen Druck. Nur du und deine wunderbare, chaotische, aber irgendwie funktionierende Dauerbaustelle. Bleib dran, denn der nächste Schritt? Nun, der ist sicherlich morgen.
Zitat des Tages: „Es gibt keine Fehler, nur unvollständige Projekte.“ – Der Architekt des Lebens