Das Omnifaktum – Kapitel 12: Das Geheimnis der Chronoskala

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Lesedauer 4 Minuten

Kapitel 12: Das Geheimnis der Chronoskala

Augenblicke dehnten sich, der Raum um sie herum verschwamm, als ob die Realität selbst in Wellen zerfloss. Dann fanden sie sich an einem neuen Ort wieder. Es war nicht die Bibliothek von Alexandria, mit ihren erhabenen Hallen voller Wissen und Geheimnisse. Stattdessen standen sie auf einem weiten Platz, umgeben von imposanten Tempeln und monumental gestalteten Bauwerken, deren Spitzen sich in den strahlend blauen Himmel erhoben.

„Wo sind wir?“ fragte Kai, während er sich mit einer Hand die Augen abschirmte. Die blendende Sonne überzog den Platz mit einem goldenen Schimmer, der die Szenerie beinahe unwirklich erscheinen ließ.

„Das hier, meine Freunde,“ sagte Solan mit einem Hauch von Ehrfurcht in der Stimme, „ist das antike Babylon.“

Kai verzog das Gesicht zu einem genervten Ausdruck. „Nicht schon wieder Babylon. Das letzte Mal war schon anstrengend genug. Muss das sein?“

Lyra wandte sich mit ruhiger Stimme an ihn. „Dies ist eine andere Zeit. Wir wissen nicht, was uns hier erwartet. Vielleicht haben wir diesmal eine echte Chance, Antworten zu finden.“

Der Wind wehte sanft über den Platz und brachte den Duft exotischer Gewürze, Rauch von Schmiedefeuern und das lebhafte Treiben eines geschäftigen Marktes mit sich. Händler boten lautstark ihre Waren an: kunstvoll gewebte Stoffe, kostbare Edelsteine und duftende Öle. Die Straßen waren gesäumt von prunkvollen Häusern, deren Fassaden mit bunten Kacheln verziert waren. In der Ferne erhob sich das berühmte Ischtar-Tor, ein strahlendes Meisterwerk aus glasierten Ziegeln, das den Eingang zu einer der größten Städte der Antike markierte.

„Babylon,“ murmelte Lyra, während ihre Augen die Pracht der Stadt bewunderten. „Die Stadt, die einst über Mesopotamien herrschte. Doch was hat das mit der Chronoskala zu tun?“

„Alles,“ sagte eine vertraute Stimme hinter ihnen. Sie drehten sich um und entdeckten Aristarchos, der so plötzlich wieder aufgetaucht war, als wäre er nie fort gewesen. „Die Chronoskala führt uns nicht nur durch Zeit und Raum, sie bringt uns zu Orten von immenser Macht. Babylon ist einer dieser Orte. Hier liegt der Ursprung eines der größten Geheimnisse der Welt verborgen.“

Aristarchos deutete auf einen massiven Tempel, dessen gewaltige Steinsäulen von kunstvoll geschnitzten Statuen bewacht wurden. „Dort drinnen liegt der nächste Schlüssel. Aber seid gewarnt – es wird nicht leicht, ihn zu erreichen.“

Kai zog eine Augenbraue hoch. „Natürlich nicht. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn wir einfach reingehen könnten.“

Mit einem leichten Kopfschütteln führte Lyra die Gruppe über die staubige Straße in Richtung des Tempels. Als sie näher kamen, spürten sie, wie sich die Atmosphäre veränderte. Die Luft schien dichter zu werden, fast elektrisiert, und eine seltsame Beklemmung legte sich auf ihre Gedanken.

„Ich weiß nicht, ob wir hier willkommen sind,“ murmelte Lyra und hielt ihre Hand unwillkürlich an das goldene Armband, das an ihrem Handgelenk glänzte. Die Runen darauf glühten schwach, als ob sie auf die Energie des Ortes reagierten.

„Es ist mehr als nur Unbehagen,“ flüsterte Solan. „Die Priester von Babylon haben diese Geheimnisse seit Generationen bewacht. Und sie werden uns nicht kampflos hineinlassen.“

Vor dem Tempel erhob sich ein goldenes Tor, umrahmt von kunstvollen Darstellungen von Wasserschlangen und mythischen Kreaturen. Als sie näher traten, öffnete sich das Tor lautlos, wie von unsichtbarer Hand bewegt.

„Bereit?“ fragte Kai, als er das Schwert in seiner Hand prüfte. Die Klinge, geschmiedet aus babylonischem Stahl, schien im Licht zu pulsieren. Auch ihre Kleidung hatte sich angepasst – Lyras fließendes Gewand schimmerte in goldenen und blauen Tönen, während Solans Rüstung von filigranen Gravuren durchzogen war.

„Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden,“ erwiderte Lyra, bevor sie entschlossen in die Kühle des Tempels trat.

Der Raum, der sich ihnen eröffnete, war ehrfurchtgebietend. Der Boden war mit prächtigen Mosaiken bedeckt, die Szenen von mythologischen Kämpfen und Götterverehrung darstellten. An den Wänden verliefen uralte Keilschrift-Inschriften, die in das Gestein gemeißelt waren. Im Zentrum des Raumes lag ein Altar, auf dem ein schimmernder Kristall ruhte – eine Aura aus Energie umgab ihn.

„Das muss es sein,“ flüsterte Solan. „Der Schlüssel zur Chronoskala.“

Doch bevor sie den Altar erreichen konnten, erklang eine tiefe Stimme, die den Raum erfüllte: „Nur jene, die die Prüfungen der Elemente bestehen, dürfen das Geheimnis erlangen.“

Eine hochgewachsene Gestalt trat aus den Schatten. Der Mann trug eine prächtige Maske und ein reich verziertes Gewand. „Ich bin Belimor, der Hüter des Wissens. Wenn ihr versagt, wird die Zeit euch verschlingen.“

Die Gruppe nickte entschlossen. Die Prüfungen hatten begonnen.

Die Prüfung des Feuers

Der Tempel war plötzlich nicht mehr still. Eine hitzige Wärme breitete sich aus, als das gesamte Innere in Flammen aufging. Der Boden bebte, als aus den Wänden lodernde Feuer hervor schlugen und die Luft mit knisternder Hitze erfüllten.

„Die Prüfung des Feuers“, murmelte Solan, als er eine Flamme über ihren Köpfen tanzen sah. „Wir müssen lernen, das Feuer zu kontrollieren – nicht zu bekämpfen.

Kai trat einen Schritt vor. „Das ist mein Gebiet“, sagte er und schickte eine Handbewegung in die Luft. „Feuer ist ein mächtiges Element, aber es kann uns auch nützen.“

Aber der Priester Belimor schüttelte den Kopf. „Nicht nur Kontrolle. Ihr müsst euch dem Feuer stellen. Ihr müsst es überwinden.“

Plötzlich bildeten sich Feuerwände um die Gruppe und versperrten die Ausgänge. Die einzige Möglichkeit war, durch die Flammen zu gehen oder zu verbrennen.

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