Das erste Mal wie ein Gewinner denken 

Ein Bild von Bonaire mit einem Steg, der ins Wasser geht, bei einem Sonnenuntergang mit Palmen.
Lesedauer 5 Minuten

Das erste Mal wie ein Gewinner denken

Du stehst am Riff von Bonaire, das Wasser ist so klar, dass du die eigene Angst auf dem Grund liegen siehst. Kein Atemgerät. Nur du, die Tiefe und ein Gedanke, der sich plötzlich anders anfühlt – größer, leichter, als gehörte die Welt dir.

Die meisten Menschen erleben diesen Moment nie. Sie schwimmen an der Oberfläche ihres Lebens, paddeln mit den Armen, schlucken Salzwasser und nennen das „durchhalten“. Dann kommt ein Tag – ein einziger – an dem etwas in ihnen umschaltet. Sie denken nicht mehr „Hoffentlich schaffe ich das“, sondern „Ich hole mir, was mir zusteht“. Dieser Umschaltmoment ist das eigentliche Abenteuer. Er passiert nicht auf Yacht-Partys oder in Vorstandsetagen. Er passiert genau dort, wo du gerade keine Kontrolle mehr hast.

Bonaire, die kleine Karibikinsel vor der Küste Venezuelas, ist ein solcher Ort. Der Bonaire National Marine Park umfasst das gesamte Küstenwasser. Hier gibt es keine Strände mit Liegen und Cocktails, sondern Felsküste, Salzpfannen und ein Riff, das direkt vor der Haustür beginnt. Wer hier freediven will, springt einfach rein. Kein Boot, kein Guide, kein Netz. Nur das Meer und du.

Genau dort stand sie, Johanna Kessler, 34, Logopädin aus Lindau am Bodensee. Johanna hatte ihr Leben lang gedacht wie jemand, der sich entschuldigt, überhaupt da zu sein. Gute Noten, sicheres Beamtenverhältnis, immer freundlich, immer zurückstecken. Als sie vor drei Jahren die Einladung zu einer Freediving-Reise nach Bonaire bekam – ein Geschenk ihrer Schwester – lachte sie erst. Sie, die schon beim Schwimmen im See Panik bekam, wenn sie den Grund nicht mehr sah?

Doch sie sagte ja.

In der kleinen Öko-Lodge aus Treibholz und alten Containerwänden wohnte sie allein in einem Zimmer mit Moskitonetz und Meeresrauschen. Morgens trank sie starken kreolischen Kaffee aus einer Blechtasse, abends einen Rum mit Limette, den der Koch „Papiamento Sunset“ nannte. Tagsüber tauchte sie. Erst zwei Meter, dann fünf, dann zehn. Jedes Mal, wenn sie die Luft anhielt und nach unten glitt, passierte dasselbe: Die ersten zehn Sekunden pure Panik, dann – Stille. Eine Stille, die sich anfühlte wie ein Zuhause, das sie nie kannte.

An Tag sieben geschah es.

Sie war bei 18 Metern. Die Welt oben war ein silberner Schimmer, die Korallen leuchteten in Farben, für die es keine Namen gibt. Ihr Herz schlug langsam, bedächtig, wie das Herz eines Menschen, der nichts mehr beweisen muss. Und plötzlich war der Gedanke da – nicht laut, nicht dramatisch, einfach klar:

„Ich gehöre hierher. Nicht nur ins Wasser. Überall.“

Kein „Ich hoffe, ich schaffe das bis zur Oberfläche“. Sondern: „Ich komme zurück, wann immer ich will.“

Das war der Moment. Das erste Mal wie ein Gewinner denken.

Oben an der Oberfläche brach sie durch, schnappte nach Luft und lachte. Lachte so laut, dass die Pelikane auf den Salzpfannen aufschreckten. Der Guide, ein ruhiger Einheimischer namens Denzel, sah sie nur an und nickte. Er kannte diesen Blick.

Johanna kam zurück nach Lindau. Äußerlich hatte sich nichts geändert. Dieselbe Praxis, dieselben Patienten mit Sprachstörungen, dieselbe kleine Wohnung mit Blick auf den Bodensee. Aber innerlich war eine Schleuse geöffnet. Sie sprach jetzt anders mit ihren Chefs. Sie verlangte die Gehaltserhöhung, die sie sich seit Jahren nicht traute. Sie kündigte sogar, als man sie abwimmelte, und machte sich selbstständig. Heute hat sie eine volle Praxis, Warteliste, und verdient mehr als je zuvor. Sie sagt selbst: „Das Meer hat mir nichts beigebracht über Logopädie. Es hat mir beigebracht, dass ich genug bin.“

Weit entfernt, in einer völlig anderen Welt, erlebte Benjamin Hochreiter, 29, Industriemechaniker aus dem österreichischen Traun, denselben Umschaltmoment – ebenfalls unter Wasser, ebenfalls auf Bonaire.

Benjamin war der Typ Mann, der immer „passt schon“ sagte. Lehre mit Auszeichnung, dann Schichtbetrieb in der Papierfabrik, Überstunden ohne Murren. Er sparte auf ein Haus, das er sich eigentlich gar nicht leisten wollte, weil „man das eben so macht“. Seine Freunde nannten ihn „den Zuverlässigen“. Er selbst fühlte sich unsichtbar.

Ein Kumpel schleppte ihn nach Bonaire mit. Benjamin konnte kaum schwimmen. Die ersten Tage lag er nur am Pool der Lodge und trank kaltes Polar-Bier. Doch als er sah, wie die anderen einfach ins Wasser sprangen und minutenlang weg waren, wollte er es wissen.

Am fünften Tag schaffte er 12 Meter. Er kam hoch, spuckte Salzwasser, zitterte am ganzen Körper – und grinste wie ein Kind. In diesem Moment traf ihn der Gedanke wie ein Blitz aus heiterem Himmel:

„Ich muss nicht immer nur funktionieren. Ich darf auch wollen.“

Drei Monate später kündigte er die Schichtarbeit, schrieb sich an der Abendschule für Maschinenbau ein und nahm einen schlechter bezahlten Job an, der ihm aber Zeit ließ. Heute leitet er ein kleines Team, das Prototypen für nachhaltige Papierproduktion entwickelt. Er sagt: „Ich habe gelernt, dass Luft anhalten nicht nur im Wasser geht. Manchmal muss man im Leben auch die Luft anhalten – und dann mit voller Kraft in die Richtung schwimmen, die man wirklich will.“

Beide, Johanna und Benjamin, haben etwas gemeinsam: Der Ozean nahm ihnen die letzte Ausrede. Dort unten gibt es keine Ablenkung, kein Handy, kein „morgen vielleicht“. Nur dich und die Wahrheit.

Und die Wahrheit lautet: Gewinner denken nicht „Ich versuch’s mal“. Sie denken „Ich hole es mir“.

Du musst nicht nach Bonaire fliegen. Du musst nicht freediven können. Aber du brauchst einen Moment, in dem du spürst: Die Tiefe gehört dir. Vielleicht ist es ein Gespräch, in dem du endlich deine Meinung sagst. Vielleicht ein Projekt, das du jahrelang vor dir herschiebst. Vielleicht einfach der Moment, in dem du aufstehst und die Tür hinter dir zuziehst, weil du weißt, dass drinnen nichts mehr für dich ist.

Dieser Moment kommt. Er kommt immer. Die Frage ist nur, ob du ihn erkennst, wenn er da ist.

Die Stille, die alles verändert

Die Wissenschaft nennt es „Selbstwirksamkeitserwartung“. Menschen, die glauben, dass ihre Handlungen etwas bewirken, erreichen deutlich mehr als diejenigen, die nur hoffen. Eine aktuelle Beobachtung aus der Praxis zeigt: Wer einmal erlebt hat, dass er über sich hinauswachsen kann – sei es beim Sport, in der Kunst oder in einer Krise – verändert sein Denkmuster dauerhaft. Das Gehirn speichert diesen Zustand als neuen Standard.

Genau das passiert beim Freediving. Du bist völlig auf dich zurückgeworfen. Kein Motor, kein Sauerstoff, kein Entkommen. Und genau in dieser absoluten Einsamkeit passiert die Magie: Du merkst, dass du stärker bist, als du je gedacht hast.

Vier Wege, den Gewinner-Gedanken heute schon zu spüren

  1. Suche dir eine Situation, in der du keine Kontrolle hast – und bleibe trotzdem ruhig.
  2. Tu jeden Tag eine Sache, vor der du ein bisschen Angst hast. Nur ein bisschen.
  3. Erinnere dich an einen Moment, in dem du etwas geschafft hast, an das du vorher nicht geglaubt hast. Lass dieses Gefühl wieder hochkommen.
  4. Sprich laut aus, was du willst – als wäre es schon wahr. Nicht „Ich würde gern…“, sondern „Ich mache…“

Johanna und Benjamin haben es im Meer gelernt. Du kannst es überall lernen. In der U-Bahn, wenn du endlich den Sitzplatz nicht mehr anbietest, obwohl du müde bist. Im Gespräch mit dem Chef. Beim Blick in den Spiegel morgens um sechs.

Das erste Mal wie ein Gewinner denken fühlt sich an wie nach Hause kommen – in ein Zuhause, das du immer schon hattest, aber nie betreten durftest.

Tauche ein. Die Tiefe wartet nicht. Sie gehört dir.

Hat dich dieser Beitrag berührt? Dann schreib mir in die Kommentare, wo du deinen „Bonaire-Moment“ schon hattest – oder wo du ihn dir endlich gönnen willst. Teile den Text mit jemandem, der gerade an der Oberfläche paddelt. Und bleib dran für mehr Geschichten, die dich daran erinnern, wer du wirklich bist.

Über mich – Andreas Schulze

Ich bin Andreas Schulze, Schriftsteller und Autor zu persönlicher Entwicklung, Motivation und Bewusstsein. Seit über vier Jahrzehnten untersuche ich, was Menschen antreibt und wie persönliches Wachstum entsteht.

Meine Arbeit basiert auf praktischer Erfahrung und dem Austausch mit Menschen aus verschiedensten Lebensbereichen. Seit mehr als 20 Jahren führe ich Interviews und Gespräche weltweit – heute meist digital über Plattformen wie Zoom oder Microsoft Teams.

Die Erkenntnisse daraus fließen in meine Bücher, Blogbeiträge und Coachings auf Erfolgsebook.com ein. Dabei geht es mir um klare, praktische Ansätze, die helfen, Denken und Entscheidungen bewusster zu gestalten.

Ich sehe meine Aufgabe darin, Erfahrungen und Beobachtungen so aufzubereiten, dass sie anderen mehr Klarheit, Selbstbestimmung und innere Stärke ermöglichen.

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